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Bonaduz

Polit. Gem. GR, Kreis Rhäzüns, Bez. Imboden. Haufendorf auf einer Hochfläche südwestl. des Zusammenflusses von Vorder- und Hinterrhein. 960 Beneduces, rätorom. Panaduz. Zu B. gehörte bis 1854 der deutschsprachige Weiler Sculms, der durch Volksabstimmung an Versam fiel. 1850 581 Einw.; 1900 886; 1950 1'039; 2000 2'433.

Archäolog. Funde aus der späten Latènezeit und ein frühma. Gräberfeld (über 700 Gräber) im Dorfteil Valbeuna deuten auf eine frühe Besiedlung hin. Auf dem Gebiet von B. befindet sich hoch über dem Vorderrhein die Ruine Wackenau. Ein Zusammenhang mit einem angenommenen Rheinübergang bleibt unbestätigt. Die polit. Geschichte von B. ist eng mit jener der Herrschaft Rhäzüns verknüpft. Mit dieser gelangte B. um 1458 an die Gf. von Zollern, 1497 an Maximilian I. von Österreich. Eine 1445 erwähnte Marienkapelle wurde 1494 durch einen spätgot. Neubau ersetzt, die Kirche bis ins 20. Jh. umgebaut und vergrössert. Während der Reformation blieb B. katholisch und löste sich 1667 kirchlich von Rhäzüns. Mit den Nachbarschaften Rhäzüns, Ems und Felsberg gehörte B. zur Gerichtsgemeinde Rhäzüns im Grauen Bund. Es bildete mit Rhäzüns bis ins 16. Jh. eine polit., wirtschaftl. und kirchl. Einheit und trat erstmals 1529 als selbstständige Gemeinde auf. Jahrhunderte währende Grenzstreitigkeiten führten zur Teilung der Weiden (1529), der Alpen (1532) und des Waldes (1582).

Bereits Mitte des 16. Jh. hatte B. die Alp Ramuz jenseits des Kunkelspasses erworben. Bis um die Mitte des 19. Jh. war die Landwirtschaft in gleichem Masse auf Getreidebau und Viehwirtschaft ausgerichtet; in der Folge verstärkte sich die Ausrichtung auf Viehwirtschaft. Zwischen 1687 und 1773 bestand in B. die Buchdruckerei Moron. Mit der Herrschaft Rhäzüns kam B. 1819 an den Kt. Graubünden. 1874 bildete sich die polit. Gemeinde durch Trennung von der Bürgergemeinde. Im 19. Jh. gewann der Transitverkehr durch den Ausbau der Unteren Strasse (San Bernardino- und Splügenpass) an Bedeutung, ging aber nach 1882 wegen der Eröffnung der Gotthardbahn wieder zurück. 1881 wurde die Strassenverbindung nach Versam und Ilanz erneuert. Ein Grossbrand zerstörte 1908 das Dorf, im Gefolge des Wiederaufbaus verstärkte sich die Germanisierung (1860 68% rätorom.; 1990 86% dt., 6% rätorom., 2% ital.). 1990 waren 69% der in B. Erwerbstätigen im 2. Sektor, 29% im 3. Sektor beschäftigt. Die 46% Wegpendler arbeiteten v.a. in der Ems-Chemie AG und in Chur.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 3, 1940 (19752), 3-10
  • P. Cavigelli, Die Germanisierung von B. in gesch. und sprachl. Schau, 1969
  • J.A. Brunner, Die frühma. Bevölkerung von B., 1972
  • Gem. GR
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Zitiervorschlag

Linus Bühler: "Bonaduz", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 11.08.2004. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001513/2004-08-11/, konsultiert am 19.03.2024.