de fr it

Grossaffoltern

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Aarberg, am Westrand des Rapperswiler Plateaus und im Lyssbachtal gelegen. Die Gemeinde besteht aus sieben Dörfern (alles ehemaligen Ortsgemeinden), nämlich dem administrativen und kirchlichen Zentrum Grossaffoltern, Ammerzwil, Vorimholz, Wingarte, Suberg, Kosthofen und Ottiswil sowie mehreren Einzelhöfen und Hofgruppen. 1216 Affoltron; im 19. Jahrhundert bürgerte sich sukzessive der heutige Name ein. 1764 785 Einwohner; 1850 1722; 1870 1594; 1900 1818; 1950 2007; 2000 2800.

Neolithische Zeugnisse wurden im Vorimholz-Einschlag, ein frühbronzezeitliches Randäxtedepot in der Munimatte und bronzezeitliche Einzelfunde bei Kosthofen entdeckt. Besonders zahlreich sind die hallstättischen Grabhügel; die Nekropolen in den Waldgebieten Äscherten, Rumi, Kaltenbrünnen-Einschlag, bei Vorimholz- und Gerbe-Einschlag umfassen gesamthaft 38 Tumuli. Römische Siedlungsspuren fanden sich in Kaltenbrünnen und eventuell im Sternenriedwald, frühmittelalterliche Reihengräber im Dorf Kosthofen sowie prähistorische Erdwerke im Hinter- und Brandholz. Die Siedlungen der Kirchgemeinde Grossaffoltern waren teils mittelalterliche Zelgdörfer, teils später geteilte Höfe. Wohl ehemals zähringisches Gut, waren sie im 13. und 14. Jahrhundert mehrheitlich Besitz der Grafen von Kyburg und wurden im Officium Oltigen (Urbar 1261-1263) bzw. als Teil der Herrschaft Oltigen verwaltet. Als Grossaffoltern mit dieser 1412 an Bern kam, umfasste es alle Dörfer, auch Ottiswil (um 1373 im Besitz von Ritter Burkart Senn). Das Niedergericht Grossaffoltern unterstand vermutlich der bernischen Vogtei Oltigen und wurde nach deren Auflösung 1483 der Landvogtei Aarberg zugeteilt. 1798 wurde Grossaffoltern dem Distrikt Zollikofen zugewiesen, 1803 schliesslich dem Oberamt Aarberg.

Unklar ist, ob der Kirchensatz der 1275 erwähnten Kirche (Stephanpatrozinium; Bau von 1510-1524, Turm 14. Jh.; zwei Vorgängerbauten des 12. und 13. Jh.) sich ursprünglich in neuenburgisch-nidauischer oder in kyburgischer Hand befunden hatte. 1383 wurde er von Anna von Kyburg-Nidau dem Kloster Klingental in Kleinbasel vergabt, das ihn 1416 der Abtei Frienisberg verkaufte. Von Frienisberg, das die Pfarrei 1451 inkorporierte, gelangte er 1528 an Bern. Ottiswil und Weingarten, ehemals bei Lyss, kamen 1728 zur Kirchgemeinde Grossaffoltern.

Noch heute ist die Gemeinde stark landwirtschaftlich ausgerichtet (Vieh- und Milchwirtschaft, Futter- und Zuckerrübenbau, Schweine- und Geflügelmast). Sie profitierte aber auch von ihrer guten Verkehrslage an der Strecke Bern-Biel (Staatsstrasse 1835-1844, Eisenbahn 1864, Autobahn 1983). Das Gewerbe (v.a. Düngerfabrik, Sägewerk) verteilt sich über das ganze Gemeindegebiet, Grossaffoltern-Dorf ist das Dienstleistungszentrum, die SBB-Station liegt in Suberg. Nach 1960 nahm der Pendlerverkehr Richtung Biel und Bern zu. 1967 löste man die alten Dorfgemeinden auf und zentralisierte Verwaltung und politische Organisation. Das betraf auch die vorher selbstständigen Schulgemeinden Grossaffoltern, Vorimholz, Suberg und Ammerzwil. Heute gibt es noch den Schulkreis Grossaffoltern, dem auch Ammerzwil, Suberg und Vorimholz angehören; nur Ottiswil-Scheunenberg blieb weiterhin Schulgemeinde. 1842-1869 wurde in Grossaffoltern eine Armenerziehungsanstalt geführt.

Quellen und Literatur

  • E. Marti, Aus der Gesch. der Kirche Grossaffoltern 1513-1988, 1988
  • R. Hug, Bauinventar der Gem. Grossaffoltern, 2000
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Normdateien
GND
Kurzinformationen
Variante(n)
Affoltern

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Grossaffoltern", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.02.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000174/2007-02-20/, konsultiert am 29.03.2024.