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Schweizerischer Werkbund (SWB)

Nach dem Vorbild des Deutschen Werkbunds wurde im Frühling 1913 in Zürich der Schweizerische Werkbund (SWB) gegründet. Zu den Gründern gehörten Alfred Altherr, Direktor der Kunstgewerbeschule sowie des Kunstgewerbemuseums, der den SWB im Folgenden prägte, und Charles L'Eplattenier, der im Herbst desselben Jahres in Yverdon die welsche Schwesterorganisation L'Œuvre (OEV) ins Leben rief. Die welsche Vereinigung hatte ihren Schwerpunkt zunächst im Umfeld der Ateliers d'art réunis in La Chaux-de-Fonds; zu den Gründern zählte auch der junge Le Corbusier, der 1918 jedoch wieder austrat. Beide Vereinigungen wurden von einem Präsidenten und einer Generalversammlung geführt. Der SWB und der OEV bildeten je ein sehr heterogenes Netzwerk, das etwa Schreiner, Sanitäre, Fotografen, Lehrer, Künstler oder Grossindustrielle umfasste. Zweck beider Organisationen war die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Industrie. Ab 1925 erhielten die Organisationen Bundessubventionen. Gemeinsam setzten sie sich auf eidgenössischer Ebene für den Schutz des geistigen Eigentums an Design ein. Ansonsten bildete die Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen, etwa für Ausstellungen oder Preise, die Ausnahme. Nach dem Ersten Weltkrieg positionierte sich der OEV bewusst konservativ und konträr zum SWB. Dieser vertrat die Vorteile der Serienproduktion, der OEV das französische Vorbild des artiste décorateur. Unterstützt wurde der OEV durch die 1932 gegründete Tessiner Sektion Gruppo ticinese delle O.E.V. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Debatte von den Gegensätzen zwischen Typisierung (Zürcher Werkbundsiedlung Neubühl) und künstlerischer Individualität (Art déco) sowie zwischen Modernismus (Neues Bauen, Wohnbedarf) und Traditionalismus (Heimatschutz, Heimatstil) beherrscht.

1914 entstand die deutschsprachige Zeitschrift «Werk», die vom SWB in Zusammenarbeit mit dem Bund Schweizer Architekten herausgegeben wurde. Im gleichen Jahr starteten der OEV und die Fédération des architectes suisses das französischsprachige «Bulletin mensuel de l'Œuvre». In den 1950er und 1960er Jahren fand eine Annäherung zwischen SWB und OEV statt. Der SWB propagierte mittels Wettbewerben «Die gute Form», die funktionale und ästhetische Optimierung der industriellen Produktion, und prägte dadurch eine typisch helvetische Formgebung. Nach 1968 folgte für beide Vereinigungen die Zäsur, indem statt der dogmatischen Vertretung von ästhetischen Vorbildern Grundlagen für verantwortungsbewusstes Gestalten erarbeitet wurden. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts existierte der SWB noch, während der OEV 2003 in eine Regionalgruppe des SWB überführt worden war.

Quellen und Literatur

  • J. Gubler, Nationalisme et Internationalisme dans l'architecture moderne de la suisse, 1975
  • A. Baudin, «Identité romande et "résistance au nudisme"», in ZAK 58, 2001, 175-184
  • L. Mauderli, «Zwischen Stuhl und Bank», in ZAK 58, 2001, 163-174
  • «Werk + Bund + Wohnen», in Hochparterre, 2003, H. 12 (Beil.)
  • C. Bignens, Geschmackselite S., 2008
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Daniela Ball: "Schweizerischer Werkbund (SWB)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.09.2014. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/015205/2014-09-25/, konsultiert am 28.03.2024.