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Rothrist

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Zofingen, die bis 1890 Niederwil hiess. Streusiedlung mit Weilern im Aarebogen westlich der Zuflüsse von Pfaffnern und Wigger und grossem Waldgebiet, dem Langholz, im Süden des Gemeindeterritoriums. 1262/1263 Rotris. 1653 ca. 600 Einwohner; 1764 1121; 1850 2620; 1900 2846; 1950 4219; 2000 6869.

Alemannische Siedlung. Die Herrschaftsrechte lagen bis 1299 bei den Grafen von Frohburg, danach bei den Habsburgern und 1415-1798 bei Bern. Rothrist zählte unter Habsburg und Bern zum Gerichtsbezirk Aarburg, 1798-1802 gehörte es zum Kanton Bern, 1803 kam es zum aargauischen Bezirk Zofingen. Rothrist war vom Mittelalter an nach Zofingen kirchgenössig; 1667-1714 unterstand es dem Chorgericht Oftringen. 1714 wurde die Kirchgemeinde Rothrist eingerichtet und die reformierte Kirche erbaut, 1971 die katholische Kirche.

Im 18. Jahrhundert prägten Landwirtschaft und Heimweberei die Wirtschaft in Rothrist. Entlang der Wasserläufe im untersten Pfaffnern- und Wiggertal existierten ab dem 19. Jahrhundert kleinere Gewerbebetriebe. Wegen der Wirtschaftskrise zwang die Gemeinde 1855 300 Personen zur Auswanderung nach Amerika. Nach dem Anschluss an die Eisenbahnlinie Olten-Bern 1857 entstand an der westlichen Gemeindegrenze 1862 die erste grosse Fabrik, eine Spinnerei, welche die Wasserkraft des Rotkanals nutzte. Ein starker Industrialisierungsschub setzte erst nach 1930 ein; die Getränkefirma Rivella wurde 1952 gegründet. Dank dem Autobahnanschluss siedelten sich ab den 1970er Jahren weitere Betriebe an, welche zusammen mit der Industrie grosse Flächen entlang der Ost-West-Verkehrsachsen belegen (u.a. bis 2008 das Verteilzentrum der Autofirma Ford). Die Zahl der Arbeitsplätze in der Gemeinde stieg von 1429 im Jahr 1950 auf 3952 im Jahr 2005. In diesem Jahr stellte der 2. Sektor gut 44%, der 3. 54% der Arbeitsplätze in Rothrist. 1706 errichtete die Gemeinde das erste Schulhaus auf dem Hölzli, 1917 erfolgte die Eröffnung der Bezirksschule. Das Heimatmuseum besteht seit 1970.

Quellen und Literatur

  • G. Boner, R. Oehler, Rothrist, mein Dorf, 1959
Von der Redaktion ergänzt
  • Stettler, Michael: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, 1948 (19822), S. 292-297 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, 1).
  • Widmer-Dean, Markus: Rothrist im Lauf der Zeit, 2012.

Zitiervorschlag

Christian Lüthi: "Rothrist", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.01.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001821/2012-01-05/, konsultiert am 28.03.2024.