de fr it

vonTengen

Zuerst Freiherren-, ab 1422 Grafengeschlecht im schweizerisch-süddeutschen Raum. Erstmals wird ein Gerold von Tengen 1080 im Umfeld der Grafen von Nellenburg erwähnt. Ab dem 12. Jahrhundert als Hochfreie (nobiles) bezeichnet, finden sich im 13. Jahrhundert Angehörige der von Tengen im Gefolge der Grafen von Kyburg. Die frühen genealogischen Zusammenhänge sind ebenso offen wie der Bezug zur Burg Tengen im nördlichen Hegau. Die 1249 erstmals erwähnte Burg ging bereits um 1300 teilweise an die Grafen von Habsburg über.

Die bis ins 14. Jahrhundert lückenhafte und einseitige Überlieferung erweckt den Eindruck eines eigentlichen Ausverkaufs aller gehaltenen Güter. Demgegenüber ist aber festzuhalten, dass die Freiherren lange über einen umfangreichen, weit gestreuten Besitz verfügten und ihren Rang – ablesbar am Konnubium unter anderem mit den Freiherren von Krenkingen und von Eschenbach – bis ins ausgehende Mittelalter wahrten. Als Zentrum und Bindeglied ihrer Herrschaft gewann Eglisau mit der Burg als Wohnsitz der von Tengen, dem Städtchen und der Rheinbrücke besondere Bedeutung.

Noch im 14. Jahrhundert erstreckten sich die Herrschaftsrechte von der Burg und dem Städtchen Tengen bis an den Zürichsee. Zunehmende Verkäufe weisen allerdings auf den Substanzverlust hin und führten zu einer Konzentration der insgesamt lockeren Herrschaft auf die Region Eglisau. Auch in politischer Hinsicht bleiben die Freiherren wenig fassbar: Im Umfeld der Habsburger nur sporadisch anzutreffen, standen die von Tengen eher in Kontakt mit den Königen aus dem Haus Luxemburg sowie den benachbarten Städten Zürich und Schaffhausen. So belehnte Kaiser Karl IV. Johann von Tengen 1359 mit dem hohen Gericht in Eglisau und 1434 gewährte Kaiser Sigismund den Landgrafen das Privilegium de non evocando, die damit die Befreiung von der königlichen Gerichtshoheit erlangten.

Dank der Heirat von Johann mit Margrethe von Nellenburg kam die Familie 1422 in den Besitz der Landgrafschaft Nellenburg, wurde in den Grafenstand erhoben und erlebte eine kurze Blütezeit. Um 1460 verkauften die Grafen jedoch Eglisau an die Freiherren Gradner und bis spätestens 1465 die Landgrafschaft an Erzherzog Sigismund von Habsburg. Danach zogen sie sich nach Tengen im Hegau zurück. Zwischen Habsburg wie auch Zürich und Schaffhausen lavierend, veräusserte schliesslich 1522 der verschuldete Graf Christoph (1539) den Stammsitz an das Haus Habsburg. Mit seinen Kindern starb die Familie 1591 in der Nähe von Horb am Neckar aus.

Quellen und Literatur

  • S. Krezdorn, «Die letzten Gf. von Nellenburg», in Hegau 29/30, 1972/73, 7-56
  • M. Bittmann, «"Uralten Geschlechts und Herkommens"», in Tengen, 1991, 61-91
  • W. Baum, «Die Habsburger und die Grafschaft Nellenburg bis zu deren Übergang an Österreich (1275-1465)», in Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 110, 1992, 73-94
  • F. Lamprecht, M. König, Eglisau, 1992

Zitiervorschlag

Peter Niederhäuser: "Tengen, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.07.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019781/2011-07-22/, konsultiert am 29.03.2024.