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Wigoltingen

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Weinfelden. Das auf einer Anhöhe des Seerückens zwischen Müllheim und Weinfelden liegende Wigoltingen bildet seit 1995 eine politische Gemeinde und umfasst die ehemalige Munizipalgemeinde Wigoltingen mit deren ehemaligen Ortsgemeinden Bonau, Engwang, Illhart und Wigoltingen. 889 Wigoltinga. Politische Gemeinde: 2000 2036 Einwohner. Ehemalige Munizipalgemeinde: 1850 1236 Einwohner; 1900 1529; 1950 1694; 1990 1868. Ehemalige Ortsgememeinde: 1850 359 Einwohner; 1900 689; 1950 824; 1990 1127.

1155 zählten Hof und Kirche Wigoltingen zur Ausstattung des Konstanzer Domkapitels. Eine Offnung datiert von 1403. Bis 1798 gehörte das Niedergericht Wigoltingen mit Engwang, Gillhof, Hasli, Hof, Niederhofen, Tangwang, Wagerswil und Wigoltingen der Dompropstei Konstanz im Kondominat mit der Herrschaft Altenklingen. Die Pfarrei Wigoltingen umfasste ursprünglich ein Gebiet von der Thur bis auf den Seerücken. Im Hochmittelalter wurde Lipperswil zur Pfarrei erhoben und trennte sich von Wigoltingen ab; seit 1487 bildet Märstetten eine eigene Pfarrei. 1528 schloss sich Wigoltingen der Reformation an. Die wenigen katholischen Einwohner besuchten ab 1585 die Messe in Müllheim. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert ist die Kapelle Raperswilen eine Filialkirche von Wigoltingen; die Aufteilung in ein oberes und unteres Kirchspiel führte im 17. und 18. Jahrhundert zu Spannungen. Sonterswil wurde 1859 von der Pfarrei Wigoltingen abgetrennt und der reformierten Kirchgemeinde Lipperswil zugeteilt. Im Wigoltingerhandel kam es 1664 zu Auseinandersetzungen zwischen katholischen Söldnern und Wigoltingern. 1805 wurden die Gemeinde Illhart und Lamperswil der Munizipalgemeinde Wigoltingen zugeteilt. Vieh- und Milchwirtschaft (1869 Käserei) lösten im 19. Jahrhundert den Acker- und Rebbau ab. Nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Winterthur-Romanshorn (1855), die durch das Gemeindegebiet führt, begann die Ansiedlung von Fabriken. Die bis 1923 bestehende Schuhfabrik Brauchli beschäftigte 1895 208 Arbeitskräfte. In der Haslenmühle wurde 1892-1908 eine Zementfabrik und ab 1911 eine Mühle betrieben, die Lebens- und Futtermittel produzierte (ab 1923 Schweizerische Schälmühle E. Zwicky AG). Die Bissegger Holzbau feierte 2008 ihr 100-jähriges Jubiläum. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden neue Wohnquartiere, die heute das Ortsbild der ländlichen Wohngemeinde prägen.

Quellen und Literatur

  • G. Amstein, Die Gesch. von Wigoltingen, 1892
  • Thurgauer Ztg, 22.9.2005; 4.9.2008
  • M.-H. Kesselring-Zollikofer, C.-L. Zollikofer, Das Fideikommiss der Zollikofer von Altenklingen, 2010, 27-36

Zitiervorschlag

Verena Rothenbühler: "Wigoltingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.06.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002029/2017-06-09/, konsultiert am 29.03.2024.