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Carrard-Aufstände

Der blutige Kampf vom 22. März 1851 zwischen Nicolas Carrard und seinen Anhängern einerseits und der radikalen Bürgerwehr andererseits. Die Zeichnung wird dem Kaplan Jean-Pierre-Joseph Wicht zugeschrieben © Museum für Kunst und Geschichte Freiburg.
Der blutige Kampf vom 22. März 1851 zwischen Nicolas Carrard und seinen Anhängern einerseits und der radikalen Bürgerwehr andererseits. Die Zeichnung wird dem Kaplan Jean-Pierre-Joseph Wicht zugeschrieben © Museum für Kunst und Geschichte Freiburg.

Ende des Sonderbundskrieges wurde in Freiburg eine radikale Regierung eingesetzt, die vom liberalen Bundesstaat unterstützt wurde, jedoch in der Bevölkerung des Kantons keinen Rückhalt hatte. Die Opposition bekämpfte die neue Regierung mit rechtmässigen Mitteln (u.a. mit Petitionen) und mit Gewalt. Nach kleineren Unruhen erhob sich im Okt. 1848 eine grössere bewaffnete Menge, der Aufstand schlug aber fehl. Ausgelöst hatte ihn ein dem Bischof von der Regierung unterbreitetes Ultimatum; die Regierung nahm die Ereignisse schliesslich zum Anlass, den Bischof zu verhaften und ins Exil zu schicken. Nicolas Carrard setzte sich hierauf an die Spitze der Unzufriedenen, die sich nicht auf Kompromisse einlassen wollten. Carrard, ein ehemaliger Lehrer aus der Waadt (Bionnens), hatte in den Unruhen eine untergeordnete Rolle gespielt, war ausgewiesen worden und hatte sich geweigert, die Amnestie anzunehmen. In der Nacht zum 4. Okt. 1850 erschien er mit 300 Männern vor den Toren Freiburgs, verzichtete aber auf einen Angriff, da er nicht die erwartete Unterstützung fand. Am 22. März 1851 besetzte er mit etwa 60 Aufständischen das Zeughaus und die Oberstadt; der Haufen wurde in einem blutigen Kampf geschlagen. Ein letztes Mal versuchten Carrard und einige hundert Männer am Morgen des 22. April 1853 die Regierung zu stürzen. Sie wurden von Oberst Ferdinand Perrier, dem ehemaligen Kommandanten der radikalen Bürgerwehr, welche die Rebellen zuvor bezwungen hatte, angeführt. Während einer Schiesserei auf dem Platz des Kollegiums St. Michael wurde Carrard zusammen mit einem Dutzend Männer getötet. Diese ländl. Aufstände, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren, führten immer wieder zu falschem Alarm, setzten aber auch mehr als einmal eidg. Gesandte und die Truppen von Freiburg, der Waadt und von Bern in Bewegung. Die liberale Regierung konnte die Opposition mit militär., jurist. und polit. Massnahmen vorläufig unterdrücken. Den institutionellen Wandel aber, der 1856 mit den zugunsten der Liberal-Konservativen ausgegangenen Kantonswahlen herbeigeführt wurde, vermochte sie nicht zu verhindern.

Quellen und Literatur

  • StAFR, Nachlass
  • «Trois récits de l'insurrection Carrard», in Ann. frib. 4, 1916, 216-226, 268-281
  • GeschFR 2, 878, 880
  • D. Hatem, Charles Nicolas Ferdinand Perrier, Liz. Freiburg, 1990
Weblinks

Zitiervorschlag

Sébastien Julan: "Carrard-Aufstände", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.06.2005, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017242/2005-06-21/, konsultiert am 28.03.2024.