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Meister

M. hiessen die in Zünften organisierten Handwerker, die berechtigt waren, einen eigenen Betrieb zu führen und Lehrlinge auszubilden (Handwerk). Bevor sich ein Geselle in seiner Zunft um die Meisterschaft bewerben konnte, musste er eine gewisse Zeit als Lehrling, dann als Geselle bei einem M. arbeiten und sich anschliessend auf Wanderschaft begeben. Lehrzeit, Dauer und Radius der Wanderschaft sowie bestimmte Übergangsrituale wurden von der Zunft festgelegt. Der Übertritt in den Meisterstatus war mit grossen finanziellen Belastungen verbunden. Je nach Handwerk musste der Bewerber gemäss Zunftstatuten ein Meisterstück anfertigen, um seine fachl. Kompetenz unter Beweis zu stellen. Diese Meisterstücke wurden in der frühen Neuzeit immer aufwendiger. Dazu kamen grosszügige Weinspenden an die Meisterschaft sowie der Einkauf in die Zunft. Durch die bruderschaftl., karitativen und geselligen Zünfte waren die M. in spirituelle und soziale Netzwerke eingebunden, die sie im Notfall unterstützten. Die unterschiedliche polit. und wirtschaftl. Struktur der eidg. Städte erlaubt keine allgemein gültigen Aussagen über die polit. Mitsprache der M. Die zünftige Abschliessung als Reaktion auf konjunkturelle Krisen, Niedergang bzw. Überbesetzung versch. Handwerke führte vom 16. Jh. an vermehrt zur Verknappung von Meisterstellen. Wer keine Stelle fand, wurde entweder zum ewigen Gesellen, liess sich als Stümper und damit als Konkurrent der zünftigen M. auf dem Land nieder oder suchte Arbeit in einer Manufaktur. Auch wirtschaftlich schwächere M. verloren bereits ab dem Ende des MA ihre Selbstständigkeit und wurden von Verlegern abhängig (Verlagssystem). Konjunkturelle Krisen und saisonale Flauten kompensierten die M. durch handwerksfremde Tätigkeiten, Diversifizierung sowie den Einbezug sämtl. Familienmitglieder in den Betrieb. Dies revidiert das idealisierte Bild des selbstständigen, wirtschaftlich abgesicherten Handwerksmeisters, das im 19. Jh. als Reaktion auf die Industrialisierung geprägt wurde.

Quellen und Literatur

  • A.-M. Piuz, L. Mottu-Weber, L'économie genevoise, de la Réforme à la fin de l'Ancien Régime, 1990
  • A. von Moos, Zünfte und Regiment, 1995
  • Was nützt die Schusterin dem Schmied?, hg. von K. Simon-Muscheid, 1998
Weblinks

Zitiervorschlag

Katharina Simon-Muscheid: "Meister", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016372/2009-11-03/, konsultiert am 28.03.2024.