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Sumvitg

Polit. Gem. GR, Kreis Disentis, Bez. Surselva. Die Gem. umfasst das kirchl. und polit. Zentrum S. und die Fraktionen Surrein, Rabius und Compadials sowie zahlreiche Weiler und Höfe beidseits des Vorderrheins und im Val Sumvitg. 1175 in Summovico, bis 1985 dt. Somvix. 1850 1'353 Einw.; 1900 1'205; 1950 1'674; 1960 2'004; 2000 1'313. Bronzezeitl. Funde auf dem Hügel Chischliun (1600-1100 v.Chr.). Von den Churer Bischöfen geförderte freie Bauern erschlossen im FrühMA S. von Trun her bis zur Val Russein, der obersten Grenze der frühma. Kolonisation (S. bedeutet "oberstes Dorf"). Ab dem 9. Jh. machten Klosterleute von Disentis her die Siedlungen in Randlage und das Val Sumvitg urbar. Die Burg Chischliun auf dem Weg nach Sogn Benedetg, wo sich im 13. Jh. Beginen ansiedelten (bis ca. 1365), war im MA eine Klosterburg. 1252 übertrug das Kloster seine Lehensgüter in S. den von Pontaningen. Im 13. Jh. ist ein Rittergeschlecht von Somvix dokumentiert. In S. lebten auch sog. äussere Freie von Laax, die sich 1511 ins Gotteshausrecht einkauften. Die Urpfarrei S. Martin entstand im 7./8. Jh. Die Kollatur der Pfarrkirche St. Johannes Baptist (1175 erw.) lag beim Kloster Disentis; 1491 wurde die Kirche der Abtei inkorporiert. 1656-86 stritten sich Weltpriester und das Kloster wegen der Zession der Jurisdiktion an die Abtei. 1748-67 kam es nach der Entlassung der Kapuziner (1687-1748) erneut zu Wirren. Surrein gehört seit 1786, Rabius seit 1901 nicht mehr zur Pfarrei S. In der Gerichtsordnung der Cadi bildete S. mit Trun bis 1851 bzw. 1854 den vierten Hof. 1744 erfolgte der Auskauf der Klosterzehnten. S. war eine traditionelle Bauerngemeinde, in der jedoch ab 1955 viele Betriebe eingingen (2005 rund 27% der Beschäftigten im 1. Sektor). 1854 erfolgte der Anschluss an die neue Kantonsstrasse, 1912 an die Rhät. Bahn. 1944-47 baute die Patvag AG in der Val Russein ein Kraftwerk, 1956-68 entstanden die Kraftwerke Vorderrhein der NOK. Die Wasserzinsen bilden die zweitwichtigste Steuerquelle in S. Peter Zumthor errichtete 1985-88 eine bekannte Holzkapelle in Sogn Benedetg. 2000 waren 88% der Bevölkerung rätorom., 10% dt. Muttersprache.

Quellen und Literatur

  • I. Müller, Gesch. der Abtei Disentis von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1971
  • A. Maissen, S./Somvix, 1981 (überarbeitete Neuaufl. 2000)
  • O.P. Clavadetscher, W. Meyer, Das Burgenbuch von Graubünden, 1984, 348-350
  • Gem. GR
  • Gem. GR 2003
  • La Quotidiana, 9.5.2007
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Adolf Collenberg: "Sumvitg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.12.2013. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001617/2013-12-03/, konsultiert am 16.04.2024.