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Wilhelm vonDiesbach

1442 Bern, 28.12.1517 Bern, von Bern. Sohn des Ludwig, Ritters von Jerusalem und Kleinrats, und der Elisabeth von Runs. Bruder des Ludwig (->). 1) 1471 Dorothea von Hallwyl, 2) 1479/1480 Helene von Freiberg, 3) 1501 Anastasia Schwend. Im Hause seines Cousins Niklaus (->) erzogen, wurde Wilhelm von Diesbach zuerst Page im französischen Grafenhaus De Foix und studierte dann in Paris, bis er 1466 Aufnahme im Berner Rat der Zweihundert fand. 1475 wurde er Kleinrat, 1478 2. Heimlicher vom Rat, 1481-1492 Schultheiss, 1492-1498 1. Heimlicher vom Rat. Das Amt des Schulheissen übte er erneut in den Jahren 1498-1501, 1504-1507, 1510-1512 und 1515-1517 aus. Von Diesbach war Herr zu Worb, Signau, Holligen und Diesbach, wobei 1469 die letzten Anteile der Herrschaft Diesbach in den Familienbesitz übergingen; 1476 kaufte von Diesbach die Herrschaft Twann dazu, die er 1487 zur Hälfte wieder veräusserte.

Anlässlich einer Pilgerreise nach Jerusalem mit seinem Cousin Niklaus wurde er gemeinsam mit diesem 1467 zum Ritter geschlagen. Ein Jahr später erhielt er vom französischen König eine Pension. Von Diesbach, wichtiger Vertreter der frankreichfreundlichen Politik Berns, nahm 1470 an Verhandlungen zur Neufassung des Vertrags von Abbéville von 1463 zwischen Ludwig XI. und Savoyen teil. Wiederholte Gesandtschaften führten ihn nach Frankreich und Savoyen. Als Teilnehmer an den Burgunderkriegen machte er sich vor allem um die Einnahme der Grafschaft Romont 1475 verdient. Er nahm als Gesandter an den Friedensverhandlungen zwischen Savoyen und Genf sowie an der eidgenössischen Gesandtschaft zum König von Frankreich teil. 1478 führte er mit Adrian I. von Bubenberg im sogenannten Bellenzerzug 3000 Mann vor Bellinzona, im gleichen Jahr wurde er als Tagsatzungsbeamter nach Zürich geschickt. 1480 war er in der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Habsburg Anführer des Tschalunerzugs in die Freigrafschaft Burgund. 1484 nahm er an der Bundvereinbarung mit König Karl VIII. von Frankreich teil. Von Diesbach trat auch als Schiedsrichter in bernischen und eidgenössischen Streitigkeiten auf, so im Konflikt zwischen Bern und Freiburg wegen gemeinsam verwalteter Vogteien. 1485 vermittelte er den Vertrag mit dem Deutschen Ritterorden zur Umwandlung des Münsters in ein Chorherrenstift unter Verwaltung des Propstes. 1490 nahm er an der Gesandtschaft zu Karl VIII. wegen Savoyen teil, 1495 war er Gesandter mit Adrian II. von Bubenberg an den Reichstag von Worms. Im Schwabenkrieg war von Diesbach 1499 der Anführer der Berner.

Von Diesbachs Reichtum ― er war gemäss der Steuerveranlagung von 1494 der vermögendste Berner ― beruhte auf seinen Investitionen in Bergwerksunternehmungen und in die Salzgewinnung. Sein Engagement für alchimistische Vorhaben führte jedoch zu finanziellen Engpässen. Als gewandter, verehrter und zugleich angefeindeter Diplomat profitierte er von Reislauf und Pensionswesen.

Quellen und Literatur

  • StABE, FamA (Hausbuch des Wilhelm von Diesbach)
  • BHM, Chronika des edeln Geschlechts derer von Diesbach
  • F.A. Moser, Ritter Wilhelm von Diesbach, 1930
  • von Rodt, Genealogien 1, 194
Weblinks
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GND
VIAF

Zitiervorschlag

Barbara Braun-Bucher: "Diesbach, Wilhelm von", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.03.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016671/2010-03-17/, konsultiert am 28.03.2024.