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vonHabsburg

vonÖsterreich

Grafen von Habsburg (erstmals in Originalurkunde von 1108), Herzöge von Österreich ab 1282, Erzherzöge ab 1360, römisch-deutsche Könige und Kaiser mit Unterbrüchen zwischen 1273 und 1806, Grafen von Tirol ab 1363, Landesherren in Vorderösterreich ab 1368, Herzöge von Burgund ab 1477, Könige von Spanien 1516-1700, von Böhmen 1438 und von Ungarn 1526. Zwischen 1273 und 1806 standen sie – von einigen Unterbrüchen abgesehen – dem Heiligen Römischen Reich vor, dann waren sie 1806-1918 Kaiser von Österreich (Monarchie Österreich-Ungarn ab 1867).

Ansicht der Habsburg und ihrer Umgebung. Stich nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Meier für die Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgica, die 1737 in Wien von Marquard Herrgott veröffentlicht wurde (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
Ansicht der Habsburg und ihrer Umgebung. Stich nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Meier für die Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgica, die 1737 in Wien von Marquard Herrgott veröffentlicht wurde (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Die frühen Habsburger

Die Habsburg von Norden. Aquarell des Glasmalers Hans Ulrich Fisch im Wappenbuch der Erzherzöge zu Österreich und Grafen von Habsburg, 1622 (Staatsarchiv Aargau, Aarau, V/4-1985/0001, Fol. 24r; e-codices).
Die Habsburg von Norden. Aquarell des Glasmalers Hans Ulrich Fisch im Wappenbuch der Erzherzöge zu Österreich und Grafen von Habsburg, 1622 (Staatsarchiv Aargau, Aarau, V/4-1985/0001, Fol. 24r; e-codices). […]

Eine zusammenhängende Filiation für die ersten Generationen lässt sich nur darstellen aufgrund der genealogischen Aufzeichnungen in den um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandenen Acta Murensia und aufgrund des sogenannten Testaments von Wernher von Habsburg, das um 1085 als auf 1027 datierte Fälschung hergestellt worden ist. Weiter zurückreichende Genealogien (trojanischer, ägyptischer, römischer oder zähringischer Herkunft) sind zum Teil erst relativ spät entstanden und sollten die Position der Königs- und Kaiserdynastie unterstreichen. Die Identifizierung des Stammvaters Guntram des Reichen (973) nach den Acta Murensia mit einem um 952 als Grafen am Oberrhein urkundlich erwähnten Guntram lässt die These einer Herkunft der Habsburger aus dem elsässischen Herzogsgeschlecht der Etichonen möglich erscheinen, zumal sie durch frühen Besitz im Oberelsass und Breisgau gestützt wird. Ein zweites altes Besitzzentrum findet sich im nördlichen Aargau mit Schwerpunkt am Zusammenfluss von Reuss und Aare (Eigenamt) sowie um das Kloster Muri. Die Identifizierung von Guntrams Sohn Kanzelin, Grafen von Altenburg (wahrscheinlich Altenburg bei Brugg) mit einem Landolt, Grafen im Thurgau, wird neuerdings bestritten. Nach 1000 erfolgte eine Phase inneren und äusseren Herrschaftsausbaus: Guntrams Enkel Radbot gründete nach 1020 das Benediktinerkloster Muri, sein Bruder Rudolf um 1045 das Kloster Ottmarsheim (Oberelsass), beide als Eigenkirchen mit Kastvogteirechten. Die Habsburger waren auch Kastvögte des Klosters Murbach im Elsass mit seinem Tochterkloster St. Leodegar in Luzern. Die Habsburg als Herrschaftsmittelpunkt wurde ebenfalls um 1020 von Radbot oder Wernher errichtet. Weitere frühe Burgen waren Wildegg, Brunegg und Limburg im Breisgau. Der Ausbau habsburgischen Besitzes vom 12. Jahrhundert an und der Aufbau der Territorialherrschaft erfolgte vor allem durch den Erwerb von Vogteien und Grafschaftsrechten. So waren die Habsburger spätestens ab Ende des 11. Jahrhunderts Landgrafen im Oberelsass sowie Vögte des Strassburger Hochstifts und erwarben in der Gefolgschaft der Staufer sowie durch Konnubien mit den Grafen von Lenzburg, von Pfullendorf und vor allem von Kyburg Ansprüche auf deren Erbe: 1172-1173 die Grafschaft im westlichen Zürichgau mit Schwyz und Unterwalden, die Grafschaft im Aargau und die Vogtei über das Kloster Säckingen, aus der zähringischen Erbschaft die Reichsvogtei über Uri 1218-1231.

