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ErlinsbachAG

Politische Gemeinde des Kantons Aargau, Bezirk Aarau, am Erzbach zwischen Aare und Jurakamm an der Grenze zum Kanton Solothurn gelegen. Der mittelalterliche Twing Erlinsbach umfasste auch Obererlinsbach und Niedererlinsbach, die heute in solothurnischem Territorium liegen, und die Ende des 14. Jahrhunderts abgegangene, bis heute nicht genauer lokalisierte Siedlung Edliswil. Im 15. oder 16. Jahrhundert entstand der Weiler Hard, der zur Gemeinde Erlinsbach gehört. Durch Erlinsbach führt die Strasse zur Salhöhe, einem Jurapass von regionaler Bedeutung. 1173 Arnlesbah, 1220 Erndespah, im 14. Jahrhundert Erlispach. 1764 433 Einwohner; 1803 523; 1850 930; 1900 1161; 1950 1679; 1970 2690; 2000 3286.

Der Erzbach bildete im Mittelalter die Grenze zwischen Frickgau und Buchsgau. Der Ding- oder Meierhof mit Twing und Bann gehörte ab ca. 1070 dem Kloster Einsiedeln, das seine Güter und Rechte 1349 an Königsfelden verkaufte. Die 1173 erwähnten freien Leute zu Erlinsbach waren in Obererlinsbach sesshaft. Hier besassen die Freiherren von Wartenfels einen Hof, den sie ihrerseits 1337 an Königsfelden veräusserten. Das Hochgericht in Erlinsbach hatten die Ritter von Kienberg als Lehensleute der Habsburger inne. Unter ihnen wurden Erlinsbach und Küttigen zur Herrschaft Königstein zusammengefasst. Auch die Ritter von Kienberg traten ihre Rechte und Güter 1351 an Königsfelden ab. Das Hochgericht kam 1417 an die Stadt Aarau und 1454 an die Johanniterkommende Biberstein. 1527 ging die Herrschaft Biberstein, zu der Erlinsbach und Küttigen gehörten, faktisch an Bern über, das dort, nachdem es die Johanniterkommende 1535 zum Verkauf des Gebiets gezwungen hatte, ein kleines Oberamt einrichtete. Nach dem Übertritt Berns zur Reformation 1528 wurde der Erzbach zur konfessionellen und politischen Grenze. Im sogenannten Wynigervertrag von 1665 erfolgte die endgültige Teilung zwischen Bern und Solothurn. Der bernische Anteil von Ober- und Niedererlinsbach wurde zur Gerichtsgemeinde Erlinsbach, die bis 1798 im Amt Biberstein verblieb. 1798-1803 gehörte die Gemeinde zum helvetischen Distrikt Aarau und seitdem zum gleichnamigen Bezirk des neu gegründeten Kantons Aargau.

1565 hatte Erlinsbach die erste chorlose Kirche im aargauischen Gebiet erhalten. Bedeutung hatten Erzabbau und Rebbau. An der Strasse zur Salhöhe lag die im 15. Jahrhundert bezeugte Laurenzenkapelle mitsamt einem Bad, das 1908 in ein Alters- und Pflegeheim umgewandelt wurde. 1831-1875 wurden in Erlinsbach Jahrmärkte abgehalten. Um 1900 wurde das Aarauer Ferienheim Beguttenalp und 1912 das Lungensanatorium Barmelweid eröffnet. Arbeitsplätze bieten das Gewerbe, der Militärschiessplatz Gehren und vor allem das benachbarte Aarau, zu dessen Wohngemeinde sich Erlinsbach entwickelt hat. Seit den 1980er Jahren pflegen Erlinsbach, Ober- und Niedererlinsbach eine die Kantonsgrenzen überschreitende Zusammenarbeit.

Quellen und Literatur

  • G. Boner, Erlinsbach, ein Rückblick in die Vergangenheit, 1977
  • A. Lüthi, «Wüstungsforschung im AG», in SchBeitr. 45, 1968, 268-290
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Alfred Lüthi: "Erlinsbach (AG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.03.2017. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001624/2017-03-16/, konsultiert am 29.03.2024.