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Patrioten

"Chacun son tour. Heüte mir – Morgen dir". Kolorierter Kupferstich, Karikatur eines unbekannten Künstlers, 1803 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv).
"Chacun son tour. Heüte mir – Morgen dir". Kolorierter Kupferstich, Karikatur eines unbekannten Künstlers, 1803 (Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung und Fotoarchiv). […]

Als Patrioten wurden ursprünglich die amerikanischen Unabhängigkeitskämpfer und später die Revolutionsanhänger in Frankreich bezeichnet. Der Patriotismus beinhaltete das Streben nach dem Wohl der Heimat auf der Basis von Aufklärung und Naturrecht. Auch in der Eidgenossenschaft und deren zugewandten Orten nannten sich die Gegner der absolutistisch-aristokratischen Herrschaftsform Patrioten. In der Zeit der Helvetischen Republik entwickelte sich der Begriff zur Bezeichnung für die an einer grundlegenden Umgestaltung interessierte Politikergruppe. Im Gegensatz zu den reformorientierten Republikanern traten die Patrioten für etwas stärker ausgebaute Volksrechte, eine engere Bindung an Frankreich und die Abschaffung der Feudallasten ein. Auch sie blieben aber einem elitär-aufgeklärten Denken und dem generellen Misstrauen gegenüber ungebildet-besitzlosen Unterschichten verhaftet. Für weitgehende Sozialreformen setzten sich die Westschweizer Patrioten kaum ein. Von ihren Gegnern polemisch als "Jakobiner" verschrien, grenzten sie sich indes deutlich von den wenigen Radikalrevolutionären ab. Die meisten Patrioten entstammten der Oberschicht der ländlichen Regionen und der ehemaligen Untertanengebiete. Zu ihren bekanntesten Vertretern zählten der Basler Verfassungsvater Peter Ochs sowie die Waadtländer Frédéric-César de La Harpe und Jean-Jacques Cart. Die Patrioten stellten anfänglich die Mehrheit im helvetischen Parlament und Direktorium. Durch den ersten Staatsstreich vom 8. Januar 1800 verloren sie diese jedoch in der Exekutive und durch den zweiten Staatsstreich vom 7./8. August 1800 auch im Parlament. Als überzeugte Zentralisten und Gegner der Föderalisten schlossen sich die verbliebenen Patrioten der neugebildeten Gruppe der Unitarier an. Im Tessin spalteten sich die Patrioten in zwei Lager: Die einen fochten für den Anschluss an die Cisalpinische Republik, die anderen befürworteten die Helvetische Republik.

Quellen und Literatur

  • H. Büchi, «Die polit. Parteien im ersten schweiz. Parlament», in Polit. Jb. der Schweiz. Eidgenossenschaft 31, 1917, 153-428
  • H. Böning, Der Traum von Freiheit und Gleichheit: Helvet. Revolution und Republik (1798-1803), 1998
  • J. Menamkat Favre, Patriotes et contre-révolutionnaires, 2005
  • L. Chocomeli, Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz, 2006
Weblinks

Zitiervorschlag

Lucas Chocomeli: "Patrioten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017370/2009-11-24/, konsultiert am 28.03.2024.