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vonRinggenberg

vonBrienz

Der Minnesänger Johannes von Ringgenberg. Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift, um 1325-1330 (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Fol. 190v).
Der Minnesänger Johannes von Ringgenberg. Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift, um 1325-1330 (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Fol. 190v). […]

Adlige Familie. Die ab 1231 als Inhaber der Reichsvogtei am Brienzersee amtenden Ringgenberg nannten sich erst Vögte von Brienz, nach Verlegung des Sitzes in die Burg Ringgenberg ob Ringgenwil um 1240 indessen bald Ringgenberg (1262 Ringenberc). Ihre Herkunft ist umstritten und wird aufgrund eines nur gütergeschichtlich nachweisbaren Zusammenhangs mit einem hochadligen Brüderpaar von Oppligen (1146 erwähnt) entweder im Kanton Uri oder im bernischen Seeland vermutet, von wo aus sich ein Zweig der Familie ab dem 12. Jahrhundert am rechten Brienzerseeufer niedergelassen haben soll. Ein anderer Zweig ist ab dem frühen 13. Jahrhundert im Wallis unter dem Namen von Raron bekannt, wobei ein Zusammenhang dieser Zweige nur für 1219 mit den Brüdern Cuno und Arnold von Brienz, Stifter des Lazariterhauses in Seedorf (UR) einerseits und mit Rudolf und Heinrich von Raron andererseits belegt ist. Der frühe Allodialbesitz der Familie von Brienz umfasste die volle Herrschaft am rechten Ufer und am oberen Ende des Brienzersees sowie Güter in Unterwalden, Uri und in der Bielerseeregion. Konnubium bestand mit den Freiherren von Wädenswil, dem Unterwaldner Landammännergeschlecht von Hunwil und ansonsten vor allem mit ritteradligen Geschlechtern. Um 1250 scheinen die Ringgenberg in eine gewisse Lehensabhängigkeit von den Grafen von Kyburg getreten zu sein.

Johannes (->) erwarb sich als Gefolgsmann von Kaiser Heinrich VII. das Recht zum Einzug aller entfremdeten Reichslehen im burgundischen Raum, das er aber nicht geltend machen konnte. In den im 14. Jahrhundert zunehmenden Auseinandersetzungen um die Hegemonie im Oberland zwischen der Stadt Bern und der österreichischen Landesherrschaft versuchte er die eigenen Interessen mit Hilfe einer lavierenden Politik zu wahren. Als Habsburg-Österreich nach 1315 von einer Vorherrschaft im Berner Oberland absah und Bern an dessen Stelle rückte, distanzierte sich Johannes von Bern und wurde Gefolgsmann des von Bern nicht anerkannten Kaisers Ludwig des Bayern. Die bereits vor Mitte des 14. Jahrhunderts fassbare Verschlechterung der ökonomischen Lage der Familie verstärkte sich unter dem Sohn von Johannes, Philipp II. (1331-1374 erwähnt), der politischen Rückhalt mittels ehelicher Verbindung mit den von Hunwil in Unterwalden suchte. 1351 verpfändete er einen Teil der Herrschaft inklusive Burg an die Propstei Interlaken. Als Philipps Sohn Petermann (1358-ca. 1390 erwähnt, 1378 in Thun, 1386 in Bern eingebürgert) versuchte, die Finanzen mit Hilfe einer Steuererhöhung zu verbessern, führte dies 1380-1381 zu einem Aufstand der Vogtleute, dem sogenannten Ringgenberger Handel. Petermann starb um 1390/1391 ohne männlichen Erben. Seine Töchter Beatrix und Ursula hielten das Reichslehen Ringgenberg bis zum Verkauf ans Kloster Interlaken 1411 und 1439.

Quellen und Literatur

  • R. Durrer, «Die Frh. von Ringgenberg, Vögte von Brienz, und der Ringgenberger Handel», in JSG 21, 1896, 195-392
  • D. Rogger, Obwaldner Landwirtschaft im SpätMA, 1989, 104-115

Zitiervorschlag

Franziska Hälg-Steffen: "Ringgenberg, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 09.11.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019755/2010-11-09/, konsultiert am 19.03.2024.