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Meikirch

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Aarberg. Die zur weiteren Agglomeration Bern zählende Gemeinde am Südosthang des Frienisbergplateaus umfasst die Dörfer Meikirch, Ortschwaben (1185 Nortsuaben), Wahlendorf, die Weiler Grächwil, Weissenstein und Äzikofen sowie verschiedene Einzelhöfe. 1208 Mönchilcha. 1764 398 Einwohner; 1850 1059; 1900 997; 1950 949; 1960 1031; 2000 2482.

Reiche hallstattzeitliche Funde in Grächwil, römisches Landgut (Wandmalereien im Kryptoporticus) in Meikirch. Die Siedlungen der heutigen Gemeinde waren mittelalterliche Zelgdörfer, die mit Gerichtsrechten dem Kloster Frienisberg gehörten. Besitzer der Herrschaft im Dorf Meikirch (Grundbesitz, Niedergericht) waren im 13. und 14. Jahrhundert die Bernburger von Bolligen, im 16. Jahrhundert die Schultheissenfamilie Aebischer von Aarberg, die sie 1555 der Gemeinde Meikirch verkaufte; das Gericht übernahm die Stadt Bern. 1528 unterstellte Bern das heutige Gemeindegebiet seiner Landvogtei Frienisberg; Meikirch und Seedorf bildeten im Rahmen des Landgerichts Zollikofen das "Klostergericht". Die 1275 erwähnte Kirche entstand im 7. und 8. Jahrhundert in den Ruinen der römischen Villa eventuell als Grabbau (zahlreiche Bestattungen); frühmittelalterliche und mittelalterliche Baureste sind trotz späteren Umbauten erhalten (Turm 12. Jh.). Der Kirchensatz gehörte kyburgischen Ministerialen (Ritter von Sumiswald, 1343 von Schüpfen); 1401 kam er ans Kloster Tedlingen und nach der Reformation 1528 an Bern. 1798 wurde die Gemeinde dem Distrikt Zollikofen zugeteilt, 1803 dem Oberamt Aarberg. Die Gemeinde lag an der alten Landstrasse Bern-Frienisberg-Aarberg (18. und 19. Jh. Postkurse) und verlor erst mit dem Bau der Staatsstrasse über Wohlen und Frieswil (1851-1852) ihre gute Verkehrslage. Der Bevölkerungsrückgang nach 1850 und vor allem nach dem Ersten Weltkrieg war das Resultat der Umstrukturierung der Landwirtschaft (Ackerbau, ab dem 19. Jh. vermehrt Vieh- und Milchwirtschaft); er wurde mit der besseren Verkehrserschliessung (ab 1948 Postautokurse nach Bern) gestoppt. 1948-1950 erfolgten Melioration und Güterzusammenlegung. Ab 1960 geriet Meikirch in den Sog der Stadt Bern; die bestehenden Siedlungskerne wurde teilweise überbaut und die Neuquartiere Schützenrain, Weissenstein und Neu-Grächwil angelegt (Ortsplanung 1970-1975). 1922 wurden die alten Dorfgemeinden aufgelöst; die Zentralisation der Verwaltung betraf auch die drei Schulgemeinden (heute Schulkreise) Meikirch, Wahlendorf und Ortschwaben. Die Sekundarschule besteht seit 1974. Der patrizische Landsitz Grächwil wurde 1790 von Franz Salomon Wyss gebaut. Die von Philipp Emanuel von Fellenberg gegründete landwirtschaftliche Schule für arme Kinder, die sogenannte Meikirch-Kolonie, blieb pädagogisches Experiment (1826-1835).

Quellen und Literatur

  • Ein Streifzug durch die Gem. Meikirch, 32001
  • P.J. Suter et al., Meikirch: Villa romana, Gräber und Kirche, 2004
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Meikirch", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000178/2009-11-03/, konsultiert am 12.04.2024.