Zacconen

Viktoriden

Zweimal verwendete Grabplatte aus Marmor, zum einen für einen Angehörigen der Familie der Zacconen (Viktoriden) aus dem 8. Jahrhundert und zum anderen für den bischöflichen Münzmeister Hans Jacob Wägerich von Bernau (1562-1606) (Rätisches Museum, Chur).
Zweimal verwendete Grabplatte aus Marmor, zum einen für einen Angehörigen der Familie der Zacconen (Viktoriden) aus dem 8. Jahrhundert und zum anderen für den bischöflichen Münzmeister Hans Jacob Wägerich von Bernau (1562-1606) (Rätisches Museum, Chur). […]

Die in der Neuzeit gebildeten Sippennamen der Viktoriden bzw. Zacconen – der erste war in der älteren Forschung gebräuchlich, den zweiten verwendete vor allem Otto Paul Clavadetscher – bezeichnen eine Familie, die von der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bis ins 8. Jahrhundert über zehn Generationen die höchsten weltlichen und geistlichen Ämter im frühmittelalterlichen Chur bzw. Churrätien innehatte. Zacco, ein wohl um die Mitte des 6. Jahrhunderts von den Franken eingesetzter germanischer Militärführer in Churrätien, dürfte als Nachfolger der rätischen duces fungiert haben; vielleicht war seine Position auch ziviler Natur. Eine weibliche Deszendentin Zaccos ging vermutlich in einer der nächsten Generationen die Verbindung mit der einheimischen Familie der Viktoriden ein, die nach dem Scheitern der fränkischen Alpen- und Italienpolitik um 600 eine politisch relativ unabhängige Stellung in Rätien erlangt hatte. Im zweiten Drittel des 7. Jahrhunderts sind unter den Zacconen ein Vigilius (tribunus) sowie im letzten Drittel dessen Kinder Paulus, Castoria und Paschalis (episcopus) belegt, Letzterer verheiratet mit Esopeia. Möglicherweise war Paschalis auch praeses. Unter dessen Söhnen Victor (zusammen mit seiner Mutter Esopeia Gründer des Klosters Cazis) und Jactatus in der siebten Generation waren die weltliche und geistliche Macht anscheinend getrennt, denn Ende des 7. Jahrhunderts ist Ersterer als Bischof, Letzterer als praeses bezeugt. Die jüngere Machtaufteilung findet sich auch um 720 wieder bei Jactatus' Söhnen Vigilius (episcopus) und Victor (praeses); während der Amtszeit des Letzteren wuchs Otmar, der spätere Heilige, in Chur auf. Auch Victors Söhne Tello (episcopus) und Zacco (praeses) teilten sich die Macht, wobei Tello, der im Reichenauer Verbrüderungsbuch als comis (comes) erscheint, nach dem Tod seiner Brüder und Neffen die bischöfliche und weltliche Gewalt wiederum in seiner Person vereinigte. Mit Tellos Neffen Victor und seinen Nichten Teusinda und Odda, die noch im Zusatz zum Tellotestament von 765 genannt werden, erlischt die Überlieferung der Zacconen.

Quellen und Literatur

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Zitiervorschlag

Martin Hannes Graf: "Zacconen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.01.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014777/2015-01-25/, konsultiert am 28.03.2024.