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Bekleidungsindustrie

Der Begriff Bekleidungsindustrie beinhaltet heute im Wesentlichen die industrielle Herstellung von Kleidung (ohne Schuhindustrie, teils ohne Wirkerei und Strickerei). Handwerkliche Betriebe der Bekleidungsbranche (z.B. Massschneiderei) werden dem Gewerbe (Handwerk) zugezählt. Schwieriger ist die Zuordnung gemischtbetrieblicher Formen wie Masskonfektion mit handwerklichem Zuschnitt und industrieller Kleiderfertigung oder industrielle Produktion mit Anteil an handwerklicher Heimarbeit.

Bekleidungshandwerke vor 1800

In den mittelalterlichen Städten gehörten die Schneiderei und die Schuhmacherei zu den unentbehrlichen Bekleidungshandwerken, um die sich – nach Moden wechselnd – andere gruppierten: Die Kürschnerei (Gerberei) war dank der Vorliebe des Mittelalters für Pelzwerk bis ins 16. Jahrhundert bedeutender als später; die Hutmacherei expandierte im 15. und 16. Jahrhundert mit modisch hohen Filzhüten (berühmt der Basler Kegelhut), die Barettmacherei im 16. Jahrhundert mit runden, viereckigen, bunten oder zur Amtstracht (Geistliche, Richter, Professoren) erstarrten schwarzen Baretten; Perücken- und Hutmacher prägten im 17. und 18. Jahrhundert die Mode mit Haartrachten, Drei- und Zweispitz. Der grosse Bedarf an Halbfabrikaten (Garne, Tuche, Leder) und modischem Zubehör bei Schneidern (Spitzen, Federn, Borten, Knöpfe, Haken, Ösen, Gürtel) und Schuhmachern (Schnallen, Laschen) bezog weitere Handwerke in die Bekleidungsbranche ein, vor allem Weber (Leinen-, Woll-, Baumwoll-, Seidenweber, Textilindustrie) und Gerber, aber auch Gürtler, Nadler, Knopfmacher, Bandweber und Posamenter. Als Anfang des 16. Jahrhunderts die spanische Hofmode der gestrickten und gewirkten Beinkleider auch in schweizerischen Städten aufkam, nahm eine Reihe neuer Handwerke raschen Aufschwung: Hosen- und Strumpfstricker (sogenannte Lismer), die auch Handschuhe, Barette und Wollmützen strickten, mit der Erfindung des Strumpfwirkstuhls (1589) auch Strumpfwirker und Strumpfweber.

Vom 13. bis 14. Jahrhundert an bildeten in den Städten der Deutschschweiz (später auch der West- und Südschweiz) Kürschner, Schneider und Schuhmacher, diese teils mit den Gerbern, eigene Zünfte, am frühesten die Basler Kürschner 1226. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden neben den grossen Meisterschaften eigenständige Gesellenverbände. Spätere Bekleidungs- und Zulieferhandwerke inkorporierten sich bei bestehenden Zünften, je nach Stadt bei Schneidern, Webern oder Krämern (z.B. Hutmacher, Hosenlismer). Nicht Serienherstellung (Konfektion) war die Regel, sondern Massanfertigung in der eigenen Werkstätte. Im 17. und 18. Jahrhundert gehörten Schneider und Schuhmacher zu den teils von Hintersassen betriebenen Armeleutehandwerken. Obschon in Werkstätten neben dem Meister auch Frau und Kinder arbeiteten, war Frauen mit Ausnahme der Weissnäherei selbstständige Berufsarbeit untersagt.

Mit dem Bevölkerungswachstum des 16. Jahrhunderts entwickelten sich die Handwerke der Schneider, Schuhmacher und Weber als Berufe der Grundversorgung auch auf dem Land. In einigen Landschaften – vor allem von Bern, Luzern, Solothurn und Basel, im südlichen Aargau, in der Inner- und später auch in der Ostschweiz – gründeten sie Landzünfte (Meisterschaften, Bruderschaften) nach städtischem Vorbild. Im Vergleich zur Stadt war das handwerkliche Angebot auf dem Land breiter, weil es die nichtprofessionelle Arbeit zu Tiefstlöhnen und den Störbetrieb zuliess, zumal Störschneider und Störschuhmacher wie Taglöhner zum bäuerlichen Haushalt gehörten. Der Anteil der Bekleidungsbranche am Landhandwerk war gross, zum Beispiel 30-40% im Zürcher Unterland. Bei Kleidern gab es eine Massennachfrage zu befriedigen. Darüber hinaus zogen die leicht erlernbaren Berufe mit kleinem Werkzeugbedarf massenhaft arme Leute der Kleinbauern- und Taunerschicht an und zählten daher zu den chronisch übersetzten Armeleutehandwerken.

