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Sils im Engadin/Segl

Polit. Gem. GR, Kreis Oberengadin, Bez. Maloja, die aus den Fraktionen Sils-Maria, Sils-Baselgia, Fex und Grevasalvas besteht. 800-850 Silles; 1131 Sillis. Rätorom. Segl. 1850 219 Einw.; 1900 178; 1930 359; 1950 262; 2000 751. Vier 1964 in Sils-Baselgia entdeckte Votivaltärchen aus Lavezstein weisen auf ein Heiligtum hin, dass in Zusammenhang mit der röm. Verbindung über den Malojapass und den Julierpass gesehen werden muss. Mauerreste bezeugen eine Burgstelle auf der Halbinsel Chastè im Silsersee (Oberengadiner Seen). Im MA war S. ebenfalls als Sust an der oben genannten Passroute bekannt; diese stand allerdings meist im Schatten derjenigen über den Septimer. Eine Alpordnung datiert von 1545. Bereits 1591 verfügte S. über eigene rätorom. Dorfstatuten. Die Kirche St. Lorenz in Sils-Baselgia, eine im Kern wohl ma. Anlage, wird 1536 erwähnt. 1597 wurde in Sils-Maria unweit der 1496 bezeugten Kirche St. Michael ein Neubau errichtet (1764 renoviert). 1552 trat S. zur Reformation über. Die kath. Christ-König-Kirche wurde 1931 geweiht. Eine wichtige Einnahmequelle bildete ab dem SpätMA die Fischerei bzw. der Export von eingesalzenen und geräucherten Forellen nach Italien. Auf Plaz oberhalb des Lej Giazöl gewann man um Ende des 17. Jh. wohl Bleiglanz und Zinkblende. Vom 17. bis ins ausgehende 20. Jh. wurden die Güter von Grevasalvas von Bergeller Bauern wie Maiensässe bewirtschaftet. Die Auswanderung im 19. Jh. brachte Wohlstand. S. nahm auch regen Anteil am aufstrebenden Tourismus. Im Hotel Waldhaus (1908) stiegen Literaten, Künstler, Musiker und Philosophen ab. Das Haus, in dem Nietzsche 1881-88 wohnte, wurde 1960 zum Nietzsche-Museum. Seit 1908 verkehren Touristenschiffe auf dem Silsersee. Mit der Eröffnung der Furtschellas-Luftseilbahn wurde das Berg- und Wanderparadies S. auch zur Winterdestination, was einen starken Bauboom auslöste. 1962 wurde die Biblioteca Engiadinaisa, eine Volksbibliothek, gegründet. Mit der Eröffnung des Parkhauses 1994 wurde S. fast verkehrsfrei. Der Schutz des Sees sowie der Landschaft begann bereits in den 1920er Jahren und führte 1947 zur Gründung der Cumünaunza Pro Lej da Segl, die bis heute die Spekulation bekämpft. 1995 entstand ein Museum für den einheim. Maler Andrea Robbi. 2000 waren 59% der Bevölkerung deutsch-, 15% italienisch- und 12% romanischsprachig.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 3, 1940 (19752), 404-409
  • R. Boppart, Sils im Engadin, 1980
  • Sils im Engadin, bearb. von T. Stupan et al., 1984
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Ottavio Clavuot: "Sils im Engadin/Segl", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 29.11.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001545/2011-11-29/, konsultiert am 19.03.2024.