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Schweizerischer Arbeiterbund

Drei versch. Dachorganisationen der schweiz. Arbeiterbewegung nannten sich S. Eine erste wurde auf Initiative des kant. Arbeitervereins Glarus 1865 in Zürich von Arbeiterorganisationen aus fünf Kantonen gegründet. Noch im gleichen Jahr verschwand sie wieder.

1873 vereinigten sich mehrere Sektionen des Grütlivereins sowie Arbeitervereine und Gewerkschaften in Olten zum sog. Alten S., zu dem später noch Krankenkassen stiessen. Drei Vororte (Genf, Winterthur, Bern), sechs Kongresse und mehrere Urabstimmungen koordinierten v.a. sozialpolit. Aktivitäten. Ein Dauerthema des S.s war das Defizit der Arbeiterzeitung "Tagwacht". Der S. erlebte 1875-78, namentlich in der Kampagne um das eidg. Fabrikgesetz, mit über 6'000 Mitgliedern in rund 125 Vereinen (v.a. in der Ostschweiz) eine kurze Blüte. Er zerbrach 1880 an inneren Gegensätzen, u.a. zwischen gewerkschaftl. und polit. Organisationen sowie zwischen Schweizern und Ausländern. Der letzte Kongress in Olten vom 6. bis 8.11.1880 beschloss die Auflösung und die Gründung des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) und regte als polit. Nachfolgeorganisation die Sozialdemokratische Partei (SP) an.

Der sog. Neue S. entstand 1887 in Aarau, vereinigte Gewerkschaften, Grütli-, Arbeiter-, kath. und evang. Vereine sowie Krankenkassen zu einer Dachorganisation, womit die Voraussetzung für ein subventioniertes, parastaatl. Arbeitersekretariat geschaffen war. Dieses sollte unter der Leitung Herman Greulichs mit einem, ab 1908 mit vier Adjunkten und Büros in Zürich, Biel und Genf Grundlagen für die Sozialgesetzgebung erarbeiten. Praktisch wirkte das 1887 eröffnete Arbeitersekretariat aber als Ombudsstelle; zudem waren die Sekr. mit polit. Mandaten und gewerkschaftl. Aktivitäten überlastet. Der S. wies nur die Mitglieder der alle drei Jahre am Arbeitertag vertretenen Vereine aus. Anfänglich waren es rund 100'000, 1908-14 über 300'000 (davon mehr als die Hälfte Krankenkassenmitglieder). Nach 1900 verlor der Neue S. infolge des Erstarkens des SGB und der SP und wegen ideolog. Differenzen rasch an Bedeutung. Im Krieg verliessen ihn die Krankenkassen, nach dem Landesstreik 1918 die Christlich-Sozialen; der allein übrig gebliebene SGB löste den S. Ende 1920 auf.

Quellen und Literatur

  • H. Farner, Die Gesch. des S.es, 1923
  • Gruner, Arbeiter
  • Gruner, Arbeiterschaft
Weblinks

Zitiervorschlag

Bernard Degen: "Schweizerischer Arbeiterbund", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.11.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017398/2012-11-27/, konsultiert am 19.03.2024.