Mutten

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Region Viamala, seit 2018 Teil der Gemeinde Thusis. Die südlich über der Schinschlucht gelegene Dreistufensiedlung umfasst Untermutten (ganzjährig bewohnt, 1394 m), Stafel (1761 m) und Obermutten (1860 m). 1363 unz uff die Mutten (nicht belegt), 1549 Hans ab Mutten, romanisch Mut. 1803 98 Einwohner; 1850 132; 1900 193; 1910 99; 1950 125; 2000 80; 2010 80; 2017 61.

Mutten: Situationskarte 2017 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.
Mutten: Situationskarte 2017 (Geodaten: Bundesamt für Statistik, Swisstopo, OpenStreetMap) © 2019 HLS.

In Mutten befanden sich ursprünglich die Alp- und Maiensässgüter von Stierva und Zillis. Die Vazer Territorialherren scheinen das Gebiet nach 1300 mit Walsern besiedelt zu haben. Mit Stierva bildete Mutten ein Viertel der Gerichtsgemeinde Obervaz, besass aber einen eigenen Ammann und ab 1655 ein Ehegericht. Kirchlich gehörte Mutten zu Stierva. 1582 trat es zur Reformation über. Kirchen entstanden 1583-1584 in Untermutten und 1718 in Obermutten. Die Bewohner lebten von Viehwirtschaft und vom Ackerbau mit Feldern in isolierter, nur über prekäre Fusswege erreichbarer Lage. Die Alpwirtschaft auf drei Stufen bedingte den Ortswechsel der ganzen Bevölkerung im Jahreslauf. Im Kreis Alvaschein des Bezirks Albula (1851-2015) war Mutten die einzige deutschsprachige und reformierte Gemeinde. Die 1869 erbaute Strasse (seit 1903 mit Anschluss an die Station Solis an der Albulalinie der Rhätischen Bahn) ermöglichte einen bescheidenen Tourismus. 1946 brannte ein grosser Teil von Obermutten nieder. 2005 stellte der 1. Sektor 83% der Arbeitsplätze.

Quellen und Literatur

  • Hotzenköcherle, Rudolf: Die Mundart von Mutten. Laut- und Flexionslehre, 1934 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik, 19).
  • Poeschel, Erwin: Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal, 1937, S. 290-292 (Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, 2).
  • Menolfi, Jakob: Die Gemeinden Graubündens, 1985.
Weblinks
Weitere Links
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
1363: unz uff die Mutten (Beleg fehlt)
1549: Hans ab Mutten
Endonyme/Exonyme
Mut (romanisch)
Mutten (deutsch)

Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Mutten", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.12.2019. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001411/2019-12-16/, konsultiert am 16.04.2024.