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Sutterhandel

Partei- und Staatswirren in Appenzell Innerrhoden 1760-1829. Die Landsgemeinde wählte 1760 überraschend Anton Joseph Sutter, Wirt im Gontenbad, zum Landvogt im Rheintal. Da Sutter bei dieser Wahl mehrere altgediente Amtsleute ausstach, machte er sich als Aufsteiger Neider und Feinde. Als Landammann 1762-1775 geriet er zunehmend in Konflikt mit der etablierten Führungsschicht. 1767 versuchte Sutter, die hintere Alp Sämtis, die dem Rheintaler Hof Oberriet gehörte, in den Besitz Innerrhodens zu überführen und bei dieser Gelegenheit seine finanziellen Probleme zu lösen. Nachdem die Oberrieter von den eidgenössischen Orten einen Richtspruch zu ihren Gunsten erhalten hatten, enthob der Landrat Sutter entgegen herkömmlichem Recht 1775 aller seiner Ämter und verurteilte ihn in Abwesenheit zu 101 Jahren Verbannung. Sutter übersiedelte zunächst in den Thurgau, dann nach Konstanz. Die Obrigkeit belegte 19 seiner Anhänger mit drakonischen Strafen und entliess 1777 bzw. 1783 die Pfarrer Anton Joseph Büchler (Appenzell) und Joseph Anton Sutter (Haslen), nachdem diese für Sutter Partei ergriffen hatten. 1784 wurde Sutter durch falsche Zusagen nach Oberegg gelockt, verhaftet, gefoltert, verurteilt und unter starken Sicherheitsvorkehrungen hingerichtet. Nach dem politischen Umsturz 1829 wurden Sutter und seine Anhänger offiziell vom Vorwurf des Landesverrats entlastet und rehabilitiert. Der Sutterhandel steht in exemplarischer Weise für Machtmissbrauch und das Einsetzen eines gesellschaftlichen Wandels im Zeitalter der Aufklärung.

Quellen und Literatur

  • M. Triet, Der Sutterhandel in Appenzell Innerrhoden, 1760-1829, 1977
  • F. Brändle, Demokratie und Charisma, 2005
  • F. Brändle, «"Auch dem gemeinen Volk in allem zu gefallen"», in IGfr. 50, 2009, 41-63
Weblinks

Zitiervorschlag

Max Triet: "Sutterhandel", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 06.12.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017212/2011-12-06/, konsultiert am 19.03.2024.