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vonRaron

Adelsfamilie, die im Wallis vom 13. bis 15. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte. Wie andere Adelsfamilien, die im Mittelalter im Oberwallis begütert waren, sind auch die Freiherren von Raron nicht einheimischen Ursprungs. Es besteht eine Verwandtschaft mit den Freiherren von Ringgenberg im Berner Oberland. Die Familie besass bereits im 12. Jahrhundert Allodialgut in Raron. Der Walliser Zweig der Edelfreien (nobiles), der den Namen der Stammburg in Raron annahm, liess sich wohl zu Beginn des 13. Jahrhunderts dauerhaft dort nieder und genoss am Sittener Bischofshof bald grosses Ansehen.

Als Ahnherr der Walliser Dynastie gilt der Ritter Heinrich, Herr von Mannenberg im Simmental, Viztum von Raron und Leuk und als solcher Vasall des Bischofs von Sitten. 1220 schlichtete er einen Streit zwischen Bischof Landrich von Mont und den Freiherren vom Turn. Seine drei Söhne Amadeus, Johannes und Ulrich begründeten die drei Walliser Linien der Familie, sein vierter Sohn Heinrich (->) trug als Landesherr und Bischof von Sitten zum raschen Aufstieg der Familie bei. Heinrich verhalf seinen Neffen zu bischöflichen Ämtern und Lehen, gleichzeitig wurden einige Familienmitglieder auch Lehensträger Savoyens, wodurch Einfluss und Reichtum der von Raron anwuchsen.

Dem Stamm des Ritters Amadeus (1210-1256 erwähnt) fielen Burg und Herrschaft Mannenberg zu. Seine Nachfahren liessen sich im 13. Jahrhundert in Visp, wo sie Herrschaftsrechte erwarben, und im Val d'Hérens, wo sein Sohn Hugo die Herrschaft Villa erbte, nieder. Bischof Wilhelm III. (->) gehörte dem Zweig von Villa an. Im Raronhandel (1415-1420) kämpften die von Raron von Visp, die auch in Naters begütert waren, und Villa auf der Seite der Zenden. 1337 erwarb Johannes, ein Vertreter des Zweigs von Mannenberg, der mit einem gleichnamigen Nachfahren 1441 erlosch, das Burgerrecht von Bern. Auch im Wallis starben die letzten Vertreter des Stamms von Amadeus im 15. Jahrhundert.

Der Stamm des Ritters Johannes (1234-1247 erwähnt) erbte das Vizedominat mit den Gütern und der Stammburg in Raron. Seine Söhne waren Bischof Heinrich von Sitten (1273 gewählt, 1274) und Rudolf, der durch eine Erbschaft das wichtige Vizedominat von Sitten in den Familienbesitz brachte. 1303 erlosch dieser Stamm in dritter Generation.

Dem Stamm des Ritters Ulrich (1235-1260 erwähnt) fielen das Vizedominat von Leuk und die Herrschaft Holz zu. Seine Nachkommen blieben im 13. Jahrhundert im Hintergrund, erst Rudolf und dessen Sohn Peter (->) waren politisch tätig. Rudolf residierte in Leuk, war aber auch im Berner Oberland begütert. Während des kriegreichen Episkopats Witschard Tavels 1342-1375 waren Rudolf und Peter die treuesten und einflussreichsten Ratgeber des Bischofs. Als Dank erhielt Peter Lehen und Ämter, was ihn zum mächtigsten Vertreter der Familie machte. Durch seine Ehe mit Beatrix d'Anniviers kam der neue Stammsitz im Val d'Anniviers, die Burg Beauregard, in den Familienbesitz. Peter erwarb in Conthey, Niedergesteln und im Vispertal bedeutende Güter und Rechte aus dem ehemaligen Besitz der Freiherren vom Turn und führte die Familie damit zum Höhepunkt ihrer Macht: 1391 wurden seine Söhne Wilhelm I. (->) und Witschard (->) Bischof von Sitten bzw. Landeshauptmann. Während des Raronhandels sorgten die Oberwalliser Zenden, welche die von Raron bisher unterstützt hatten, für deren Untergang: Bischof Wilhelm II. (->) wurde 1418 abgesetzt und Witschard musste 1420 auf seine Ämter und Ansprüche verzichten. Dessen Söhne Hildebrand, der den Stammbesitz der Familie im Wallis verwaltete, und Petermann (->), der ins Toggenburg zog, starben kinderlos, womit auch dieser Stamm erlosch.

Quellen und Literatur

  • E. Hauser, Gesch. der Frh. von Raron, 1916
  • A. Fibicher, Walliser Gesch. 2, 1987, 41-52

Zitiervorschlag

Hans Kalbermatten: "Raron, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.07.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019752/2010-07-28/, konsultiert am 28.03.2024.