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San Vittore

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Roveredo, Bezirk Moesa. Das am rechten Ufer der Moesa gelegene San Vittore ist das unterste Dorf im Misox. Mit seinem Weiler Monticello grenzt San Vittore an die Tessiner Gemeinde Lumino. 1168 sancto Victore, deutsch früher St. Victor. 1826 465 Einwohner; 1850 594; 1900 517; 1950 468; 1970 666, 1980 555, 2000 657.

Die Gemeinde gehörte zur Squadra und Gerichtsgemeinde Roveredo und bildete bis 1646 die Nutzungsgemeinschaft Roveredo und San Vittore. Danach wurden die gemeinsamen Wälder und Alpen aufgeteilt. Die Stiftskirche SS. Giovanni e Vittore war 1219-1885 Sitz des gleichnamigen, von Heinrich von Sax gegründeten Kapitels. Sie entstand 1491-1498 auf einem Vorgängerbau, wurde 1711-1713 erhöht, 1931 renoviert und 1983-1990 restauriert. Den 1265 erwähnten Turm von Pala liess die Familie von Sax erbauen; vielleicht gehörte er zu einer grösseren Wohnanlage. Der Rundbau der Kapelle San Lucio geht auf das 8.-9. Jahrhundert zurück und ist mit der Kirche San Carpoforo in Mesocco der älteste Kirchenbau des Misox; die Glocke stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. 1979-1986 wurde das Bauwerk vollständig restauriert. Bemerkenswert sind auch einige herrschaftliche Patrizierhäuser, darunter die Casa del Gerb aus dem 17. Jahrhundert, der Palazzo Togni und die Casa Romagnoli. Der Palazzo Viscardi, 1548 von Bartolomeo Viscardi erbaut und im 18. Jahrhundert von Giovanni Antonio Viscardi erweitert und modernisiert, beherbergt seit 1949 das Museo moesano. Von Mitte des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts brachte die Gemeinde zahlreiche Architekten und Stuckateure hervor, die vorwiegend in Deutschland und Österreich wirkten (Angelini, Camessina, Viscardi). Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden in San Vittore Ackerbau und Viehzucht, vor allem aber Rebbau betrieben. In der Ebene haben sich zwischen der Kantonsstrasse und der A13 verschiedene Industriebetriebe angesiedelt, unter anderem in den 1950er Jahren das Stahlwerk Valmoesa, das 1968 mit der Monteforno in Bodio fusionierte; auch ein Helikopterlandeplatz ist vorhanden. Bekannt sind zudem die Grotti südlich des Dorfs.

Quellen und Literatur

  • R. Boldini, Storia del capitolo di San Giovanni e San Vittore in Mesolcina, 1219-1885, [1940]
  • T. Tamò, San Vittore, 1988
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Cesare Santi: "San Vittore", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 03.02.2011, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001563/2011-02-03/, konsultiert am 19.03.2024.