de fr it

Samnaun

Polit. Gem. GR, Kreis Ramosch, Bez. Inn, und unterstes linkes Seitental des Engadins. Auf Höhen von 1700 bis 1840 m folgen sich taleinwärts die fünf Fraktionen Compatsch, Laret, Plan (Plaun), Ravaisch und S. 1220 Samaium, rätorom. Samignun. 1835 387 Einw.; 1850 313; 1900 357; 1950 424; 2000 743 (davon 94% Deutsch- und 1% Romanischsprachige). Das abgeschlossene Tal wurde über hohe Pässe von Tschlin und Ramosch aus alpwirtschaftlich genutzt. 1220 sind Bauernhöfe bezeugt, welche die Herren von Tarasp im 12. Jh. dem Kloster Marienberg schenkten. Allmählich entwickelte sich ein eigenes Gemeinwesen, das aber kirchlich und politisch bis in die Neuzeit hinein von Ramosch abhängig blieb. Das relativ milde Klima und die Abgeschiedenheit führten zu einer weitgehenden wirtschaftl. Autarkie (Getreidebau bis über 1800 m, Gemüseanbau, Viehwirtschaft). Ab etwa 1530 gab es Reformierte in S., nach 1622 waren Kapuziner tätig, 1651 erscheint die Pfarrkirche in Compatsch im Besitz beider Konfessionen. Im 18. und 19. Jh. erfolgte vom Tirol her eine völlige Rekatholisierung. Gleichzeitig fand eine Germanisierung statt (tirol. Oberinntal-Dialekt). Bis 1851 gehörte S. zur Gerichtsgem. Remüs. Erst 1830 wurde ein Fahrweg ins Inntal über das österr. Spiss erstellt. 1892 wurde S. Zollausschlussgebiet. 1912 erhielt es eine Strasse auf Schweizer Seite nach Vinadi, blieb aber weiterhin Freizone, was eine Nationalratskommission noch 2002 bestätigte. Seit etwa 1970 profitiert S. von einem beachtl. Einkaufstourismus (Alkoholika, Kosmetika, Raucherwaren und Treibstoff); 1973 führte die Gem. zur Finanzierung ihrer Infrastruktur eine Sondergewerbesteuer auf den zollfreien Waren ein. In den 1930er Jahren begann die Erschliessung des Tals für den Fremdenverkehr; S. wurde als Wander- und Skigebiet bekannt. Ein rasanter Aufschwung folgte nach der Eröffnung von Luftseilbahnen und Skiliftanlagen 1978. S. verfügte 2004 über 2'500 Fremdenbetten, und entsprechend stellte der Tertiärsektor die meisten Arbeitsplätze. Mit der österr. Gem. Ischgl unterhält S. die Silvretta-Arena, das grösste Skigebiet der Ostalpen.

Quellen und Literatur

  • A.S. Jenal, S., 1998
  • K. Jenal-Ruffner, Die Orts- und Flurnamen der Gem. S., 2002
  • S. Jenal, Die "Samnauner Zwerge", 2004
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
Weitere Links
e-LIR
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Paul Eugen Grimm: "Samnaun", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.06.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001527/2012-06-20/, konsultiert am 28.03.2024.