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Gränichen

Polit. Gem. AG, Bez. Aarau, unterstes Dorf im Wynental. Um 1820 mit Rütihof, Gulmhof, Pfendel und Liebegg arrondiert. 1184 Cranechon. 1560 ca. 250 Einw.; 1850 3'038; 1888 2'684; 1990 2'771; 1950 3'727; 1990 5'772; 2000 6'115. Jungsteinzeitl. Funde am Schürberg und im Unterfeld; kelt. Fluchtburg auf der Burghalde; ehem. Römerstrasse Aarau-G.-Oberkulm; röm. Siedlungsreste im Zil und in den Murächern. Im 12. Jh. gehörte G. zum Herrschaftsbereich des Klosters Engelberg, in dessen Namen die Gf. von Lenzburg die Schutzherrschaft ausübten. Später brachten die Habsburger die Gerichtsbarkeit und den Kirchensatz in ihre Gewalt. Ab 1270 hatten die Herren von Liebegg die gleichnamige Burg als Lehen der Gf. von Habsburg-Laufenburg inne. Ab 1415 gehörte G. zur Herrschaft Berns, dessen Landvogt auf der nahen Lenzburg residierte. G. erhielt einen Untervogt und ein eigenes Gericht. Das Vogts- oder "Chitzen"-haus bildete mit der Oberen Mühle das wirtschaftl. Zentrum G.s, wozu auch das zwischen 1696 und 1699 von den Bernern zu einem herrschaftl. Kornhaus umfunktionierte, markante Gebäude im Dorfkern gehörte. Bis Anfang des 14. Jh. war G. eine Filialpfarrei von Suhr. Die 1663 von Abraham Dünz erbaute Pfarrkirche gehört zu den Hauptwerken prot. Kirchenbaus im Aargau. An frühem Gewerbe finden sich in G. Mühlen, Schmiedewerkstätten, eine Reibe, Öltrotten und Tabakstampfen. Bis in die jüngste Vergangenheit waren die Bauernbetriebe unterdurchschnittlich klein gewesen. Die Baumwollindustrie und die wachsenden Beschäftigungsmöglichkeiten in der nahen Stadt Aarau sowie die Verbesserung der Verkehrsverbindungen - Pferdepost, Postbüro, Bahnverbindung von Suhr nach Aarau, 1904 die Wynentalbahn - ermöglichten ohne viel Ertrag aus der Landwirtschaft einen bescheidenen Wohlstand. Aus der einstigen Tauner- und Kleinbauernsiedlung ist ein attraktiver Wohn- und Wirtschaftsraum geworden. 2000 war mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen im 2. und gut ein Drittel im 3. Sektor beschäftigt. Der Wegpendleranteil lag bei mehr als zwei Dritteln.

Quellen und Literatur

  • M. Byland, Alt-G., 1965
  • E. Wullschleger, Die Waldungen im Gemeindebann G., 1976
  • F. Kretz, Gib uns auch morgen unser tägl. Brot. Die wechselvolle Lebensgesch. des Gränicher Kornhauses, 1995
  • M. Widmer-Dean, Dorfgesch. G., 2003
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Franz Kretz: "Gränichen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.01.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001625/2007-01-16/, konsultiert am 29.03.2024.