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Flims

Politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Trin, Bezirk Imboden. Flims liegt auf einer Terrasse nördlich über der Rheinschlucht und umfasst die Weiler Fidaz und Scheia sowie die touristische Siedlung Flims-Waldhaus. 765 Fleme, romanisch Flem. Die Landschaft ist von Flüssen und Seen geprägt (Caumasee usw.) und als Folge eines prähistorischen Bergsturzes stark gekammert. 1850 906 Einwohner; 1900 789; 1950 1148; 2000 2549.

Ein Landesausbau erfolgte erst ab dem Frühmittelalter, 765 ist unter dem Besitz der Viktoriden Rodungsland erwähnt. Das Kloster Pfäfers besass um 840 einen Herrschaftshof mit zwei Kirchen (vermutlich in Flims und Fidaz), einer Mühle und drei Huben mit 50 Jucharten Ackerland und unter anderem Tuchabgaben. Weitere geistliche und weltliche Grundherren im Mittelalter waren das Kloster St. Luzi, der Bischof von Chur, die Freiherren von Belmont und ihre Nachfolger von Sax-Misox. Nach 1300 siedelten später romanisierte Walser aus Vals in Fidaz und Scheia. Der Flimserwald war seit jeher Barriere und Grenze zur Surselva; südlich der Strasse nach Trin (Val Serris) sind Reste einer alten Talsperre erhalten. Flims gehörte ab 1399 als Gerichtsgemeinde zum Grauen Bund und kaufte sich 1412 von der Pfäferser Schirmvogtei, 1538 von den an Chur übergegangenen Sax-Misoxer Herrschaftsrechten los.

Die Pfarrkirche St. Martin und Antonius in Flims und die Filialkirche St. Simplicius in Fidaz sind 1440 erwähnt; der Auskauf der Pfarrrechte erfolgte 1526 und 1528 beim Übertritt zur Reformation. Die abgegangenen Kapellen St. Elisabeth bei Vallorca, in deren Nähe St. Luzius, St. Placidus links des Val Stenna, alle 1488 erwähnt, sowie St. Nikolaus in Richtung Staderas stehen wohl in Zusammenhang mit dem intensiveren Landesausbau und dem Lukmanierverkehr im Spätmittelalter. Dazu passen die Stätte Marcau (Marktort) bei St. Elisabeth und die Flur Staderas (Waagen) an der Grenze zu Laax. Die Sage des "Gion Paul da Flem stai si" spielt auf die Bedeutung der Alpen auf dem Flimserstein und auf gegenseitige Viehraubzüge von Glarnern und Bündnern im Mittelalter an und symbolisiert die Wachsamkeit in gefahrvoller Zeit.

Die Geschicke von Flims waren über Jahrhunderte von der Familie Capol bestimmt. Viele Flimser standen bis ins 19. Jahrhundert in ausländischen Solddiensten. Die Lawinen und Rüfen von 1810 waren Folgen des Raubbaus an den Waldungen im 18. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Flims kontinuierlich zum Kurort (Molkenkuren): 1839 Gasthof zu den Waldhäusern, 1870 Hotel Segnes, 1875 Kur- und Seebadanstalt am Caumasee, 1877 Hotel Kurhaus (Parkhotel). 1910 begann der Wintertourismus. Hotellerie und Ferienhäuser erfuhren nach dem Zweiten Weltkrieg einen starken Aufschwung, Skilifte und Sesselbahnen wurden ausgebaut (erste Sesselbahn Europas 1947). Der Tourismus ist heute beherrschender Wirtschaftszweig, gefolgt von Gewerbe und Landwirtschaft (2000 32 Betriebe). Die Gemeinde hat ein eigenes Elektrizitätswerk. 2000 waren mehr als drei Viertel der Beschäftigten im 3. Sektor tätig, darunter viele Zupendler. Eine katholische Kirche besteht seit 1937. Der Anteil der romanischen Sprache ist von 71% (1920) auf 7,5% (2000) zurückgegangen.

Quellen und Literatur

  • H. Anliker, Flims, 1961 (21982)
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Martin Bundi: "Flims", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 05.11.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001517/2009-11-05/, konsultiert am 19.03.2024.