Die Linie Habsburg-Laufenburg

Eroberung von Glanzenberg durch Zürcher Truppen und Rudolf I. während der Regensberger Fehde von 1267. Illustration aus der Schweizer Chronik von Christoph Silberysen, 1576 (Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau, MsWettF 16: 1, S. 113; e-codices).
Eroberung von Glanzenberg durch Zürcher Truppen und Rudolf I. während der Regensberger Fehde von 1267. Illustration aus der Schweizer Chronik von Christoph Silberysen, 1576 (Aargauer Kantonsbibliothek, Aarau, MsWettF 16: 1, S. 113; e-codices).

Bis in das 13. Jahrhundert verlief der Erbgang linear, da überzählige männliche Vertreter ohne Erben starben. Eine erste Hausteilung fand 1232-1234 und 1238-1239 statt zwischen den Brüdern Albrecht IV., Begründer der älteren Linie, und Rudolf III., Begründer der habsburgisch-laufenburgischen Linie. Diese Linientrennung wird in der neueren Forschung als funktional aufgeteilte Verwaltungstrennung ohne Aufhebung der Gesamthand für die Lehen angesehen. Sie bildete sich erst durch die rivalisierende Politik zwischen Kaiser und Papst, vollends in den 1270er Jahren, stärker heraus und ging in eine räumliche Teilung über. Obwohl anfänglich vom Umfang der Herrschaft her noch nicht auf die Rolle der Nebenlinie festgeschrieben, gelang Rudolf III. (I. von Habsburg-Laufenburg) der Aufbau eines eigenen Herrschaftszentrums in der Innerschweiz mittels Errichtung der Burg Neu-Habsburg um 1240 nicht. Laufenburg wurde darauf unter seinem Sohn Gottfried I. zum Herrschaftsmittelpunkt. Heiratsverbindungen sind belegt mit den Freiherren von Regensberg, den Grafen von Kyburg, von Rapperswil, von Öttingen, von Neuenburg und von Montfort, während Johann IV. sich mit einer Ritteradligen von Landenberg-Greifensee verheiratete und die Kinder aus dieser ungenossamen Ehe in den Grafenstand erheben lassen musste. Ein Konflikt mit dem Hauptrepräsentanten der älteren Linie, dem späteren König Rudolf I. (IV. von Habsburg), wurde um 1254 beigelegt. Um 1269 wurde von Eberhard, der die Erbtochter des Hauses Kyburg ehelichte und ein Bruder von Gottfried I. war, eine Herrschaftsteilung gefordert, was zur endgültigen Abspaltung der westlich der Aare gelegenen Herrschaftsteile als Grafschaft Neu-Kyburg führte. Gottfrieds Sohn Rudolf III. (1270-1315) verstarb, ohne dass es ihm gelungen wäre, seine Position, die er durch seine Heirat mit der Rapperswiler Erbtochter Elisabeth von Rapperswil verbessert hatte, zu konsolidieren. Spätestens ab 1282 spielte das Gesamthandrecht keine Rolle mehr. Rudolf sowie Rudolf III. stellten sich gegen König Albrecht I. von Habsburg. Der 1305 erstmals erwähnte Johann I. (1337 bei Grinau in einem Gefecht mit Zürchern), Sohn Rudolfs III., erscheint bereits deutlich in der Abhängigkeit der älteren habsburgischen Linie. Seine drei Söhne Johann II., Rudolf IV. und Gottfried II. teilten 1353 die Herrschaft territorial auf. Dem wirtschaftlichen Niedergang versuchten zwei der Brüder zu entfliehen, indem sie sich in kriegerische Unternehmen in Italien stürzten. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam es zu Veräusserungen, vor allem an die Herzöge von Habsburg-Österreich. Rudolfs IV. ab 1372 bezeugter Sohn Johann IV. starb 1408 als letzter männlicher Vertreter der Habsburg-Laufenburger.

