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Magadinoebene

Mit einer Fläche von ca. 3500 ha ist die Magadinoebene die grösste Ebene im Kanton Tessin. Sie erstreckt sich vom Langensee bis nach Giubiasco und Monte Carasso und liegt auf 193 bis 200 m.

Die ersten Siedlungsspuren gehen auf die spätetruskische und römische Zeit zurück: Die Niederlassungen lagen am Rand der Ebene. Genutzt wurden dafür die verschiedenen Schuttkegel, die zum Teil Schutz vor den Sümpfen und vor Überschwemmungen boten. Während Jahrhunderten war die versumpfte Magadinoebene praktisch unbebaubar und aus gesundheitlichen Gründen nicht bewohnbar. Die im 15. Jahrhundert erwähnte Malaria blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts ein Problem. Häufige Überschwemmungen und Veränderungen im mäandernden Flusslauf des Tessins und seiner Zuflüsse erschwerten die Erschliessung der Ebene.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Magadinoebene ein wichtiges Transitgebiet, weil der Handel über den Gotthardpass vorwiegend die Route entlang des Langensees benutzte. Die Ortschaft Magadino war dabei Güterumschlagplatz für den Handel Richtung Norden bzw. den Piemont und die Lombardei. Diese Situation änderte sich mit dem Bau des Damms zwischen Melide und Bissone 1844-1847 und der Eröffnung der Gotthard-Bahnlinie 1882, deren Haupttrassee neben der Magadinoebene vorbeiführt.

Die 1885 bewilligten Korrektionsarbeiten am Flusslauf des Tessins begannen 1888 und dauerten mit Unterbrechungen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Eindämmungsarbeiten ermöglichten auch eine Urbarmachung, die in vier Hauptschritten 1918-1921, 1929-1942, 1942-1955 und 1956-1961 erfolgte und einen grossen Teil der Schwemmgebiete kultivierbar machte. Damit wurde die Magadinoebene zur grössten Landwirtschaftszone des Tessins, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts rund vier Fünftel der kantonalen Obst- und Gemüseproduktion lieferte.

In der Magadinoebene, einem wichtigen Bindeglied zwischen dem Locarnese und dem übrigen Tessin, liessen sich ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschiedene Industrie-, Handwerks- und Handelsbetriebe sowie der kantonale Flugplatz Locarno-Magadino nieder. Mit einer kantonalen Verordnung von 1974 und weiteren gesetzlichen Vorschriften wurde das Naturschutzgebiet der Bolle di Magadino geschaffen, das eine Fläche von über 600 ha umfasst, eine grosse Biodiversität aufweist und verschiedene Zugvogelarten Zuflucht bietet. Die Schwierigkeit, den Schutz der Agrar- und Naturzone (Projekt eines Flussparks), verkehrstechnische Anforderungen (Verbindungsstrasse zwischen dem Locarnese und der A2, Erweiterung des kantonalen Flugplatzes Locarno-Magadino, Anschluss an die Neat), Bedürfnisse von Handel und Industrie sowie der öffentlichen Dienstleistungen (neue Kehrichtverbrennungsanlage) unter einen Hut zu bringen, führte zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer intensiven Diskussion über Planung und Neugestaltung der Magadinoebene.

Quellen und Literatur

  • H. Flück, H. Bernhard, Die Magadinoebene, 1935
  • R. Broggini, Magadino 1843-1993, 1993
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Sandro Guzzi-Heeb: "Magadinoebene", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2010, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020331/2010-02-25/, konsultiert am 18.04.2024.