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Johann RudolfWettstein

Porträt Johann Rudolf Wettsteins eines unbekannten Künstlers aus der Basler Schule. Öl auf Leinwand, um 1663 (Kunstmuseum Basel; Fotografie Martin Bühler).
Porträt Johann Rudolf Wettsteins eines unbekannten Künstlers aus der Basler Schule. Öl auf Leinwand, um 1663 (Kunstmuseum Basel; Fotografie Martin Bühler). […]

27.10.1594 Basel, 12.4.1666 Basel, reformiert, von Basel. Sohn des Hans Jakob, Kellermeisters und späteren Spitalmeisters, und der Magdalena Betzler. 1611 Anna Maria Falkner, Tochter des Sebastian, Schaffners der Kartause. 1608 immatrikulierte sich Johann Rudolf Wettstein an der Universität Basel, absolvierte aber nach kurzem Studium eine Kanzleilehre in Yverdon und Genf. Er trat 1610 mit dem Vater in die Rebleutezunft ein und eröffnete 1611 eine Notariats- und Schreibstube. 1616 begab sich der in unglücklicher Ehe lebende Wettstein in fremde Dienste nach Italien. Während des Dreissigjährigen Kriegs begann sein steiler politischer Aufstieg: 1620 wurde er Ratsherr, 1624 Obervogt auf der Farnsburg, 1626 Obervogt zu Riehen, 1627 Dreizehnerherr, 1630 erstmals Gesandter Basels an eine eidgenössische Tagsatzung, 1632 Schiedsrichter im Kluserhandel, 1635 Oberstzunftmeister und 1645 Bürgermeister. Die Tagsatzung der reformierten Orte entsandte Wettstein 1646 an den Westfälischen Friedenskongress; 1647 folgte auch das Mandat der katholischen Orte (Westfälischer Frieden). Über die Mission, die vom 4. Dezember 1646 bis zum 6. Dezember 1647 dauerte, schrieb Wettstein ausführlich Tagebuch. Um die Vertragsbestimmungen durchzusetzen, reiste Wettstein 1650-1651 mit Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach im Auftrag der Tagsatzung an den Kaiserhof nach Wien. 1653 erhob ihn Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand. Im Bauernkrieg von 1653 griff Wettstein gegen die Aufständischen des Baselbiets hart durch und liess sieben Anführer hinrichten. 1656 wurde er nach dem Ersten Villmergerkrieg Präsident der Friedenskonferenz, danach Schiedsrichter. Der patriarchalisch-absolutistisch gesinnte Wettstein, der an über hundert Tagsatzungen teilnahm, war der bedeutendste Bürgermeister Basels im Ancien Régime und zählte um 1650 mit Zwyer von Evibach zu den einflussreichsten Politikern der Eidgenossenschaft. Obwohl beide in ihrer Konfession verwurzelt waren, sind bei ihnen – wohl nach den Erfahrungen des Dreissigjährigen Kriegs – Anstrengungen erkennbar, das Wohl der Eidgenossenschaft über die Stärkung der eigenen Konfession zu stellen. Wettstein beobachtete den Aufstieg Frankreichs mit Unbehagen, lehnte die zunehmende Abhängigkeit der Eidgenossenschaft von Frankreich ab und neigte den Habsburgern zu. Sein Ruhm, der untrennbar mit dem Ausscheiden Basels und der Eidgenossenschaft aus dem Reichsverband verbunden ist, setzte erst um 1750 ein und erreichte den Höhepunkt wohl zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. 1881 wurde in Basel eine Brücke nach ihm benannt.

Quellen und Literatur

  • Acta und Handlungen, betreffend Gemeiner Eydgnosschafft Exemption [...], 1651
  • StABS
  • Johann Rudolf Wettsteins Diarium 1646/47, bearb. von J. Gauss, 1962
  • J. Gauss, A. Stöcklin, Bürgermeister Wettstein, 1953
  • Wettstein – die Schweiz und Europa 1648, Ausstellungskat. Basel, 1998
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Franz Egger: "Wettstein, Johann Rudolf", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.01.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019086/2015-01-11/, konsultiert am 19.03.2024.