Der Aufstieg zur Königsdynastie

Rudolf IV., dem späteren König Rudolf I. und Sohn Albrechts IV., gelang die systematische Vergrösserung der habsburgischen Hausmacht im Interregnum, indem er die auseinanderbrechenden Strukturen zum Erwerb von Reichspfandschaften, Erbanwartschaften und anderen Rechtstiteln nutzte, zum Beispiel 1254 durch die Erwerbung der Vogtei über das Kloster St. Blasien als Ausgangspunkt für die habsburgische Herrschaftsbildung im Südschwarzwald. Aus dem kyburgischen Erbe, das Rudolf gegen Ansprüche des Hauses Savoyen weitgehend an Habsburg ziehen konnte, stammte neben der habsburgisch beeinflussten Herrschaft Neu-Kyburg der Besitz im Gebiet der nachmaligen Ost- und Nordostschweiz, so unter anderem die Landgrafschaft über den Thurgau sowie Glarus, Gaster und die Kastvogtei über das Kloster Schänis. Bereits vor seiner Wahl zum römisch-deutschen König 1273 war Rudolf so zu einem der mächtigsten Territorialherren in Südschwaben aufgestiegen. In den folgenden Jahren bis zum Verlust des Königtums 1308 bzw. 1314 kann zwischen habsburgischer Hausmachts- und Reichspolitik nicht immer scharf unterschieden werden. Bezüglich der Revindikation des Babenberger Erbes in den österreichischen Ländern zu Handen des Reichs hatte er gegen König Ottokar von Böhmen Erfolg (Schlacht bei Dürnkrut 1278). Die wiedergewonnenen Reichslehen, die Herzogtümer Österreich und Steiermark sowie Krain und Windische Mark verlieh er 1282 an seine Söhne Albrecht I. und Rudolf II. zu gesamter Hand, Kärnten an Meinhard I. von Görz-Tirol. Damit gelang es dem Haus Habsburg, im Südosten des Reichs Fuss zu fassen. Hier boten sich für den Ausbau einer geschlossenen Landesherrschaft günstigere Voraussetzungen als in den Stammlanden, wo die Wiedererrichtung des Herzogtums Schwaben das ganze Mittelalter hindurch nicht gelang.

Durch die Verleihung der Herzogtümer Österreich und Steiermark zählten Albrecht I. und seine Söhne zum Reichsfürstenstand (Fürstentümer). In der Rheinfelder Hausordnung von 1283 wurde die Alleinherrschaft Albrechts I. in den österreichischen Ländern festgeschrieben und damit die Gesamthand durchbrochen. Trotzdem blieb das Interesse am habsburgischen Stammbesitz vorläufig noch ebenso zentral. Erfolgreich waren die Massnahmen zur Sicherung des Landfriedens, die Einbindung der staufischen Ministerialität und die Anstrengungen zur Verwaltung des Reichsguts. Im Südwesten betrieb König Rudolf I. in seinen letzten Lebensjahren eine entschlossene Erwerbspolitik mit dem Ziel der Integration von Haus- und Reichsbesitz. So erwarb er 1277 Freiburg, in den 1270er Jahren die Herrschaft Grüningen sowie Rapperswiler Lehen der Klöster Einsiedeln und St. Gallen, unterwarf 1288 Bern und kaufte 1291 die Grundherrschaft über die Höfe des Klosters Murbach-Luzern.

