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Alvaschein

Ehemalige politische Gemeinde des Kantons Graubünden, Kreis Alvaschein, Bezirk Albula, bildet seit 2015 mit Alvaneu, Brienz/Brinzauls, Mon, Stierva, Surava und Tiefencastel die neue politische Gemeinde Albula/Alvra. In verkehrsgünstiger Lage am Zugang zu Julier- und Albulapass auf einer Terrasse nordöstlich über der Albula gelegen. 1154 Alvisinis, 1551 erste romanisierte Version Dalvaschain, romanisch Alvaschagn. 1850 156 Einwohner; 1900 276 (Bahnbau); 1950 208; 2000 154.

Auf Gemeindegebiet kamen bronzezeitliche Werkzeuge und, 1869 beim Bau der Schynstrasse, vergoldete hochmittelalterliche Reliefplatten ungesicherter Herkunft zum Vorschein. Alvaschein war vermutlich Zollstation im Grenzbereich der Herrschaften der Freiherren von Vaz und des Bischofs von Chur. Bis zur Aufhebung des nahen Frauenklosters Mistail 1154 gehörte Alvaschein kirchlich dorthin, danach zu Tiefencastel. 1653-1657 erfolgte der Bau der barocken Pfarrkirche St. Joseph in Alvaschein durch Kapuziner, die sie bis 1922 betreuten. Ein bemerkenswertes Haus von 1580 mit Sgraffiti (Franz Appenzäller, Hans Ardüser der Jüngere) überstand mit der Kirche den Brand von 1745. Seit 1400 besitzt Alvaschein die Alpen in Altein bei Davos. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde vorwiegend Viehwirtschaft betrieben. Eine Güterzusammenlegung führte 1950 zur Verminderung von 676 auf 113 Einzelgrundstücke; 1990 bestanden nur noch vier landwirtschaftliche Betriebe. Arbeitsmöglichkeiten in der Nähe (1870 Schynstrasse, 1900 RhB, 1905 Kraftwerk Niselas, 1980 Autostrasse) beeinflussten im 19. und 20. Jahrhundert wiederholt den Bevölkerungsstand. 1903-1906 und 1929-1964 baute die Gips-Union AG Zürich in Alvaschein Gips ab. Bis 1980 an der Durchgangsstrasse gelegen, ist Alvaschein seither wegen des Umfahrungstunnels isoliert. Auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde befinden sich nahe der mittelalterlichen Furt die drei 80 und 90 m hohen Soliserbrücken von 1869, 1902 (Bahn) und 1980. Bis 1950 sprachen fast alle Einwohner rätoromanisch, 1990 noch ca. 50%. Eine Schule besteht seit 1845 (Schulhausbau 1890, 1893 21 Schüler, 1966 28, 1983 5, daher bis 1991 Konsortium mit Tiefencastel). Die Wasserlieferung an den Stausee Niselas des Elektrizitätswerkes der Stadt Zürich (1989 vergrössert) ermöglicht einen günstigen Steuerfuss. 1990 entstand ein Schul- und Mehrzweckgebäude. 2001 schafften die fünf Gemeinden des Kreises Alvaschein die bisher turnusgemäss auch in Alvaschein während 150 Jahren durchgeführte Landsgemeinde ab.

Quellen und Literatur

  • Kdm GR 2, 1937 (19752), 266-280
  • Gem. GR
Weblinks
Weitere Links
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Zitiervorschlag

Gion Peder Thöni: "Alvaschein", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 01.12.2016. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001409/2016-12-01/, konsultiert am 19.03.2024.