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Bieler Tauschhandel1599

Der 1575-1608 regierende Basler Fürstbf. Jakob Christoph Blarer von Wartensee stiess mit seinen gegenreformator. und herrschaftsstärkenden Massnahmen im ref. Südteil seines Fürstbistums auf grossen Widerstand. Die weitgehend autonome Stadt Biel gehörte zwar zum Basler Hochstift, war aber mit den eidg. Orten Bern, Freiburg und Solothurn verbündet und als zugewandter Ort Mitglied der Tagsatzung. Ab 1486 waren die Landleute der Propstei Moutier-Grandval mit Bern verburgrechtet, wogegen Biel im Erguel zahlreiche Rechte ausübte. Nach langen Auseinandersetzungen zwischen dem Fürstbischof und Biel bestätigte 1594 ein eidg. Schiedsgericht weitgehend den Status quo. Der Fürstbischof lehnte dieses Urteil ab. Der Tausch Biels gegen bern. Rechte im Fürstbistum sollte wenigstens einen Teil seiner Ansprüche sichern. 1596 erneut aufgenommene Verhandlungen führten zum B. vom 27.9.1599. Dieser sah vor, dass Bern die fürstbischöfl. Rechte in Biel (inkl. Vingelz, Leubringen, Mett und eines Teils von Bözingen) übernahm, wogegen Biels Rechte im Erguel sehr eingeschränkt wurden. Gegen die Garantie der freien Religionsausübung verzichtete Bern auf sein Burgrecht mit den Landleuten der Propstei Moutier-Grandval und zahlte dem Fürstbischof 15'000 Berner Kronen. Erste Versuche zur Rekatholisierung im Münstertal entfremdeten den Fürstbischof und Bern. In Biel hatte sich die Bürgerschaft in zwei einander scharf bekämpfende Parteien gespalten, die allerdings beide Bern als Oberherrn ablehnten. Dies führte 1606 zur Einigung mit dem Fürstbischof, was das Ende des Tauschvertrags bedeutete. Da auch die eidg. Orte die Aufhebung des Vertrags befürworteten, musste Bern 1607 der Annullierung zustimmen. Im Badener Vertrag vom 28.5.1610 wurde das Verhältnis zwischen dem Fürstbischof und Biel endgültig geregelt: Biel blieb im Erguel nur das Bannerrecht (militär. Aufgebot), doch bewahrte es eine weitgehende Autonomie und den Status eines zugewandten Orts. Der Fürstbischof konnte den polit. und administrativen Zugriff im Südteil des Bistums verstärken, die angestrebte Rekatholisierung blieb jedoch undurchführbar.

Quellen und Literatur

  • E. Kleinert, Der B., 1594-1608, 1914
Weblinks

Zitiervorschlag

Niklaus Bartlome: "Bieler Tauschhandel (1599)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.04.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017190/2004-04-28/, konsultiert am 28.03.2024.