Darstellung von Vorderösterreich im linken Teil einer Doppelkarte. Kupferstich, 1540/1550 (Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv).
Darstellung von Vorderösterreich im linken Teil einer Doppelkarte. Kupferstich, 1540/1550 (Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv). […]

Da Rudolf I. die Kaiserwürde nicht erlangte und damit die Nachfolgefrage nicht im Sinne des Hauses Habsburg regeln konnte, versuchte er die Kurfürsten, die grösstenteils bereits durch Konnubien in die habsburgische Hausmachtspolitik integriert worden waren, auf die Wahl seines Sohnes Rudolf II., nach dessen Tod 1290 auf Albrecht I. festzulegen. Nach seiner Nichtwahl 1291 (die Wahl sollte 1298 erfolgen) setzte Albrecht in Österreich seine bereits 1282 begonnene energische Herrschaftspolitik fort. Er erreichte hier wie in den habsburgischen Vorlanden, wo die Opposition der von der habsburgischen Territorialpolitik Geschädigten die landesherrliche Stellung der Dynastie zeitweilig gefährdete (antihabsburgische Koalition des Grafen von Savoyen mit Bern, Zürich, Luzern, dem Abt von St. Gallen und dem der Laufenburger Linie entstammenden Konstanzer Bischof Rudolf), eine Stabilisierung. Erfolgreich verlief die habsburgische Hausmachtspolitik in dieser Zeit im Osten des Reichs, wo Böhmen nach dem Tod des letzten Przemysliden 1306 als erledigtes Reichslehen kassiert und als Königtum an Albrechts Sohn Rudolf III. (1307) übertragen wurde. Die Auseinandersetzung um die böhmische Nachfolge war noch offen, als Albrecht I. 1308 ermordet wurde. Hier zeitigte der Widerspruch zwischen der im Haus Habsburg traditionellen Belehnung zu gesamter Hand (mit impliziter Verteilung der Verwaltung auf alle Söhne unter Vorrang des ältesten Sohns) und der Festlegung der Alleinherrschaft Albrechts I., ohne dass sein Bruder Rudolf II. und dessen Sohn Johannes («Parricida») wie vereinbart angemessen abgefunden worden wären, erstmals weitreichende Folgen für die Dynastie. Habsburg verlor sowohl seine Aussichten auf eine Etablierung in Mitteldeutschland und Böhmen als auch die Möglichkeit zur Errichtung einer Erbmonarchie im Reich.

Der Ausbau der Hausmacht

Nach der Verständigung mit König Heinrich VII. 1309 nahm vor allem Leopold I. die Verfolgung der Königsmörder zielstrebig an die Hand und zog deren Güter an Habsburg. Der frühe Tod Heinrichs VII. 1313 liess die Erwerbung der Königskrone erneut möglich erscheinen. Die Doppelwahl vom 19./20. September 1314 führte mit den bis 1322 dauernden Kämpfen Friedrichs des Schönen gegen den Wittelsbacher Ludwig den Bayern, der einer Entscheidung auf dem Schlachtfeld lange auswich, zu einer Stagnation des inneren Herrschaftsausbaus. In den Vorlanden verschärfte sich in dieser Zeit der Gegensatz zwischen Habsburg und den Waldstätten, die für Ludwig Partei ergriffen und sich ihre gegen Habsburg gerichtete Reichsunmittelbarkeit bestätigen liessen. Die Bedeutung des Morgartenkriegs 1315 innerhalb dieser Auseinandersetzungen ist heute allerdings umstritten. Die Anerkennung Friedrichs als Mitkönig durch Ludwig 1325 hat der Habsburger kaum noch aktiv genutzt. Waren die österreichischen Länder bisher nicht viel mehr als der wirtschaftliche Hintergrund beim Kampf um das Königtum gewesen, so wandte sich die Dynastie nach dem Verlust der Königswürde vor allem unter Friedrichs jüngerem Bruder Albrecht II. stärker dem Aufbau der Territorialherrschaft in diesen Gebieten zu. Weiter greifende Heiratsverbindungen, so, neben den Verbindungen zu reichsfürstlichen Häusern, auch mit dem französischen und dem aragonesischen Königshaus, sind ein Indiz für das europaweite Prestige der Dynastie in dieser Zeit. 1335 gelang die Erwerbung des Reichsherzogtums Kärnten, und 1363 wurde die Grafschaft Tirol dem österreichischen Länderkomplex angegliedert. Sie bildete eine Landbrücke zwischen den Stammlanden und den österreichischen Ländern. In den Vorlanden spitzten sich in den 1350er Jahren zum Teil bereits seit Morgarten schwelende Konflikte in den Auseinandersetzungen mit Zürich und den mit diesem verbündeten Waldstätten (Zürcher Bund von 1351) wegen des zürcherischen Zugriffs auf habsburgische Herrschaftsgebiete im Aargau, in Zug und Glarus zu. Während die faktisch bereits länger verlorenen Ansprüche in Schwyz und Unterwalden aufgegeben werden mussten, konnte sich Habsburg im Regensburger Frieden 1355 als Hegemonialmacht im östlichen Mittelland gegen Zürich behaupten. Rudolf IV. (1339-1365), ab 1357 Regent in den Vorlanden und als Schwiegersohn König Karls IV. Inhaber der Reichslandvogtei im Elsass, übernahm als ältester Sohn Albrechts II. 1358 faktisch die Alleinherrschaft. Sein ausgeprägtes dynastisches Bewusstsein, das ihm mittels Urkundenfälschung (Fälschungskomplex um das sogenannte Privilegium Maius) die Stellung des Hauses Habsburg gegenüber dem Reich und den konkurrierenden Königsdynastien der Wittelsbacher und Luxemburger festigen und wahrscheinlich auch den Rang unmittelbar nach den Kurfürsten sichern sollte, sowie seine Titelanmassungen (Titel «Erzherzog») brachten ihn vorübergehend in Gegensatz zu König Karl IV. Für eine solide habsburgische Position, aber auch für die Ambitionen in dieser Periode sprechen der Ausbau Wiens zur fürstlichen Residenzstadt (erste Universität 1365, Stephansdom). Aus einem heterogenen Herrschaftsverband konstituierte sich in dieser Zeit das «Haus Österreich». 1362 und 1364 wurden wechselseitige Erbverträge mit den ungarischen Anjou und den böhmischen Luxemburgern geschlossen.

