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Johann HeinrichWaser

Porträt von Johann Heinrich Waser. Öl auf Leinwand, Conrad Meyer zugeschrieben, 1654 (Schweizerisches Nationalmuseum, LM-18341).
Porträt von Johann Heinrich Waser. Öl auf Leinwand, Conrad Meyer zugeschrieben, 1654 (Schweizerisches Nationalmuseum, LM-18341).

25.3.1600 Zürich, 10.2.1669 Zürich, reformiert, von Zürich. Sohn des Caspar (->). Enkel des Josias Simler. Bruder von Hans Caspar (->) und Josias (->). 1) 1625 Anna Füssli, Tochter des Heinrich, Schreibers, 2) 1641 Jahel Ziegler, Tochter des Christoph, Schaffhauser Ratsherrn, 3) 1654 Cleophea Keller, Tochter des Hans Ulrich, Junkers. Studien in Genf und Padua, Aufenthalt im Veltlin, Bildungsreisen nach Italien und England; 1618 Begleiter des Antistes Johann Jakob Breitinger an die Synode in Dordrecht. 1621 als Volontär Eintritt in den Zürcher Staatsdienst, 1624 zweiter Staatsschreiber, 1631 Grossrat, 1633 Staatsschreiber, 1646 Kyburger Landvogt, ab 1652 Zürcher Bürgermeister. 1654 Schildner zum Schneggen, 1657 deren Obmann. 1647 erwarb Johann Heinrich Waser die Herrschaft Lufingen und wurde Gerichtsherr.

Wasers Handeln war geprägt durch die grossen Fragen des konfessionellen Zeitalters. Die endgültige Schliessung des städtischen Bürgerrechts 1659 erfolgte während seiner Zeit als Bürgermeister. Aussenpolitisch zielte die Politik Wasers auf die Stärkung der reformierten Position gegenüber den katholischen Orten, auf die Revision des Zweiten Landfriedens und eine Neuordnung der Verwaltung der gemeinen Herrschaften ab, wobei er zur Erreichung seiner Absichten 1632-1633 auch eine Allianz mit der protestantischen Kriegspartei im Reich und den Einsatz militärischer Mittel ins Auge fasste. Diese Bemühungen scheiterten 1656 im Ersten Villmergerkrieg. Das Projekt einer eidgenössischen Bundesreform 1655, an dem Waser wesentlich beteiligt war, hätte wohl die Eidgenossenschaft gestärkt, aber auch ein Übergewicht der reformierten Orte zur Folge gehabt. Verbunden bleibt der Name Wasers mit seiner Rolle in der französischen Allianzfrage. Aufgrund aussenpolitischer Erwägungen, unter anderem weil Bündnisse mit den protestantischen Mächten England und Holland nicht möglich waren, erneuerte auch Zürich unter Wasers Führung 1663 gegen starke innere Widerstände den Soldvertrag mit Frankreich. Waser stand an der Spitze der eidgenössischen Delegation, die diese Allianz in Paris beschwor. Der Ausgang des Allianzgeschäfts wurde von ihm selbst als Niederlage gewertet.

Waser war ein bedeutender Diplomat, der sich durch ein hohes Pflichtbewusstsein und breite historische und juristische Kenntnisse auszeichnete. Er reorganisierte das Ratsarchiv und bildete Aktensammlungen zu wichtigen Staatsgeschäften. Als Zürcher Staatsschreiber nahm er an 180 eidgenössischen Tagsatzungen und Konferenzen teil. Als Vermittler war Waser unter anderem 1644 im Streit des Zehngerichtenbunds erfolgreich, als Kyburger Landvogt gelang ihm die Beilegung des Steuerkonflikts in seiner Landvogtei. Als Staatsmann allerdings war Waser bereits in seiner Zeit umstritten. Mehrfach wurde ihm in Zusammenhang mit der Allianzfrage ungetreue Amtsführung vorgeworfen, der Rat entlastete ihn aber von solchen Anschuldigungen.

Quellen und Literatur

  • StAZH
  • ZBZ
  • W. Schmid, «Bürgermeister Johann Heinrich Waser und Frankreich», in ZTb 1947, 1946, 41-85
  • R. Rey, Bürgermeister Johann Heinrich Waser, 1600-1669, 1962
  • N. Domeisen, Bürgermeister Johann Heinrich Waser (1600-1669) als Politiker, 1975
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Meinrad Suter: "Waser, Johann Heinrich", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.08.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/018055/2013-08-26/, konsultiert am 29.03.2024.