vonMohrGR

Niederadlige Vasallenfamilie des Hochstifts Chur. Das Geschlecht stammt aus dem Unterengadin (Engadin), wo es 1280 erstmals bezeugt ist. Seine ständische Herkunft ist unbekannt, möglicherweise waren die von Mohr Ministerialen des Hochstifts Chur. Ihr Stammsitz befand sich in Zernez, wo sie einen Steinturm besassen, der vermutlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut worden war. Beziehungen zu den in Zernez begüterten edelfreien Adelsgeschlechtern (Wildenberg) sind nicht nachweisbar. Hingegen bestand zu den Vögten von Matsch schon im 13. Jahrhundert ein Lehensverhältnis. In Zernez standen die von Mohr möglicherweise mit den sich dort festsetzenden von Planta in Konkurrenz.

Burg Tschanüff (casa nova) in Ramosch. Grundriss und Schrägansicht des Südtrakts vom Burginnenhof aus. Zeichnungen von Johann Rudolf Rahn vom August 1905 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv, Nachlass Rahn).
Burg Tschanüff (casa nova) in Ramosch. Grundriss und Schrägansicht des Südtrakts vom Burginnenhof aus. Zeichnungen von Johann Rudolf Rahn vom August 1905 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv, Nachlass Rahn). […]

Im 14. und 15. Jahrhundert sind die von Mohr besser belegt. Sie wirkten häufig als churbischöfliche Amts- und Lehensträger im Unterengadin, nämlich als Ammänner und ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts als Richter und Kastellane der Burg Ramosch (Tschanüff). Das letztgenannte Amt teilten sie faktisch mit den von Planta. 1311 trat ein von Mohr als Ritter auf, andere Familienmitglieder sind in diesem Stand nicht bezeugt. Die Bedeutung der von Mohr bleibt im Spätmittelalter auf einen lokalen Rahmen beschränkt. Sie gehörten nicht zu den führenden Familien des Ritteradels des Hochstifts Chur. Im 16. Jahrhundert war die Familie Teil der dörflichen Oberschicht, gelangte jedoch weder in Graubünden noch im Veltlin in höhere Ämter. Einzig eine wohl katholische Tiroler Linie schaffte im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert in österreichischen Diensten einen bedeutenden Aufstieg (Maximilian Mohr). Im 17. Jahrhundert stellte das Geschlecht aus der katholischen Zernezer Linie einen Bischof von Chur (Joseph Mohr) und einen Churer Dompropst (Conradin von Mohr), aus der reformierten Linie von Susch im 19. Jahrhundert mehrere Pfarrherren und zwei Historiker (Theodor von Mohr, Peter Conradin von Mohr).

Quellen und Literatur

  • Bischöfliches Archiv Chur, Chur.
  • Staatsarchiv Graubünden, Chur.
  • Schweizerisches Geschlechterbuch, Bd. 3, 1910, S. 377-385.
  • Clavadetscher, Otto P.; Meyer, Werner: Das Burgenbuch von Graubünden, 1984.
  • Planta, Peter Conradin von: «Die Planta im Spätmittelalter», in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft von Graubünden, 126, 1996, S. 225-332.
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Peter Conradin von Planta: "Mohr, von (GR)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.04.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020145/2008-04-25/, konsultiert am 19.03.2024.