Herrschaftsteilungen

Querschnitt durch die Fürstengruft in der Klosterkirche Königsfelden. Kolorierte Handzeichnung zum archäologischen Fundbericht anlässlich der Graböffnung 1739 (Staatsarchiv Aargau, Aarau, AA/0458a, S. 11).
Querschnitt durch die Fürstengruft in der Klosterkirche Königsfelden. Kolorierte Handzeichnung zum archäologischen Fundbericht anlässlich der Graböffnung 1739 (Staatsarchiv Aargau, Aarau, AA/0458a, S. 11). […]

In den Jahrzehnten nach dem kinderlosen Tod Rudolfs IV. 1365 kam es zu einer krisenhaften Entwicklung (interne Konflikte, Auseinanderstreben), die das Erreichte in Frage stellte. Nachdem seine jüngeren Brüder Albrecht III. und Leopold III. zunächst unter anderem durch den Erwerb von Freiburg im Breisgau 1368 und der Landgrafschaft Montfort-Feldkirch 1375 eine weitere herrschaftliche Arrondierung eingeleitet hatten, kam es von den 1370er Jahren an wegen der in den Hausverträgen nur unzulänglich geregelten Erbfolge und einer zunehmenden Zahl an männlichen Mitgliedern des Hauses Habsburg zu internen Auseinandersetzungen. Die Gesamthandregierung und der Vorrang des ältesten Sohnes wurde nicht mehr akzeptiert. Dies führte 1379 zur unbefristeten und endgültigen Herrschaftsteilung (Vertrag von Neuberg) in die albertinische Linie, welche die niederösterreichischen Gebiete erhielt, und die leopoldinische Linie, welche Innerösterreich, die Stammlande und die neuen Erwerbungen im Westen und Süden übernahm. Die nur fiktiv aufrechterhaltene Einheit zerbrach im 15. Jahrhundert endgültig und führte 1411 nach erbitterten Auseinandersetzungen zu einer weiteren Aufteilung des leopoldinischen Herrschaftsbereichs unter Ernst (dem «Eisernen», 1377-1424) in die steirische Linie und Friedrich IV. in die tirolische Linie, zu der auch die Vorlande geschlagen wurden. Die einzelnen Linien entwickelten in der Folge unterschiedliche Präferenzen gegenüber König, Papst und potentiellen Gegnern sowie bezüglich innerer Auseinandersetzungen. Während sich die Albertiner stärker an das luxemburgische Königshaus anlehnten – Albrecht V., ein Enkel von Albrecht III., heiratete 1421 Elisabeth, die Tochter König Sigismunds (1368-1437) –, hatten sich Leopold III. und seine Nachfolger mit der sich formierenden Eidgenossenschaft auseinanderzusetzen (Sempacherkrieg 1386, Schlacht bei Näfels 1388), was nach dem Verlust des Aargaus durch Friedrich IV. 1415 im Lauf des 15. Jahrhunderts zum kontinuierlichen Niedergang der habsburgischen Herrschaft in diesem Gebiet führte.

