de fr it

Lotzwil

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Aarwangen. Die Gemeinde besteht aus dem Haufendorf an der Langeten; die Kirchgemeinde Lotzwil umfasst ferner Gutenburg, Rütschelen und Obersteckholz. 1194 Locewillare. 1764 500 Einwohner; 1850 1127; 1900 1328; 1950 2121; 2000 2334.

Zu den Grundbesitzern in Lotzwil gehörten das Kloster St. Urban und die Kommende Thunstetten; Boden und Gerichtsrechte, einst Besitz der Freiherren von Langenstein, kamen später an verwandte Freiherren (u.a. an die von Utzigen, von Balm, ab 1370 von Grünenberg und von Aarburg). Thüring von Aarburg verkaufte Lotzwil 1431 an Burgdorf. Dieses fasste Lotzwil, Gutenburg, Kleindietwil, Rütschelen, Thörigen und Bettenhausen zur Vogtei Lotzwil zusammen und liess sie von einem Mitglied des Burgdorfer Rats verwalten. Hochgerichtlich war das bernische Amt Wangen zuständig, mit dem es im 17. und 18. Jahrhundert Kompetenzstreitigkeiten um Burgdorfs Niedergerichtsrechte gab. Nach Aufhebung der Vogtei 1798 kam Lotzwil zum Distrikt Langenthal, 1803 zum Oberamt Aarwangen. Die Kirche (1194 erwähnt, Bau von 1682-1683; Vorgängerbauten aus dem Früh- und Spätmittelalter) gelangte durch Schenkung der Herren von Balm und Grünenberg 1259 an die Johanniterkomturei Thunstetten, nach der Reformation 1528 an Bern. 1549, definitiv 1585, schloss sich Rütschelen, vordem bei Herzogenbuchsee, der näher gelegenen Kirchgemeinde Lotzwil an. Um Wässerungsrechte an der Langeten gab es oft Streit im Dorf selbst, mit St. Urban und den Nachbargemeinden (1431, 1593, 1693-1699). 1701 erhielt die Gemeinde von Burgdorf Wald zu Eigentum anstelle der alten Nutzungsrechte; 1736 erforderte ein Konflikt zwischen Bauern und Taunern ein Reglement zur Nutzung des neuen Eigentums. Dank einer Teilung 1767 konnte das Allmendland intensiver genutzt werden. Die Nähe zu Langenthal begünstigte im 18. Jahrhundert die Leinwandspinnerei und -weberei in Heimarbeit. Neben Kleingewerbe entstand im 19. Jahrhundert, besonders nach der Eröffnung der Langenthal-Huttwil-Wolhusen-Bahn 1889, eine eigene Industrie: unter anderem 1875 eine Holzschuh-, 1889 eine Tuch-, 1930 eine Leder- und schliesslich eine Küchenmaschinenfabrik. Heute besteht von den älteren Unternehmen nur noch die Drahtziegelfabrik; neu haben sich ein Kunststoffwerk, Präzisionsmaschinen- und Heizungsbaubetriebe sowie Handelsunternehmen in Elektronik und Sicherheitsbekleidung angesiedelt. Der Anteil der Wegpendler nach Langenthal nahm ab den 1960er Jahren zu; es entstanden Neubauquartiere (u.a. Höfli, Badmatt, Gitziweid). 1988 übernahm Lotzwil das regionale Altersheim (10 Trägergemeinden). Die Schulgemeinde Lotzwil-Gutenburg besteht seit 1852/1853; eine Gemeindefusion lehnten beide Gemeinden 1897 ab. Das Bad Gutenburg, 1370 erwähnt und auf Allmend erbaut, wurde von der Gemeinde verpachtet; 1750 erhielt es ein Back-, 1801 das Wirtsrecht; im 19. Jahrhundert wurde der Kurbetrieb ausgebaut, aber in der Zwischenkriegszeit aufgegeben; an seiner Stelle besteht heute ein renommierter Landgasthof.

Quellen und Literatur

  • K.H. Flatt, Die Errichtung der bern. Landeshoheit über den Oberaargau, 1969
  • K. Stettler et al., Die Kirchgem. Lotzwil, 1983
  • F. Junker, Gutenburg und seine Gesch., 1987
  • Der Amtsbez. Aarwangen und seine Gem., 1991
  • M. Schindler, Bauinventar der Gem. Lotzwil, 2001

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Lotzwil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.10.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000194/2009-10-15/, konsultiert am 29.03.2024.