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JohannesGuler von Wyneck

Johannes Guler von Wyneck in seinem 69. Lebensjahr. Öl auf Leinwand eines unbekannten Künstlers, 1631 (Rätisches Museum, Chur).
Johannes Guler von Wyneck in seinem 69. Lebensjahr. Öl auf Leinwand eines unbekannten Künstlers, 1631 (Rätisches Museum, Chur).

31.10.1562 Davos,24.1.1637 (und nicht 3.2.) Chur, reformiert, von Davos. Sohn des Hans (->) und der Anna Buol. 1) 1583 Barbla von Perini (1588), 2) 1591 Elisabeth von Salis, Tochter des vicari Andreas. Durch diese Heirat gelangte Johannes Guler 1602 in den Besitz des Schlösschens Wynegg oberhalb von Malans, das er zu seinem Wohnsitz machte und nach welchem er sich fortan nannte. 1569 begleitete er den zum vicari gewählten Stiefbruder Peter (->) für zwei Jahre ins Veltlin. Dem Besuch der Churer Lateinschule folgten 1574 Studien in Zürich, ab 1580 in Genf und 1582 in Basel. Einen Abschluss konnte Guler von Wyneck nicht erlangen, da ihn 1582 die Davoser zum Landschreiber und etwas später auch zum Landesfähnrich wählten. Bereits 1587 wurde ihm das Amt des Veltliner Landeshauptmanns übertragen. 1592-1604 war Guler von Wyneck Davoser Landammann und somit zugleich Bundslandammann des Zehngerichtenbundes. Vielfach mit Gesandtschaften betraut, nahm er allein 1600-1604 an neun diplomatischen Missionen in die Eidgenossenschaft, nach Paris, Venedig und Mailand teil. Vehement förderte er den Abschluss eines Bündnisses mit Venedig (1603 Ritter von San Marco). 1607 Kommandant eines Bündner Regiments zur Sicherung der Grenze zu Mailand, verurteilte ihn im gleichen Jahr ein von spanischen Parteigängern dominiertes Strafgericht in Chur zum Tode.

Titelseite der Erstausgabe der Chronik Raetia, die 1616 von Johann Rudolf Wolf in Zürich gedruckt wurde (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Titelseite der Erstausgabe der Chronik Raetia, die 1616 von Johann Rudolf Wolf in Zürich gedruckt wurde (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

Nach der noch 1607 erfolgten Rehabilitierung durch ein nunmehr venezianisch gesinntes Gericht zog sich Guler von Wyneck für zehn Jahre aus der öffentlichen Politik zurück. 1618 wurde er anlässlich einer Gesandtschaft an den französischen Hof erneut zum Ritter geschlagen. Um den Bündner Wirren zu entgehen, zog er mit seiner Familie nach Zürich, das ihm 1619 das Bürgerrecht verlieh. 1620 befehligte er als Oberst die Bündner Truppen, die zweimal vergeblich versuchten, die verlorengegangenen Untertanenlande zurückzuerobern. 1622 unterstützte er den Widerstand der Prättigauer gegen Österreich. Danach wandte sich Guler von Wyneck wieder seinen Privatgeschäften zu und nahm nur noch vereinzelt an Gesandtschaften teil. 1623 erwarb er tauschweise das bei Zürich gelegene Schlösschen Susenberg. 1627 übersiedelte er auf seinen Churer Sitz St. Margarethen. In Davos besass er 8 Häuser und 78 Stück Vieh (1607), in der Bündner Herrschaft und in Chur auch Rebgüter. Guler von Wyneck leistete auch als Historiker und Kartograf Beachtliches. Seine Ludwig XIII. gewidmete, 1616 gedruckte «Raetia» ist eine umfangreiche Kompilation von Werken bündnerischer und eidgenössischer Chronisten. Sie schildert im ersten Teil die Bündner Geschichte und enthält im zweiten Teil eine unvollendet gebliebene, mit fünf «Landtafeln» versehene Landesbeschreibung Graubündens und seiner Untertanenlande. 1622 erschien die in erster Linie der Rechtfertigung des Prättigauer Aufstandes dienende Schrift «Pündtnerischer Handlungen widerholte und vermehrte Deduction».

Quellen und Literatur

  • J. Robbi, Ritter Johannes Guler von Wyneck, 1918
  • J. Ferdmann, «Der Chronist und Staatsmann Johannes Guler von Wyneck als Mensch und Dichter», in Davoser Revue, 1937, 27-33, 84-90
  • Feller/Bonjour, Geschichtsschreibung, 332-334, (mit Quellen- und Literaturverz.)
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Zitiervorschlag

Silvio Färber: "Guler von Wyneck, Johannes", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.11.2021. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016845/2021-11-30/, konsultiert am 17.04.2024.