Der Aufstieg zur europäischen Dynastie

Albrecht V. (1397-1439) erlangte nach dem Aussterben der Luxemburger 1437 die Kronen der Königreiche Ungarn und Böhmen und wurde am 18. März 1438 einhellig als Albrecht II. zum römisch-deutschen König gewählt, womit nach über 100 Jahren erstmals wieder ein Habsburger die Königswürde bekleidete. Friedrich V. aus der steirischen Linie der Leopoldiner übernahm als Senior des Hauses Habsburg nach dem frühen Tod Albrechts II. die Vormundschaft sowohl über dessen Sohn Ladislaus, den späteren ungarisch-böhmischen König, als auch über Sigismund (1427-1496) und wurde 1440 als Friedrich III. zum deutschen König gewählt. Eine Zusammenfassung der habsburgischen Herrschaft gelang ihm indes wegen Auseinandersetzungen mit seinem jüngeren Bruder Albrecht VI. und mit den österreichischen und tirolischen Ständen ebensowenig wie die Etablierung der habsburgischen Dynastie in Ungarn und Böhmen, wo ihm in König Matthias Corvinus ein übermächtiger Gegner erwuchs, der Wien und die Wiener Neustadt besetzte. Friedrichs Eingreifen in den Toggenburger Erbschaftsstreit (Alter Zürichkrieg) auf Seiten Zürichs 1442-1450 brachte ausser dem vorläufigen Gewinn der Städte Rapperswil (SG), Winterthur, Diessenhofen und Rheinfelden keine Erfolge bezüglich der habsburgischen Rekuperationsansprüche gegenüber den Eidgenossen. Sigismund musste nach dem Verlust des Thurgaus 1460 und einer vergeblichen Annäherung an Herzog Karl den Kühnen von Burgund, den er gegen die Eidgenossen hat einspannen wollen, schliesslich 1474 in der Ewigen Richtung einen Friedensschluss mit den Eidgenossen eingehen, welcher wenigstens den Status quo festhielt. Der frühe Tod des ungarisch-böhmischen Königs Ladislaus V. Postumus 1457 und damit das Aussterben der albertinischen Linie führte zu einer komplexen Herrschaftsrochade innerhalb des Hauses Habsburg und zu weiteren internen Querelen, welche Friedrich III. über eine geraume Zeit davon abhielten, eine aktivere Reichspolitik zu betreiben. Durch die seit 1462 betriebene und 1477 geschlossene Heirat zwischen der Erbtochter des burgundischen Hauses und seinem Sohn, dem späteren König Maximilian I., gelang es Friedrich, die habsburgische Machtsphäre weit nach Westen vorzuschieben. Dies war der entscheidende Schritt zur Etablierung des Hauses Österreich als europäische Grossdynastie.

Die im 15. Jahrhundert einsetzende und vor allem von Aegidius Tschudi verfestigte Interpretation der spätmittelalterlichen Habsburger als Erzfeinde der entstehenden Eidgenossenschaft wurde in der schweizerischen Historiografie lange Zeit kolportiert. Sie ist aber in der neueren Forschung durch eine differenziertere, weniger nationalgeschichtlich geprägte Betrachtungsweise abgelöst worden.

