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Kosmetik

Kosmetik (griechisch kosmetike = Kunst des Schmückens) bedeutet allgemeine Körper- und Schönheitspflege, insbesondere die Kunst der Erhaltung, Verschönerung und Wiederherstellung vor allem der äusseren Teile (Gesicht, Haare, Hände) des menschlichen Körpers. Sie umfasst unter anderem die kosmetische Behandlung in Kosmetiksalons, die kosmetische Chirurgie, die Produktion von und den Handel mit Kosmetika.

Die Herstellung wohlriechender ätherischer Öle, Wässer und Puder, reinigender Seifen, pflegender Salben, tönender Schminken und färbender Extrakte aus pflanzlichen und tierischen Substanzen sowie der weiträumige Handel mit Grundstoffen und Fertigprodukten war zu allen Zeiten und bei allen Völkern verbreitet. Ausgehend von den alten Parfümeriezentren Montpellier und Grasse (Provence) am Mittelmeer, entwickelte sich in Paris vom 16. Jahrhundert an eine Parfümindustrie, deren zünftige Handwerke der Parfüm- und Puderhersteller zu den lukrativsten zählten. Rezeptbücher überlieferten Geruchs- und Geschmacksvarianten. Die Anwendung von Kosmetika gehörte in der höfischen Gesellschaft des Ancien Régime zum Alltag. Frankreichs Kosmetika wurden damit zum europäischen Exportschlager.

Schweizerische Duftstoff- und Kosmetikindustrie

Kosmetika wurden in der Schweiz weitgehend eingeführt. Im 19. Jahrhundert ging die von Rohstoffimporten abhängige kleingewerbliche Seifensiederei auf den Fabrikbetrieb über. Nach Versuchen von Basler Teerfarbenfabriken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Duftstoffe synthetisch herzustellen, baute sich ab den 1890er Jahren eine schweizerische Duftstoffindustrie auf, die bis heute neben natürlichen vor allem synthetische Duft- und Aromastoffe als Basis- und Hilfsprodukte der Kosmetikindustrie herstellt. Nach dem Aufkauf kleinerer Firmen (1929 Mühlethaler SA Nyon, 1948 Flora AG Dübendorf) konzentriert sie sich in Genf (1895 Chuit & Naef, später Firmenich; 1899 Givaudan) und Dübendorf.

Kosmetikindustrie und Kosmetikinstitute in der Schweiz

Duftstoff- und Kosmetikindustrie ab 1985
JahrArbeitsstättenBeschäftigte
19851364 308
1991 1624 435
1995 1533 764
20011694 358
20051484 731
Kosmetikinstitute ab 1955
JahrArbeitsstättenBeschäftigte
1955323416
1965 8301 201
1975 5471 027
19851 7222 822
19911 7302 593
19952 0283 300
20012 1553 611
20052 0763 787
Kosmetikindustrie und Kosmetikinstitute in der Schweiz -  Betriebszählungen

Die exportorientierte Industrie zeichnet sich durch hohe Spezialisierung aus, eng verbunden mit wissenschaftlicher Laborforschung zur Kreation neuer Duftstoffe und zu Verträglichkeitstests, teils in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Pioniere wie die Chemiker Philippe Chuit, Léon Givaudan und Leopold Ružička prägten die Forschung, die nach Analysen der natürlichen Geruchsträger zu neuen synthetischen Düften gelangte. Auf wissenschaftlichen Entdeckungen baut der Weltruf der schweizerischen Duftstoffindustrie und die führende Stellung der grössten Firmen Givaudan-Roure und Firmenich auf dem Weltmarkt auf. Parallel zur Duftstoffindustrie entwickelte sich eine vielfältige schweizerische Kosmetikindustrie (u.a. Doetsch Grether, Steinfels, Trybol, später Rausch, Biokosma, Mibelle). Die führenden ausländischen Häuser gründeten Handels- und teils Fabrikniederlassungen in der Schweiz, nach 1918 europäische wie etwa Schwarzkopf, Yardley, Beiersdorf, Wella, L'Oréal und Elida Fabergé, nach 1945 auch amerikanische wie Estée Lauder, Max Factor und Procter & Gamble. 1934 gründeten 19 schweizerische und in der Schweiz niedergelassene ausländische Firmen den Verband der Schweizerischen Kosmetikindustrie (2005 rund 60 Mitglieder). Die Duftstoff- und Kosmetikindustrie machte als teilweise Luxusindustrie seit je die allgemeinen Konjunkturschwankungen mit (u.a. Zunahme nach 1975, Rückgang nach 1991).

Kosmetik im Alltag

Werbeplakat von Martin Peikert für einen Badezusatz der Marke Bella, 1948 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat von Martin Peikert für einen Badezusatz der Marke Bella, 1948 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).

Der steigende Lebensstandard ab 1950 hob auch in der Schweiz den Pro-Kopf-Verbrauch von Kosmetika stark an, wobei über zwei Drittel der verkauften Produkte im Inland hergestellt wurden. Nach 1970 verlagerte sich deren Verkauf vom Fachhandel (Parfümerien, Drogerien, Apotheken) zu Discountern, Warenhäusern und Grossverteilern (1994 87%). Wie in anderen europäischen Ländern sind Kosmetika dem Lebensmittelgesetz unterstellt (Kosmetikrecht von 1995) mit konsumentenschützerischen Richtlinien für das Marketing (1970). 1958 gründeten Kosmetikerinnen einen ersten Berufsverband, den Schweizerischen Verband für Kosmetik, der 2000 zusammen mit dem Fachverband der Schweizer Kosmetikerinnen zum Fachverband für Kosmetik fusionierte, während die 1993 gegründete Vereinigung Schweizer Verbände für Kosmetik aufgelöst wurde. Seit 1967 besteht der Schweizerische Verband selbständiger Kosmetikerinnen und Kosmetiker. 1993 entstand der Dachverband Union suisse des associations d'esthétique (USAE). Seit 1971 zählt die Tätigkeit mit dreijähriger Lehrzeit zu den eidgenössisch anerkannten und geregelten Berufen.

Quellen und Literatur

  • HSVw 1, 330-332
  • Das Gewerbe in der Schweiz, 1979, 159
  • Les flacons de la séduction, Ausstellungskat. Lausanne, 1985
  • E. Heymann, Haut, Haar und Kosmetik [...]: Handbuch für Körperpflegeberufe, Apotheker und Dermatologen, 22003
Weblinks

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Kosmetik", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014013/2008-10-30/, konsultiert am 28.03.2024.