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Charles-AlbertCingria

Charles-Albert Cingria (mit Béret) und sein Freund Paul-Marius Rosset auf dem Jahrmarkt, um 1930 (Bibliothèque de Genève).
Charles-Albert Cingria (mit Béret) und sein Freund Paul-Marius Rosset auf dem Jahrmarkt, um 1930 (Bibliothèque de Genève).

10.2.1883 Genf, 1.8.1954 Genf, kath., von Genf. Sohn des Albert, dalmat. und türk. Herkunft, Schweizer Bürgers ab 1871, Teilhaber der Uhrenfirma Patek Philippe, und der Caroline geb. Stryjenska, einer Malerin aus Polen. Bruder des Alexandre (->). Ledig. Gymnasium in Saint-Maurice und Engelberg ohne Abschluss. C. verkehrte im Kreis junger Schriftsteller (Charles Ferdinand Ramuz, Adrien Bovy) um seinen Bruder Alexandre, den späteren Maler, und steuerte Texte zu "Les Pénates d'argile" (1904) bei, dem ersten "essai de littérature romande", wie auch zur Zeitschrift "La Voile latine". Auf steter Wanderschaft hielt er sich, nur seiner Neigung folgend, abwechselnd in Siena, Rom, Florenz und Konstantinopel auf. Von 1918 bis zu seinem Tod besass er eine Absteige in Paris. Er trat erfolgreich in der Literaturszene auf und verkehrte mit Jean Cocteau, Max Jacob, Jean Lurçat, Paul Claudel und Marcel Jouhandeau, die ihn als ihresgleichen würdigten. Jean Paulhan öffnete ihm die "Nouvelle Revue Française", wo in den 1930er Jahren regelmässig seine geistsprühenden Chroniken erschienen. Seine ohne festen Plan veröffentlichten Texte, Artikel und Bändchen legen Zeugnis ab von seiner Beschäftigung mit Literatur, seinen Begegnungen und seinen Radtouren, die ihn über Nebenstrassen durch Frankreich und Navarra führten. Später vereinte er diese kleinen Schriften in amüsanten Zusammenstellungen wie "Stalactites" (1941) und "Bois sec bois vert" (1948). Während des Krieges kehrte er in die Schweiz (Freiburg) zurück; er entdeckte ein Land, dessen erfrischende Unbefangenheit ihn überraschte ("Le Parcours du Haut Rhône" 1944, "Florides helvètes" 1944, "Musiques de Fribourg" 1945). Das FrühMA schlug den unermüdl. Radfahrer mit der Seele eines Benediktinermönchs in seinen Bann. Er bildete sich zum Fachmann für nordfranz. und provenzal. Minnesänger weiter, wurde Historiker ("La Civilisation de Saint-Gall" 1929) und Biograf ("Pétrarque" 1932, "La Reine Berthe" 1947). Die intensive Teilhabe an der realen Welt war gepaart mit einer Leidenschaft für die Vergangenheit, in der sich C. lebhaft-spontaner als auch urwüchsig-barocker Stilmittel bediente. Dies machte ihn zu einem ausgesprochen eigenständigen Schriftsteller, den wiederzuentdecken sich lohnt.

Quellen und Literatur

  • Œuvres complètes, 17 Bde., 1967-81
  • Nachlässe in: CRLR, BCUL
  • J. Chessex, Charles-Albert C., 1967
  • Cahiers bleus, Sondernr. 24, 1982
  • «Les C.», in Cahier de l'Alliance culturelle romande 29, 1983
  • P.-O. Walzer, Vies de Charles-Albert C., 3 Bde., 1993-97
  • Francillon, Littérature 2, 449-471
  • Erudition et liberté, 2000
Weblinks
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VIAF
Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 10.2.1883 ✝︎ 1.8.1954

Zitiervorschlag

Pierre-Olivier Walzer: "Cingria, Charles-Albert", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.12.2003, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016195/2003-12-22/, konsultiert am 29.03.2024.