Habsburg und die Schweiz in der frühen Neuzeit

Nach der Kraftprobe des Schwabenkriegs (1499) war das Verhältnis der Eidgenossen zum Haus Habsburg ein friedliches, wenn auch nicht immer konfliktfreies. Grundlage war die Erbeinung von 1511, die zur gegenseitigen territorialen Anerkennung und Hilfeleistung verpflichtete und die Freigrafschaft Burgund faktisch unter (allerdings wirkungsarmen) eidgenössischen Schutz stellte. Belastungen hatten nach der Reformation meist konfessionelle Hintergründe, so 1529, als der spätere Kaiser Ferdinand I. mit den fünf inneren Orten als Reaktion auf das reformierte Christliche Burgrecht die katholische Christliche Vereinigung schloss. Demgegenüber bewahrten Bemühungen Karls V. um eine Verständigung am Augsburger Reichstag 1530 die Eidgenossen vor dem Eingreifen äusserer Mächte in ihren inneren Konflikt. An Gewicht gewannen im 16. Jahrhundert die Fremden Dienste. Wichtiger als für die deutsche Linie waren sie, vor allem nach der habsburgischen Hausteilung von 1556 und dem Goldenen Bund (1586), für die spanische Linie der Habsburger. Vor allem die katholischen Orte waren an guten Beziehungen zu Spanien interessiert, dem damals mächtigsten Schutzherrn ihrer Konfession. Das politische und militärische Eingreifen der beiden habsburgischen Häuser Österreich und Spanien prägte auch die Bündner Wirren. Bald nach deren Ende kamen die Spannungen zwischen spanisch-österreichischen und französischen Parteigängern in den eidgenössischen Orten exemplarisch im Handel um Sebastian Peregrin Zwyer von Evebach zum Ausdruck. In bescheidenem Mass traten die Habsburger in den katholischen Orten auch als Stifter barocker Sakralkunst auf. Ihr Territorialbesitz in der Schweiz beschränkte sich in der Neuzeit auf das zu Vorderösterreich gehörende Fricktal sowie die Herrschaften Tarasp (1687 als Lehen an die von Dietrichstein) und Rhäzüns, letztere jedoch nur als Mitglied des Grauen Bunds.

Hatten noch 1690 die reformierten Orte – zuvor ohne Kapitulation mit Österreich – die Anwerbung des Regiments Bürkli (Hans Heinrich Bürkli) zur Verteidigung Vorderösterreichs (im Sinne des eidgenössischen Vormauernsystems) gestattet, so kam es nach 1700 durch die Einmischungen Kaiser Leopolds I. bzw. des österreichischen Gesandten Franz Ehrenreich von Trauttmansdorff im Vorfeld des Zweiten Villmergerkriegs zu Spannungen. Weitere folgten nach dem renversement des alliances von 1756: Durch das Bündnis der ehemaligen Erbfeinde Frankreich und Österreich geriet die Eidgenossenschaft aussenpolitisch in die Zange, und nach der ersten polnischen Teilung 1772 befürchtete man hier ein ähnliches Schicksal. Namentlich dem dynamischen Kaiser Joseph II. schrieb man Expansionsabsichten zu. Seine Reise durch die Schweiz nach dem Frankreichbesuch von 1777 wurde mit grösstem Misstrauen beobachtet, und die reformierten Orte Bern und Zürich suchten daher engen Anschluss an Preussen. Kaum war diese Gefahr gebannt, entstanden im Gefolge der Französischen Revolution und zur Zeit der Helvetik neue Konfliktherde. Zwar überliess Österreich die Eidgenossenschaft nach dem Frieden von Campoformio 1797 ihrem Schicksal, bot aber später den Gegnern Frankreichs wieder Hilfe an. Der Zweite Koalitionskrieg (Koalitionskriege) brachte unter anderem das persönliche Erscheinen Erzherzog Karls in der Schweiz mit sich. Andererseits verlor Habsburg durch die Umwälzungen seine letzten Besitzungen an die Eidgenossen: das Fricktal und Tarasp 1803, Rhäzüns 1819 als Folge des Wiener Kongresses.

