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Meisterschwanden

Polit. Gem. AG, Bez. Lenzburg. Haufendorf auf einer Terrasse am Westufer des Hallwilersees, ursprünglich entlang des Dorfbachs gelegen, umfasst seit 1900 auch Tennwil. 1173 Meistersvanc (Kopie 14. Jh.), 1179 Maestirwanch. 1764 308 Einw.; 1850 1'020; 1900 1'113 (mit Tennwil); 1950 1'089; 2000 2'055. Zwei neolith. Seeufersiedlungen, Seerose und Erlenhölzli, wurden durch Oberflächenfunde bekannt. Tauchsondierungen im Erlenhölzli ergaben Keramik der Pfyner Kultur (ca. 3'600 v. Chr.), Steingeräte und mehrere Artefakte aus Holz, darunter ein Pfeilbogenfragment. 1363 gelangte die Twingherrschaft von den Herren von Meisterschwanden an die Herren von Hallwyl, während die hohe Gerichtsbarkeit 1415 an Bern kam. 1461 sind zwei Viertleute als Gemeindebeamte erwähnt. Eine Kapelle ging schon vor 1300 wieder ein. Bis 1817 nach Seengen kirchhörig, bildete M. danach eine eigene Kirchgemeinde. Die ref. Pfarrkirche wurde 1820-22 erbaut, die kath. Kirche besteht seit 1977. Die Landwirtschaft wurde durch Fischerei und etwas Rebbau ergänzt. Im 18. Jh., verstärkt seit 1770, kam die Baumwollverarbeitung mit dorfansässigen Verlegern auf, die vor 1850 von der Strohwarenfabrikation abgelöst wurde. Zu Beginn des 21. Jh. gibt es in M. einige Klein- und Mittelbetriebe sowie Tagestourismus (2 Hotels am See). Die Dampfschifffahrt auf dem Hallwilersee begann 1888, 1916 erhielt das Dorf einen Bahnanschluss (Wohlen-M.-Bahn, Personentransport seit 1997 durch Bus). Als Brauch lebendig ist der Meitlisunntig in M. und Fahrwangen, der auf den Einsatz der Frauen für den Sieg der ref. Berner Truppen im 2. Villmergerkrieg von 1712 zurückgehen soll.

Quellen und Literatur

  • J.J. Siegrist, Beitr. zur Verfassungs- und Wirtschaftsgesch. der Herrschaft Hallwil, 1952
  • J.J. Siegrist, «Die Baumwollindustrie des 18. Jh. in der ehem. Herrschaft Hallwil», in Heimatkunde aus dem Seetal, 31, 1957, 33-55
  • O. Wey, «Seeufersiedlungen am Hallwiler- und Baldeggersee», in Die ersten Bauern 1, 1990, 285-291
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Felix Müller (Brugg): "Meisterschwanden", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001767/2008-10-23/, konsultiert am 19.03.2024.