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Unterlunkhofen

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Bremgarten. Die an der Strasse Bremgarten-Zug gelegene Gemeinde liegt erhöht über der Flussebene östlich der Reuss. 12. Jahrhundert Nidrenlunkof (Kopie des 14. Jh.), 1271 Niedern Lunkuft. 1850 442 Einwohner; 1900 364; 1950 379; 2000 1227.

Vorrömische und römische Zeit

Östlich von Unterlunkhofen befindet sich im Bärhau die grösste prähistorische Grabhügelnekropole der Schweiz mit mindestens 63 Hügeln, die zwischen 1865 und 1900 ausgegraben wurden. Jakob Heierli und Jakob Hunziker leiteten 1899-1900 die wichtigste Ausgrabungskampagne. Die Nekropole umfasste eine grosse Gruppe mit 60 dicht nebeneinander stehenden Hügeln von 4-16 m Durchmesser und eine kleine, abgesetzte Gruppe mit drei grösseren Hügeln (bis 27 m Durchmesser und 5 m Höhe). Die kleinen Hügel enthielten in der Regel jeweils eine Brandbestattung. Der Leichnam wurde meist an Ort und Stelle verbrannt, der Leichenbrand verlesen und in eine Urne gegeben. Weitere Tongefässe und nur ganz selten Beigaben aus Bronze oder Eisen (Armringe oder Messer) bildeten die ganze Ausstattung. Urne und Beigaben wurden hügelförmig mit Steinen oder Erde bedeckt. Aufgrund des Bestattungsritus und der Art der Keramik wird dieser Teil der Nekropole ins 8. Jahrhundert v.Chr. datiert (Hallstatt C). Die drei grösseren Hügeln enthielten jeweils mehrere Bestattungen und waren jünger (bis 5. Jh. v.Chr.). In Hügel 62 befand sich auch das Grab einer reichen Frau, die unter anderem zwei silberne Armringe, Fibeln aus Silber und Bronze sowie bronzene Anhänger (z.B. zwei menschliche Figürchen) trug. Die Armringe mit den mit Lotosblüten verzierten Goldverschlüssen stellen besonders bedeutende, frühe Zeugnisse der keltischen Kunst dar. Das Frauengrab fällt in den Übergang zwischen Hallstatt- und Latènezeit (um 450 v.Chr.), als der floral-üppige Latènestil der Kelten den starr-geometrischen Hallstattstil abzulösen begann. In Unterlunkhofen befinden sich zudem zwei künstlerisch bedeutende Mosaikböden einer römischen Villa aus dem späten 2. Jahrhundert.

Vom Mittelalter bis in die Gegenwart

Unterlunkhofen gehörte zum murbachisch-luzernischen Dinghof Lunkhofen, der 1291 an Habsburg verkauft wurde und im frühen 14. Jahrhundert als Kelleramt einen habsburgisch-österreichischen Verwaltungsbezirk bildete (Meierhof in Unterlunkhofen). 1414 gingen das Niedergericht und die Vogtei an Bremgarten über. Seit 1797 ist Unterlunkhofen eine selbstständige politische Gemeinde, der 1823 die Weiler Huserhof und Geisshof angeschlossen wurden. Unterlunkhofen ist nach Oberlunkhofen kirchgenössig; die 1672 erwähnte Muttergotteskapelle wurde 1937 ersetzt. Der Rebbau, der einst neben der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle gespielt hatte, ging nach der Verbreitung der Reblaus um 1850 zurück, was einen Bevölkerungsrückgang nach sich zog. Trotz der Busverbindungen nach Affoltern am Albis seit 1920 sowie Zürich seit 1971 und des Siedlungsdrucks der Agglomeration Zürich wuchs die Bevölkerung erst nach Abschluss des Siedlungsplans von 1987 wieder an. Mit der Stauung der Reuss beim Neubau des Kraftwerks Bremgarten-Zufikon entstand 1975 der Naturschutzraum Flachsee. 2005 stellte der 1. Sektor 15 % und der 2. Sektor 54 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde.

Quellen und Literatur

  • A. Rohr, «Die vier Murbacherhöfe Lunkhofen, Holderbank, Rein und Elfingen», in Argovia 57, 1945, 1-219
  • B. Zehnder, Die Gemeindenamen des Kt. Aargau, 1991, 441-444
  • W. Bürgisser, Oberlunkhofen im Wandel der Zeit, 1993
  • G. Lüscher, Unterlunkhofen und die hallstattzeitl. Grabkeramik in der Schweiz, 1993.
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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Zitiervorschlag

Geneviève Lüscher; Anton Wohler: "Unterlunkhofen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001678/2013-11-13/, konsultiert am 19.03.2024.