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Würenlingen

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Baden, die zwischen dem Siggenberg und der Aareebene liegt und aus dem Strassendorf Würenlingen sowie Neubauquartieren besteht. 828 Wiraningum. 1487 ca. 55 Einwohner; 1780 719; 1850 1130; 1900 1055; 1950 1525; 2000 3647.

Im Misererebückli wurden hallstattzeitliche Gräber entdeckt. Die Klöster St. Blasien, Säckingen und Sion in Klingnau sowie das Domstift Konstanz (vor 1415) und weltliche Eigentümer gehörten im Spätmittelalter zu den Grundherren in Würenlingen. Die niedere und hohe Gerichtsbarkeit lag bei den Habsburgern, nach 1415 bei der Landvogtei Baden. 1370 war Würenlingen Teil des Pfarreiverbands Klingnau. 1779 wurde es eine selbstständige Pfarrei, deren Kollaturrechte beim Stift Zurzach lagen. 1336 werden eine Brüdervereinigung, die bald einging, und ein Beginenhaus, das bis ins 16. Jahrhundert bestand, erwähnt. Die heutige Pfarrkirche St. Michael entstand im 16. Jahrhundert, fusst auf einem Vorgängerbau und erlebte diverse Umbauten und Erweiterungen. Die Schutzengelkapelle stammt aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem Bau der Bahnlinie Turgi-Waldshut und der Eröffnung des Bahnhofs Siggenthal zwischen Würenlingen und Untersiggenthal entstand die Ortschaft Siggenthal Station, die teils auf Untersiggenthaler, teils auf Würenlinger Gebiet liegt und dank Postautokursen mit Endingen, in jüngster Zeit auch mit Baden verbunden ist. Im Zug der Industrialisierung liessen sich Kunststeinfabriken, eine Mühle, ein Stahlbauunternehmen, eine Möbelfabrik und Baugewerbe nieder. 1912-1956 wurde der Steinbruch Bärengraben durch ein Portlandzementwerk ausgebeutet, ab 1963 mit Kehricht und Sondermüll aufgefüllt und 1993-2003 saniert. 1955 wurde die Reaktor AG gegründet, die ihre Anlagen 1960 an das Eidgenössische Institut für Reaktorforschung (ab 1988 Paul-Scherrer-Institut, PSI) übertrug. Das PSI betreibt Forschung, Ausbildung und medizinische Therapie im Nuklearbereich. 2001 wurde ein Zwischenlager für radioaktive Abfälle eröffnet. Von überregionaler Bedeutung ist die örtliche Rebschule.

Quellen und Literatur

  • G. Boner, «Aus der älteren Kirchengesch. von Würenlingen», in Badener Njbl. 39, 1964, 78-89
  • F. Meier, Gesch. von Würenlingen, 1968 (21981)
  • Kdm AG 7, 1995, 226-246
  • Würenlingen 2003, hg. von A. Schneider, 2003

Zitiervorschlag

Patrick Zehnder: "Würenlingen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 26.11.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001658/2013-11-26/, konsultiert am 29.03.2024.