Habsburg und die Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert

Der Sarg der Kaiserin Zita in der Habsburger Kapelle des Klosters Muri im März 1989, vor seiner Überführung nach Wien © KEYSTONE.
Der Sarg der Kaiserin Zita in der Habsburger Kapelle des Klosters Muri im März 1989, vor seiner Überführung nach Wien © KEYSTONE. […]

Im frühen 19. Jahrhundert suchten vor allem Katholisch-Konservative Kontakte und Unterstützung bei der habsburgischen Macht. Eine Waffenhilfe im Sonderbundskrieg blieb jedoch aus (Sonderbund). In Geschichtsschreibung und Literatur wurde um diese Zeit der vor allem den Liberalen entgegenkommende habsburgfeindliche Mythos weiter aufgebaut, der im Volk bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wirksam sein sollte (Befreiungstradition). Dessen bedeutendster Kritiker, Joseph Eutych Kopp, wurde verdächtigt, Wien honoriere seine wissenschaftliche Arbeit mit Geld. Die letzte Phase der Beziehungen Schweiz-Habsburg ist durch Besuche der Stammburg und durch das Schweizer Exil von Angehörigen des ehemaligen Herrschergeschlechts gekennzeichnet. Schon Kaiserin «Sissi» (Elisabeth von Österreich) hatte hier Zuflucht und Vergessen vor den Zwängen des Hofs gesucht, bis sie 1898 in Genf einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Der zum Thronverzicht gezwungene letzte österreichisch-ungarische Kaiser Karl I. hielt sich nach 1919 an verschiedenen Orten in der Schweiz auf und unternahm von hier aus seine gescheiterten Versuche zur Wiederherstellung der Monarchie in Ungarn. In Basel war damals der Hochmeister des Deutschen Ordens, Erzherzog Eugen von Österreich-Teschen, als «Erzi» bis 1934 eine stadtbekannte Figur. Die Gemahlin Karls, Zita von Bourbon-Parma, erwählte sich das St. Johannesstift in Zizers als Alterswohnsitz und starb hier hochbetagt 1989. Vorher hatte sie noch die Errichtung einer neuen Gruft für die im Exil verstorbenen Habsburger in der Kirche des ehemaligen habsburgischen Hausklosters Muri veranlasst.

Quellen und Literatur

  • Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. 1, 1900-1908, S. 12-25, 403-406; Bd. 3, 1908-1916, S. 405 (mit Stammtafeln).
  • Meyer, Werner: Die Verwaltungsorganisation des Reiches und des Hauses Habsburg-Österreich im Gebiete der Ostschweiz, 1264-1460, 1933.
  • Wandruszka, Adam: Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie, 1956 (19897, mit Stammtafeln).
  • Kläui, Paul: «Beitrag zur ältesten Habsburgergenealogie», in: Argovia, 72, 1960, S. 26-35.
  • Brunner, Christoph H.: Zur Geschichte der Grafen von Habsburg-Laufenburg. Aspekte einer süddeutschen Dynastie im späten Mittelalter, 1969.
  • Stettler, Bernhard: «Habsburg und die Eidgenossenschaft um die Mitte des 14. Jahrhunderts», in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 23/4, 1973, S. 750-764.
  • Siegrist, Jean Jacques: «Die Acta Murensia und die Frühhabsburger», in: Argovia, 98, 1986, S. 5-21.
  • Hamann, Brigitte (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, 1988 (20015mit Stammtafeln).
  • Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III., 1994, (20042, mit Bibliografie).
  • Bérenger, Jean: Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1273-1918, 1995 (französisch 1990).
  • Bretscher-Gisiger, Charlotte: «Habsburger», in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 9, 1998 (Stammtafel im Anhang).
  • Bogdan, Henry: Histoire des Habsbourg. Des origines à nos jours, 2002.
  • Collenberg, Adolf: Die Habsburger in Disentis, 1919-1921, 2005.
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Franziska Hälg-Steffen; Peter Hersche: "Habsburg, von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.09.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019506/2023-09-06/, konsultiert am 19.03.2024.