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Elsau

Politische Gemeinde des Kantons Zürich, Bezirk Winterthur. Das von der Eulach durchflossene Gemeindegebiet umfasst die Dörfer Elsau (1043 Elnesouva), Rümikon (829 Rumaninchovun), Räterschen sowie seit 1922 Unter- und Oberschottikon. 1467 ca. 60 Einwohner; 1634 188; 1771 479; 1836 896; 1850 909; 1900 1047; 1950 1348; 1960 1972; 2000 2900.

Fund eines römischen Wohnhauses bei Tollhausen. Eine frühmittelalterliche Besiedlung ist in Schottikon und Rümikon durch Güterschenkungen an das Kloster St. Gallen (829) sowie ein Steinkistengrab in der Kirche Elsau aus dem 7./8. Jahrhundert belegt. Die 1040-1087 erwähnten Herren von Elsau waren nellenburgische Dienstleute. Ende des 11. Jahrhunderts kam ein grosser Güterkomplex von den Nellenburgern an die Toggenburger. Hoch- und Niedergericht gelangten 1424 (definitiv 1452) mit der Herrschaft Kyburg an Zürich, das Elsau bis 1798 im Enneren Amt der Landvogtei Kyburg verwaltete.

Im Hochmittelalter stifteten die Grafen von Toggenburg in Elsau eine dem heiligen Georg geweihte Kirche samt einer Pfrund. 1254 sind ein Leutpriester – d.h. eine Pfarrei – und die Kirche erstmals erwähnt. Diese stand nicht wie bisher angenommen über den Fundamenten einer römischen Villa und eines hochmittelalterlichen Wohnturms, sondern über einem ersten Kirchenbau aus dem 7./8. Jahrhundert. 1396 vergabte Donat II. von Toggenburg dem Kloster Rüti Kirchensatz, Zehnten und Vogtei, 1398 mehrere Güter, darunter die Mühle Räterschen. 1515 wurde ein Kirchenneubau erstellt, 1525 ging die Kollatur an Zürich über. Die Siedlungsentwicklung verlief dezentral und relativ langsam. Im 16. Jahrhundert wird die Organisation von Dorfgemeinden in Räterschen, Elsau und Schottikon fassbar. 1798 entstand innerhalb der Pfarreigrenzen die politische Gemeinde, die dem Distrikt Elgg, 1803 dem Bezirk Winterthur zugeteilt wurde. Als Zivilgemeinde konstituierten sich Elsau, Räterschen, Rümikon, Schnasberg und 1832 Fulau. 1922 vereinigte sich die politische Gemeinde Schottikon mit Elsau. Gleichzeitig wechselte Schottikon von der Kirchgemeinde Elgg zu derjenigen von Elsau.

In der hauptsächlich vom Getreideanbau lebenden Gemeinde konnte sich im 18. Jahrhundert die textile Heimindustrie nur im kleinen Rahmen ausbreiten (1787 ca. 13 % der Bevölkerung). Im 19. Jahrhundert entwickelte sich vor allem Räterschen an der Verkehrsachse Winterthur-St. Gallen, ausgehend von der alten Mühlesiedlung: 1817 und 1824 Gründung von mechanischen Spinnereien, 1833-1838 Ausbau der Staatsstrasse, 1855 Bahnanschluss, 1877-1914 Kanalisierung der Eulach, 1888 Zündholzfabrik, 1900 Landerziehungsheim. In der Zwischenkriegszeit entstanden erste Überbauungen am Abhang zwischen Elsau und Räterschen bzw. Unterschottikon. Nach Wachstumsschüben in den 1950er und 1970er Jahren (Wohnbauten v.a. in Elsau und Räterschen, Industriezone bei Rümikon) wandelte sich Elsau zur Agglomerationsgemeinde Winterthurs mit hohem Wegpendleranteil (2000 mehr als zwei Drittel) und Ansätzen zur Zentrumsbildung in Räterschen.

Quellen und Literatur

  • J. Winteler, Elsau, 1990
  • Kdm ZH 8, 1986, 334-363
  • Der Landbote, 6.10.2003; 26.11.2003
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Ueli Müller: "Elsau", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.10.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000146/2005-10-17/, konsultiert am 19.03.2024.