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Wäldi

Politische Gemeinde des Kantons Thurgau, Bezirk Kreuzlingen. Das Dorf Wäldi liegt abseits der Landstrasse Müllheim-Tägerwilen auf dem Seerücken. Ab 1803 bildeten die Ortsgemeinden Wäldi, Engwilen, Lipperswil und Sonterswil die Munizipalgemeinde Wäldi, seit 1995 die politische Gemeinde Wäldi 1273 Weldú. Politische Gemeinde: 2000 970 Einwohner. Ehemalige Munizipalgemeinde: 1850 921 Einwohner; 1900 861; 1950 818; 1990 789. Ehemalige Ortsgemeinde: 1831 157 Einwohner; 1850 220; 1900 223; 1950 189; 1990 190.

Die Fundstätte Wäldi-Hohenrain wurde 1931 erstmals wissenschaftlich untersucht. Ab 1955 baute die Ziegelei Berg dort Glimmersand ab, weshalb die Objekte 1972-1973 in einer Notgrabung geborgen werden mussten. Die 33'000 Keramikscherben stammen aus der mittleren Bronze- und der Hallstattzeit. Da die hallstattzeitliche praktisch die gesamte mittelbronzezeitliche Schicht überlagerte, konnten die Schichten stratigrafisch nicht getrennt werden. Der wohl grösste mittelbronzezeitliche Grubenkomplex im nördlichen Alpenvorland steht der Hügelgräberkultur im Hegau und im Donautal nahe (14. Jahrhundert v.Chr.). Die Keramik der jüngeren Phase wurde schwergewichtig ins 7. Jahrhundert v.Chr. datiert.

Im Mittelalter lag die Rodungssiedlung Wäldi ausserhalb des bischöflich-konstanzischen Immunitätsgebiets, doch soll der Wald bei Wäldi dem sogenannten Kammerholz des Bischofs entsprochen haben. Bischof Eberhard von Waldburg erwarb den Hof Wäldi 1273 durch Tausch, sein Nachfolger Rudolf von Habsburg-Laufenburg lebte 1282 dort. 1460-1798 gehörte Wäldi als sogenanntes Hohes Gericht zur Gerichtsbarkeit des thurgauischen Landvogts. Der Gemeindebrief datiert von 1627. Wäldi war teils nach Ermatingen, teils nach Wigoltingen pfarrgenössig. Die Reformierten besuchten bis zum Bau des eigenen Gotteshauses 1723 die Kirche Lipperswil, mit der Wäldi zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch als Filiale verbunden war. 1949 kamen Gunterswilen und Hohenrain von Ermatingen zur Kirchgemeinde Wäldi. Die Katholiken gehören seit dem 19. Jahrhundert zur Pfarrei Ermatingen. In Wäldi wurde in drei Zelgen Korn angebaut, daneben Obstbau und Viehzucht sowie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Milchwirtschaft betrieben. Die Sennerei eröffnete 1862, die Milchlieferungsgenossenschaft mit Käserei 1887. Wäldi verfügt über ausgedehnte Wälder. Um 1900 bot die Stickerei in Heimarbeit eine Beschäftigung. 1969-1989 erfolgte die Güterzusammenlegung. 1995 existierte etwas Gewerbe, Schweinemast und Viehhandel. Die Oberstufenschüler besuchen die Schule in Tägerwilen. Einige Zuzüger leben in einem kleinen Einfamilienhausquartier.

Quellen und Literatur

  • Thurgauer Ztg., 16.12.1948; 2.3.1974; 4.3.1993; 26.8.2005
  • F. Gamper, Gesch. der Evang. Kirchgem. Wäldi, Ms., 1974 (KBTG)
  • J.A. Pupikofer, «Auf dem Turm von Hohenrain», in Thurgauer Jb. 52, 1977, 34-39
  • F. Gamper, Chronik der Milchlieferungsgenossenschaft Wäldi-Gunterswilen 1887-1987, Ms., 1987 (KBTG)
  • S. Hochuli, Wäldi-Hohenrain TG, 1990
Von der Redaktion ergänzt
  • Abegg, Regine; Erni, Peter; Raimann, Alfons: Rund um Kreuzlingen, 2014, S. 388-412 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, 8).
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Wäldi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.12.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001944/2014-12-27/, konsultiert am 28.03.2024.