Nufenen

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Region Viamala, an der San-Bernardino-Route, 2019 mit Hinterrhein und Splügen zur Gemeinde Rheinwald fusioniert. Das Haufendorf Nufenen war bis Ende des 18. Jahrhunderts von ca. 15 Aussenhöfen umgeben. 1343 Ovena, 1633 Nufena, italienisch früher Novena, romanisch früher Novagnas. 1781 366 Einwohner; 1850 344; 1900 206; 1950 170; 2000 127; 2010 158; 2018 139.

Nufenen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Nufenen: Situationskarte 2018 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

Das ursprünglich von Romanen aus dem Schams als Alpgebiet genutzte Nufenen wurde um 1280 von Walsern besiedelt, die hauptsächlich aus dem Pomat (Val Formazza) stammten. Bis 1277 stand es unter der Herrschaft der Freiherren von Sax-Misox, danach ging es an die von Vaz. Nufenen war bis 1800 die bevölkerungsreichste Gemeinde im Rheinwald, wurde 1851 Hauptort des Kreises Rheinwald und war mit diesem bis 2015 Teil des Bezirks Hinterrhein. Südlich des Orts befindet sich die Richtstätte der Landschaft Rheinwald. Kirchlich gehörte das Dorf ursprünglich zum Stift Santi Giovanni e Vittore im Misox, dann ca. 1300-1696 zu Hinterrhein. 1643 erfolgte der Bau einer Kirche. 1696-1874 bildete Nufenen eine eigene Kirchgemeinde, anschliessend wieder eine Pfarreigemeinschaft mit Hinterrhein. Um 1530 wurde es reformiert. Die Bevölkerung lebte bis ca. 1880 von der Land- und Alpwirtschaft und vom Warenverkehr über den Splügen und den San Bernardino (sogenannte Säumerbauern). Nach der Eröffnung des Gotthardeisenbahntunnels (Gotthardbahn) brach die Säumerei ein und Nufenen wies erneut eine rein agrarische Erwerbsstruktur auf. Im 19. Jahrhundert setzte eine starke Auswanderung ein (USA, Neuseeland). 1846 errichtete Nufenen die erste genossenschaftliche Sennerei in Graubünden (Neubau 1984); 1978-1984 erfolgte eine Melioration (Güterzusammenlegung). 2005 stellte der 1. Sektor 72% der Arbeitsplätze in Nufenen.

Quellen und Literatur

  • Poeschel, Erwin: Die Täler am Vorderrhein, 2. Teil. Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell, 1943 (19612), S. 257-259  (Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, 5).
  • Menolfi, Jakob: Die Gemeinden Graubündens, 1985.
  • Rizzi, Enrico: «L’Archivio Sacco Trivulzio e la colonizzazione Walser nel Rheinwald e nell’Alta Mesolcina», in: Rizzi, Enrico (Hg.): Aspekte der Mittelalterforschung in Walsergebieten. Akten der zweiten Internationalen Tagung zur Walserforschung in Splügen, 31. März 1984, 1985, S. 21-49.
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1343: Ovena
1633: Nufena
Endonyme/Exonyme
Novagnas (romanisch nicht mehr gebräuchlich)
Novena (italienisch nicht mehr gebräuchlich)
Nufenen (deutsch)

Zitiervorschlag

Kurt Wanner: "Nufenen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.12.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001498/2019-12-13/, konsultiert am 28.03.2024.