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Rütli-Rapport

Nach der Kapitulation Frankreichs Mitte Juni und der Radioansprache von Bundespräsident Marcel Pilet-Golaz vom 25. Juni 1940 beschloss General Henri Guisan, auf der historischen Stätte des Rütli einen Appell an die Truppenführer und damit auch an das verunsicherte Schweizer Volk zu richten. Der 25. Juli, der das Ende der Umgruppierung der Armee – verbunden mit der Rücknahme eines Teils der Heereseinheiten ins Réduit – markierte, schien Guisan der richtige Zeitpunkt zu sein. Das Risiko eines deutschen Anschlags wurde durch Sicherheitsmassnahmen herabgesetzt. Nach dem Transport per Raddampfer von Luzern aufs Rütli stellten sich die Kommandanten der Heereseinheiten und Truppenkörper im Halbkreis auf. Der General hielt sich bei seiner frei gehaltenen Ansprache nicht an das Manuskript, das auch brisante, nicht vorgetragene gesellschaftspolitische Kritik – etwa am Parlamentarismus – enthalten hatte. Er umriss die schwierige politische und militärische Situation des Landes nach der Einschliessung durch die Achsenmächte, begründete den Bezug des Réduit national und rief Volk und Armee zum unbedingten Widerstand auf. Auf der Rückfahrt wurde ein Befehl verteilt, in dem die Truppe aufgefordert wurde, ihr Ohr nicht jenen zu leihen, die defätistische Nachrichten verbreiteten. Vielmehr sollte sie an die eigene Kraft zum erfolgreichen Widerstand glauben. Die Achsenmächte protestierten gegen die Kundgebung des Generals, die sie als Aufhetzung der öffentlichen Meinung gegen ihre Länder verstanden. Guisans klare Worte in einer von Unsicherheit geprägten Zeit waren von grossem symbolischem Wert. Der Rütli-Rapport prägte die Weltkriegsgeneration und wirkte über gesellschaftliche Schranken hinweg auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Akt der nationalen Selbstbehauptung und des Zusammenhalts.

Quellen und Literatur

  • O. Gauye, «"Au Rütli, 25 juillet 1940": le discours du général Guisan», in SQ 10, 1984, 5-56
  • W. Gautschi, General Henri Guisan, 1989
  • G. Kreis, Mythos Rütli, 2004
Weblinks

Zitiervorschlag

Hans Senn: "Rütli-Rapport", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017340/2010-11-26/, konsultiert am 29.03.2024.