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Merenschwand

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Muri, und 1394-1802 luzernisches Amt. Merenschwand umfasst das gleichnamige Haufendorf am Rande der Reussebene, die Weiler Unterrüti, Rickenbach und Hagnau sowie seit 2012 auch Benzenschwil. 12. Jahrhundert Meriswanden (Kopie 14. Jh.), 1263 Meriswandon. 1798 618 Einwohner; 1850 1212; 1900 1230; 1950 1196; 1970 1351; 2000 2171.

Eine Seeufersiedlung (an heute verlandetem See) aus der späten Bronzezeit wurde in der Rütiweid entdeckt. Die Hinweise auf eine Burgstelle und ein Rittergeschlecht blieben bis anhin unbestätigt. Merenschwand stand bis 1293 unter Homberger Herrschaft und kam dann an die Herren von Hünenberg. 1393 kaufte sich die Gemeinde mit einem Darlehen von Luzern aus der Herrschaft aus, nachdem zahlreiche Gemeindegenossen bereits Ausburger der Stadt Luzern geworden waren; 1394 erfolgte der formelle Eintritt in das Luzerner Bürgerrecht. Merenschwand wurde damit Zentrum der gleichnamigen Landvogtei, die sich ihren Landvogt selbst aus dem Luzerner Patriziat wählte und zu der auch die ab 1810 bzw. 1813 eigenständigen politischen Gemeinden Mühlau und Benzenschwil (bis 2011) gehörten. Die Amtsgemeinde genoss bis 1798 eine relativ autonome Verwaltung unter einem einheimischen Untervogt; daneben bildeten die einzelnen Siedlungen selbstständige Genossenschaften. Die Taverne zum Schwanen (heutiger Bau aus dem 17. Jh.) war gleichzeitig Gerichts- und Gemeindehaus. Die 1245 erstmals genannte hombergische, dann hünenbergische Eigenkirche St. Vitus (1897-1899 Neubau unter Einbezug des spätgotischen Chors) war Zentrum der Pfarrei Merenschwand, zu der Benzenschwil zählte, während Mühlau seit jeher nach Sins pfarrgenössig ist. Der Kirchensatz wurde 1389 an das Kloster Kappel verkauft, ging 1531 an das Kloster im Hof (Luzern) über und kam 1856 an den Kanton Aargau. Die Hünenberger stifteten 1332 die Marienkaplanei, die Pfarrgemeinde 1483 die Antoniuskaplanei, Hofbesitzer in Hagnau um 1600 die dortige Kapelle St. Wendelin. Der Bau der Kapelle Maria-Hilf in Unterrüti stammt von 1868. Die Gemeinde wurde 1802 vorübergehend dem Kanton Zug und dann 1803 dem Kanton Aargau angeschlossen. Schwanenwirt Johann Heinrich Fischer führte 1830 rund 6000 Mann im sogenannten Freiämtersturm nach Aarau und erzwang damit eine neue demokratische Kantonsverfassung. Im 19. und 20. Jahrhundert war Merenschwand in die Verlagssysteme der Strohflechterei für Wohler Handelshäuser sowie der Seidenweberei für Zürcher Unternehmer eingebunden. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Merenschwand zur Wohngemeinde im Einzugsgebiet von Zürich und Zug, was eine entsprechende Bautätigkeit nach sich zog. 2005 stellten Gewerbe und Industrie 624 der insgesamt 1029 Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • H. Müller, Die Gem. Merenschwand seit 1798, 1993
  • D. Sauerländer, Gesch. des Amtes Merenschwand, 1999
Von der Redaktion ergänzt
  • Germann, Georg: Der Bezirk Muri, 1967, S. 154-180 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, 5).

Zitiervorschlag

Dominik Sauerländer: "Merenschwand", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.12.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001789/2017-12-22/, konsultiert am 19.03.2024.