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Bosia

Adelsfam. aus Mendrisio, bereits im 13. Jh. bezeugt (1271: de Buxionibus). Ihre Herkunft ist im Stamm der langobardischen de Mendrixio zu finden, von dem auch die Fam. Torriani abstammt. Die urspr. Verbindung mit den Torriani ist auch dadurch belegt, dass die Fam. mit Letzteren das Patronat über die Adelskirche S. Sisinio in Mendrisio innehatte; ausserdem lagen die zahlreichen Besitzungen der B. im Mendrisiotto, im Luganese, in der Capriasca, in der Carvina (oberes Vedeggiotal) und in Bellinzona an denselben Orten wie die der Torriani. Die bis ins 14. Jh. hinein sehr mächtige Fam. B. residierte in ihrer Burg in Mendrisio. Sie stellte versch. Notare und Kleriker: Ardricus ist 1274-86 als Erzpriester von Bellinzona bezeugt; Ruggero (erw. 1268, ✝︎1294) war Kanonikus der Kathedrale Como, Flaminio 1634-45 Erzpriester von Lugano. Der Niedergang der Fam., der Partei der Guelfen zugehörig, setzte im Lauf des 14. Jh. ein und geht zu einem guten Teil auf die Ermordung von Familienmitgliedern durch die ghibellin. Rusconi zurück. Eine lange Zeit voller Hass und polit. Aversionen zwischen den Fam. mündete in die schreckl. Bluttat, die ― so will es die Überlieferung ― durch das Werben des Vizzardo Rusconi um die Hand Lavinias, einer Tochter des Pietro B., ausgelöst wurde. Als der Heiratsantrag abgewiesen wurde, tötete Vizzardo aus Rache neun Kinder und die Frau des Pietro. Antonio Giorgio, einer der Söhne Pietros, zettelte das Massaker von Castel San Pietro an, um die Morde an seiner Fam. zu rächen. Während der Weihnachtsmesse von 1390 wurden die Rusconi und die Dorfbewohner in der Kirche ― die in Erinnerung an dieses Ereignis auch "rote Kirche" genannt wird ― überrumpelt und über 100 Personen niedergemacht. Das Geschlecht, inzwischen auf wenige Fam. zusammengeschrumpft, erlosch in Mendrisio am Anfang des 19. Jh., während es im Zweig, der sich im Lauf des 18. Jh. ins Luganese verpflanzt hat, weiterlebt.

Quellen und Literatur

  • A. Baroffio, Dei paesi e delle terre costituenti il Cantone del Ticino dai tempi remoti fino all'anno 1798, 1879
  • Schaefer, Sottocenere, 80
  • M. Medici, Storia di Mendrisio, 1980
Kurzinformationen
Variante(n)
Busioni

Zitiervorschlag

Alessandra Maffioli: "Bosia", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.06.2001, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020171/2001-06-21/, konsultiert am 19.03.2024.