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Effinger

Niederadelsfamilie in Brugg, später Patrizierfamilie in Bern. Im 14. Jahrhundert erscheint das Geschlecht im Umkreis habsburgisch-laufenburgischer Ministerialen in Brugg und stellte vom Ende des 14. Jahrhunderts an mehrere Schultheissen, zum Beispiel Hans Friedrich (->). Im 15. Jahrhundert besassen sie einige Twingherrschaften, unter anderem Niederzeihen und Spreitenbach. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts zog eine Linie der Effinger nach Zürich, wo sie in hohe Ämter gelangte, 1471 einen Wappenbrief erhielt und im 16. Jahrhundert ausstarb. Von diesem Zweig stammen vermutlich die Effinger in Einsiedeln ab.

Das Aaretal bei Lenzburg. Aquarell von Albrecht Kauw, um 1670 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen.
Das Aaretal bei Lenzburg. Aquarell von Albrecht Kauw, um 1670 (Bernisches Historisches Museum) © Fotografie Stefan Rebsamen. […]

Nach dem Erwerb von Burg Wildegg mit der zugehörigen Twingherrschaft 1483/1484 durch Kaspar (->) blieb diese bis zum Aussterben der Effinger (1912) Wohnsitz und Zentrum des Familienbesitzes. Jeweils ein Sohn übernahm die Burg und kaufte die Geschwister aus. Um 1770 erreichte der Umfang der Domäne einen Höchststand mit rund 120 ha Acker, Wiesen und Reben sowie einigen Gewerbebetrieben. Mit dem Kauf von Wildegg erwarben die Effinger das Berner Bürgerrecht (Gesellschaft zum Distelzwang), nahmen vermehrt in Bern Wohnsitz und gehörten ab 1680 zu den regierenden Familien: Franz Christoph (->) war als erster Effinger Mitglied des Grossen Rats, Franz Victor (->) gehörte ab 1788 dem Kleinen Rat an, 1795 erhielt das Geschlecht sechs Sitze im Grossen Rat. Bernhard (->), Christoph (->), Hans Ludwig (->) und Johann Bernhard (->) waren für Bern als Gesandte tätig. Im 19. Jahrhundert vertrat die Familie konservative Positionen und verlor ihre Ämter und Parlamentssitze, so Ludwig Albrecht (->) 1808 im Kanton Aargau und Rudolf Emanuel (->) 1831 im Kanton Bern. Einzig Friedrich Ludwig (->) prägte als langjähriger Berner Gemeindepräsident das politische Leben der Bundesstadt. Im 17. Jahrhundert – Hans Thüring (->) und Franz Friedrich (->) – und erneut im 19. Jahrhundert besassen die Effinger auch Schloss Wildenstein (AG), nach 1778 weitere Landsitze aufgrund der Erbschaften von Sigmund Effinger und Sophie von Erlach, Kindern aus erster Ehe von Niklaus Albrecht (->). Von der Mitte des 15. bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts stammten die Ehepartner der Effinger meist aus dem ostschweizerisch-süddeutschen Landadel, nachher fast ausschliesslich aus dem bernischen Patriziat. Mit 130 Angehörigen von 1550 an waren die Effinger zahlenmässig ein kleines Geschlecht. Bis ins 18. Jahrhundert überwogen Mädchengeburten, nach 1780 nahm die Kinderzahl pro Familie stark ab.

Das Prestige der Familie zeigen Schloss Wildegg, die Kirche von Holderbank (AG) mit Familiengruft, aber auch die sogenannte Türkenbeute Bernhards und der Becher, den die Effinger mit der Teilnahme von Kaspar an der Schlacht bei Murten in Verbindung brachten. 1812 wurde eine Familienstiftung errichtet.

Quellen und Literatur

  • BBB und ACV, Bestände des Schlossarchivs Wildegg
  • B. Meier, "Gott regier mein Leben": die Effinger von Wildegg, 2000
  • F. Müller, Aussterben oder verarmen?: die Effinger von Wildegg, 2000
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Effinger von Wildegg
von Effinger

Zitiervorschlag

Felix Müller: "Effinger", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.11.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020040/2005-11-07/, konsultiert am 29.03.2024.