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Adlikon

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Andelfingen, seit 2023 mit Humlikon Teil der Gemeinde Andelfingen. Das südlich der Thur gelegene Adlikon umfasste das gleichnamige Dorf, die bis 1931 als Zivilgemeinden existierenden Weiler Dätwil und Niederwil sowie 1818-1872 das Dorf Humlikon. Adlikon hatte bereits 1803-1818 zu Andelfingen gehört. 1255 Adilinkon. 1467 46 Erwachsene; 1470 27; 1634 253 Einwohner; 1850 569 (ohne Humlikon); 1900 432; 1950 394; 1970 380; 2000 587; 2010 574; 2020 679.

Adlikon: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.
Adlikon: Situationskarte 2022 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2023 HLS.

Römische Gutshöfe lagen bei Niederwil (Steinmürli) und Dätwil (Tiefenau, Im Koller). Die Ortsnamen erschliessen die früh- und hochmittelalterlichen Siedlungsvorgänge: In ein grossräumiges Feld älterer -ikon-Namen schiebt sich auf einem Plateau östlich des Dorfes Adlikon ein Gürtel mit jüngeren -wil-Namen, die allgemein einer frühen Ausbauphase (8.-11. Jh.) zugerechnet werden. Im Spätmittelalter setzte in diesem Bereich ein Wüstungsprozess ein: Der Weiler Schadenwil (1249 erwähnt) und zwei Höfe gingen ab (Wüstungen). Von den offenbar verlassenen oder extensiver genutzten Fluren nahm eine Beginensammlung (Haslen, 1435 erwähnt) Besitz, in der sich Töchter aus der ländlichen Oberschicht verpfründeten. Das Haus verfügte über einen beträchtlichen Viehbestand in der Eigenwirtschaft, offenbar wegen der für Ackerbau ungünstigen Bodenverhältnisse. Bei Dätwil drohte die Thur stets Kulturland wegzuspülen, was eine dauernde Existenzangst bewirkte. Als Teil der Herrschaft Andelfingen kam Adlikon 1434 zu Zürich. Ein Einzugsbrief datiert von 1587. Adlikon wurde mit der Mediation (1803)  Andelfingen angegliedert und 1818 wieder zur selbstständigen Gemeinde. Kirchlich gehört Adlikon zu Andelfingen. Während der Bau der Bahnlinie Winterthur-Schaffhausen 1857 keine Entwicklung auslöste, leitete die Autostrasse durch das Weinland 1958 den Wandel zur halbagrarischen Gemeinde ein: 1985 beschäftigten 40 landwirtschaftliche Betriebe noch 58 Personen und bis 1990 wurde das Quartierplangebiet Halden weitgehend mit Einfamilienhäusern überbaut (1990 61% Wegpendler).

Quellen und Literatur

  • Stauber, Emil: Geschichte der Kirchgemeinde Andelfingen. Umfassend die politischen Gemeinden Andelfingen, Klein-Andelfingen, Adlikon und Humlikon und für die ältere Zeit auch die politischen Gemeinden Dägerlen, Dorf, Thalheim und Volken, 3 Bde., 1940-1943.
  • Wanner, Konrad: Siedlungen, Kontinuität und Wüstungen im nördlichen Kanton Zürich (9.-15. Jahrhundert), 1984, S. 171-182.
Von der Redaktion ergänzt
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1255: Adilinkon

Zitiervorschlag

Martin Illi: "Adlikon", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.08.2023. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000015/2023-08-30/, konsultiert am 28.03.2024.