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Jean Charles Léonard Simonde deSismondi

Porträt von Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi. Öl auf Karton von Amélie Munier-Romilly, um 1828 (Musée d'art et d'histoire Genève, no inv. 1880-0002).
Porträt von Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi. Öl auf Karton von Amélie Munier-Romilly, um 1828 (Musée d'art et d'histoire Genève, no inv. 1880-0002).

9.5.1773 Genf, 25.6.1842 Chêne-Bougeries, reformiert, von Genf. Sohn des Gédéon, Pfarrers und Mitglieds des Rats der Zweihundert, und der Henriette-Gabrielle-Esther Girod. Grossneffe des Jean Pierre Sartoris, Neffe des Jacob Vernes, Cousin des François Vernes. 1819 Jessie Allen, Engländerin, Tante von Charles Darwin. 1792 begann Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi an der Akademie Genf ein Rechtsstudium, unterbrach es aber 1793, weil er mit seiner Familie bis 1794 vor der Genfer Revolution nach England fliehen musste. Nachdem er während der Genfer Terreur im Sommer 1794 inhaftiert worden war, liess er sich in Florenz, 1795-1800 in Pescia (Toskana) nieder. Da er überzeugt war, von den Sismondi von Pisa abzustammen, fügte er seinem Nachnamen Simonde um 1796/1797 den Zusatz de Sismondi hinzu. 1803-1804 und ab 1806 arbeitete er als Schreiber der Handelskammer des Departements Léman. Vom Sommer 1804 an nahm er an den Treffen der Gruppe von Coppet teil und begleitete 1804-1805 Germaine de Staël nach Italien, 1808 nach Deutschland. An der Akademie Genf hatte er 1809-1820 einen Lehrstuhl für Moralphilosophie inne und 1820-1835 eine Honorarprofessur für Geschichte. Während der Herrschaft der Hundert Tage unterstützte er Napoleon und seine konstitutionelle Monarchie. Als Liberaler und Anhänger des Juste-Milieu gehörte er 1814-1841 dem Genfer Repräsentierenden Rat und 1841 dem Verfassungsrat an. Nach 1815 wohnte Sismondi abwechslungsweise in Genf, Chêne-Bougeries (ab 1833 sein Hauptsitz), Frankreich, Italien (v.a. auf seinem Gut Valchiusa bei Pescia) und England. Die Restauration lehnte Sismondi ab, da sie seinen liberalen und fortschrittlichen Zielen zuwiderlief. Entsprechend begeistert begrüsste er die Julirevolution von 1830.

Obschon Sismondis Ruf auf seinen historischen und volkswirtschaftlichen Arbeiten beruht, beschäftigte er sich auch mit Agronomie, politischer Philosophie, Demografie, Statistik, Botanik und Literatur. Verteidigte er anfänglich in seinem Werk «De la richesse commerciale» (2 Bde., 1803) Adam Smiths nationalökonomische Theorie, kritisierte er später unter dem Eindruck der sozialen Folgen des freien Wettbewerbs, des Einsatzes von Maschinen und des staatlichen Laisser-faire in seinen Studien «Nouveaux principes d'économie politique» (2 Bde., 1819) und «Etudes sur l'économie politique» (2 Bde., 1837-38) die Theoretiker der klassischen Nationalökonomie. Sismondi setzte sich auch für die Unabhängigkeit und Einheit Italiens ein und gilt als einer der Väter des Risorgimento. In seinen Augen war das Mittelalter die Wiege der modernen Zivilisation. Als Kind der Aufklärung stellte er die Idee des Glücks, des sozialen Fortschritts und der Freiheit ins Zentrum seines Schaffens. Sismondi gehörte zahlreichen Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften an. 1841 wurde er Ritter der Ehrenlegion.

Quellen und Literatur

  • Histoire des républiques italiennes du Moyen-Age, 16 Bde., 1809-18
  • Histoire des Français, 31 Bde., 1821-44
  • Teilnachlässe in: BGE, Staatsarchiv in Pescia
  • J.R. von Salis, Sismondi, 1773-1842, 1932 (erweiterter Neudr. 1973)
  • S. Stelling-Michaud et al., Sismondi européen, 1976
  • P. Waeber, Sismondi, 1773-1842, Tl. 1, 1991
  • Sismondi e la civiltà toscana, hg. von F. Sofia, 2001
  • Sismondiana 1-, 2005-
Weblinks
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VIAF

Zitiervorschlag

Boris Anelli: "Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.05.2013, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016007/2013-05-16/, konsultiert am 18.03.2024.