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MesoccoGemeinde

Der November. Ausschnitt aus dem Wandgemälde mit dem Monatsbilderzyklus in der Kirche Santa Maria del Castello, von einigen Kunsthistorikern dem Atelier von Cristoforo und Nicolao da Seregno zugeschrieben, von anderen einem Vorläufer der Werkstatt von Antonio da Tradate, gegen 1470 © Alfonso Zirpoli, Bellinzona.
Der November. Ausschnitt aus dem Wandgemälde mit dem Monatsbilderzyklus in der Kirche Santa Maria del Castello, von einigen Kunsthistorikern dem Atelier von Cristoforo und Nicolao da Seregno zugeschrieben, von anderen einem Vorläufer der Werkstatt von Antonio da Tradate, gegen 1470 © Alfonso Zirpoli, Bellinzona. […]

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Bezirk Moesa, Kreis Mesocco. Mesocco ist die nördlichste Gemeinde im Misox und mit einer Fläche von 164,9 km2 eine der grössten des Kantons. Sie wurde schon im 9. Jahrhundert im Churrätischen Reichsgutsurbar erwähnt und besteht aus elf Fraktionen, darunter dem Bergdorf San Bernardino, und ist Sitz der Sekundarschulen, des Kreisgerichts und zahlreicher Verwaltungsstellen. 1203 Mesoco, 1383 Misogg. Deutsch auch Misox, romanisch Mesauc. 1701 1013 Einwohner; 1773 921; 1802 862; 1850 1182; 1900 1173; 1950 1150; 2000 1201.

Frühe menschliche Spuren wurden am Ende des 19. Jahrhunderts, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und während der Bauarbeiten an der A13 bei Tec Nev und rund um die Burg entdeckt: Es handelt sich um mesolithische Werkzeuge aus Silex (ca. 6000 v.Chr.) und um eine neolithische Feuerstelle (ca. 5000 v.Chr.) sowie Keramik aus der gleichen Zeit. Dauerhaftere Ansiedlungen gehen auf die Bronzezeit (vor 1400 bis 1200 v.Chr.) und die vorrömische Eisenzeit zurück. Eine bedeutende Nekropole aus der ersten Eisenzeit (6.-5. Jahrhundert v.Chr.) kam im Bereich des Dorfs zum Vorschein, während sich Spuren einer römischen Ansiedlung auf dem Hügel Gorda befinden; hier gab es auch Gräber aus dem Frühmittelalter (6. Jh.). Sichtbar sind noch die Ruinen der Burg, einer der grössten des Kantons, früher Sitz der von Sax, vom 12. Jahrhundert bis 1480 Herren des Misox, und dann bis 1549 der Trivulzio. Am Fuss der Burg liegt die schon 1219 erwähnte Kirche Santa Maria, die wertvolle Fresken aus der Werkstatt der Seregnesi beherbergt (Mitte 15. Jh.). Früher bildete Mesocco eine der vier Squadre des Hochgerichts Misox und war in vier Degagne unterteilt (Crimeo, Cebbia, Andergia und Darba), die je von einem Konsul geleitet wurden. 1480 trat Mesocco zusammen mit Soazza freiwillig dem Grauen Bund bei. Die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo, 1219 erwähnt, wurde im 17. Jahrhundert erneuert und 1959 restauriert. Daneben gibt es die 1538 belegte Kirche San Rocco mit angegliedertem Hospiz, in dem seit 1668 Kapuzinermönche tätig sind, und verschiedene Kapellen, darunter San Giacomo, 1419 bezeugt, San Giuseppe in Andergia, die während der Reformation den Reformierten als Gotteshaus diente, und San Giovanni Nepomuceno in Cebbia, die 1978 durch die Überschwemmung zerstört und dann wieder aufgebaut wurde. Erwähnenswert sind das 1565 erbaute und später erweiterte Haus a Marca sowie zahlreiche Patrizierhäuser aus dem 19. Jahrhundert. Mit dem Bau der Wasserkraftwerke Isola und Spina, dem 1967 eingeweihten San-Bernardino-Tunnel, den Arbeiten an der Autobahn A13 und dem Ausbau der touristischen Anlagen in San Bernardino erlebte die Gemeinde ab 1960 einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Landwirtschaft und Viehzucht sind jedoch wichtig geblieben; verschiedene Alpweiden werden noch mit Rindern, Ziegen, Schafen und Schweinen bestossen. Bis 1972 war Mesocco Endstation der 1907 eingeweihten Eisenbahn Bellinzona-Mesocco.

Quellen und Literatur

  • G. Schneider-Schnekenburger, Churrätien im FrühMA, 1980, 97 f.
  • Archäologie in Graubünden, 1992, 22-25, 92-96
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Cesare Santi: "Mesocco (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.06.2015, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001557/2015-06-15/, konsultiert am 19.03.2024.