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GiovanniSerodine

1594/1600 Ascona oder Rom, 21.12.1630 Rom, katholisch, von Ascona. Sohn des Cristoforo, Maurermeisters und Kaufmanns, und der Caterina Porta. Ledig. Giovanni Serodine entstammte einer Künstlerfamilie aus Ascona, die Ende des 16. Jahrhunderts nach Rom übersiedelte. Er war Maler, absolvierte aber in der römischen Werkstatt seines Bruders Giovan Battista eine Ausbildung zum Stuckateur. 1623 dekorierte er mit seinem Bruder drei Zimmer des Palazzo Borghese mit gemalten Friesen, die nicht mehr erhalten sind. Mit 23 Jahren schuf Serodine das Gemälde «Berufung der Söhne des Zebedäus», das sich heute in der Pfarrkirche in Ascona befindet. Aus derselben Zeit stammt auch das andere Gemälde aus der Pfarrkirche, der «Gang nach Emmaus». Beide Werke stehen in der Nachfolge Caravaggios und folgen der für dessen südliche Ausprägung typischen Dramatik. Darin finden sich auch Züge, die aus anderen ihm zugeschriebenen Gemälden – unter anderem das «Wunder der heiligen Margherita» (Prado) – bekannt sind: eine naturalistische Auffassung des Porträts, das durch kräftige, pastos aufgetragene Farbakzente ins Licht gerückt wird, sowie die räumliche Vereinfachung der im Vordergrund konzentrierten Szenen.

1623-1624 dekorierte Serodine die Apsis der Kirche Serodine Maria della Concezione in Spoleto. Die Ausführung entspricht kaum seinen späteren malerischen Fähigkeiten, weshalb ein Teil der Kunstkritik darin das erste gesicherte Werk des Künstlers sah, auf das später die anderen bekannten Gemälde folgten. Als Maler setzte sich Serodine 1624-1625 durch, als er für die römische Kirche Serodine Lorenzo fuori le mura «Den Heiligen Laurentius, das Kirchengut austeilend» (heute im Museum der Abtei von Casamari, Latium) sowie die «Enthauptung Johannes des Täufers» schuf. Beide Gemälde weckten das Interesse von wichtigen römischen Kunstsammlern wie dem Marchese Asdrubale Mattei. Neben der Grundorientierung an Caravaggio zeigen sich hier auch Einflüsse der Fleckenmalerei von Guercino sowie der im nördlichen Caravaggismus typischen Kerzenlichtmalerei, die auch in seinem Spätwerk «Der heilige Petrus im Kerker» (Pinakothek Züst in Rancate) anzutreffen sind.

In seiner letzten Schaffensphase wurden die Pinselstriche des Malers immer unruhiger. Er erreicht damit in der «Marienkrönung», dem einzigen für seinen Heimatort ausgeführten und 1633 vom Ehepaar Bettatino der Pfarrkirche in Ascona geschenkten Gemälde, eine Steigerung des barocken Gefühls. Im «Porträt des Vaters» (Museo civico di belle arti in Lugano) erzielt er so eine vertiefte Intimität. Trotz Serodines kurzer Schaffenszeit gehören seine Gemälde aufgrund ihrer malerischen und farblichen Qualitäten sowie der neuen intimen und sentimentalen Auffassung der eigenen Familienwelt zu den Hauptwerken der europäischen Malerei des beginnenden 17. Jahrhunderts.

Quellen und Literatur

  • S., Ausstellungskat. Locarno und Rom, 1987
  • Giovanni Serodine 1594/1600-1630 e i precedenti romani, Ausstellungskat. Rancate, 1993
  • BLSK, 965-967
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 1594/1600 ✝︎ 21.12.1630

Zitiervorschlag

Laura Damiani Cabrini: "Serodine, Giovanni", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.03.2011, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019077/2011-03-21/, konsultiert am 28.03.2024.