Im Ancien Régime brachten Stricken und Strohflechten Verdienst für Arme: Ganze Familien arbeiteten im 17. und 18. Jahrhundert in Heimarbeit als Hosen-, Strumpf-, Kappen- oder Handschuhstricker, als Strohflechter, Hutnäher und Hutstaffierer (Hutausrüster), oft in Verbindung mit landwirtschaftlicher Taglöhnerei. Einheimisches Leinengarn und Roggenstroh waren für Stricker und Flechter erschwinglich, die teils für Verleger (Verlagssystem), teils auf eigene Rechnung arbeiteten und ihre Ware dann selbst auf Märkten oder grossräumig als Hausierer feilhielten. Im 17. Jahrhundert waren Hosen- und Strumpfstrickerei im bernischen Oberaargau, im Aargau, im Zürcher Unterland (Rümlang) und als Heimindustrie im Baselbiet verbreitet. Im 18. Jahrhundert erstarkte die Strumpfwirkerei und Strumpfweberei im Baselbiet und Aargau zur bedeutenden Heimindustrie, ebenso das Strohflechten und Hutnähen im Freiamt (Wohlen AG) und im Rafzerfeld (Hüntwangen, Wil ZH).

Die Bekleidungsindustrie im 19. und 20. Jahrhundert

Wirkerei und Strickerei

Früher als in anderen Branchen der Bekleidungsindustrie kam in der Strickerei und Wirkerei die Fertigkleiderproduktion (Strümpfe, Handschuhe, Mützen) im Verlagssystem auf. Um 1800 hatten Basler Wollhändler über 600 Wirkstühle zur Herstellung elastischer Stoffe bei Heimarbeitern installiert. Verbreitet waren die Handstrickerei und Maschinenwirkerei auch in den Regionen Bern, Genf und Solothurn. Danach wurden aufgrund der veränderten Mode kaum noch gewirkte Bekleidungsartikel hergestellt. Die Branche erlangte erst wieder Bedeutung, nachdem die Strickmaschine (1866), der Rundwirkstuhl (1861) und der Cottonstuhl mit automatischer Veränderung der Maschenzahl (1868) das Wirken von Unter- und Oberkleidern zuliessen. Die Zentren lagen nun in den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft und Thurgau. Als billige Massenware fanden die Produkte grossen Absatz. Um 1900 entwickelten sich die Feinstrickerei und Wirkerei zu wichtigen Exportbranchen. In den 1920er Jahren wurde das Verlagssystem von Grossbetrieben verdrängt. Zahlreiche Zwergbetriebe lebten jedoch fort und beschäftigten noch 1939 ca. 2500 Arbeitskräfte. Trotz des Verlustes von Marktanteilen an die amerikanische Konkurrenz (Nylonstrümpfe) verzeichnete die Branche bis in die 1960er Jahre ein Wachstum.

Auf dem Weg zur Konfektionsindustrie: Kleidung aus gewobenen Stoffen

Von den 1820er Jahren an wurden in Frankreich Arbeiterkleidungen, in Deutschland Damenmäntel konfektioniert. In grossen Mengen wurden diese bis 1870 vorwiegend als Altkleider, später als preisgünstige Massenprodukte in die Schweiz importiert. Den Vertrieb besorgten Detailgeschäfte, die zunehmend selbst Schneider einstellten, um Änderungen vorzunehmen bzw. das Angebot durch eigene Konfektion zu ergänzen. Die ersten reinen Konfektionsbetriebe entstanden nach 1840 für Baumwoll-, nach 1875 für Woll- und nach 1880 für Wäscheartikel. Das Schneidergewerbe war dagegen kaum an der Entstehung der Bekleidungsindustrie beteiligt.

Werbeplakat für PKZ. Farblithografie von Herbert Matter, 1928 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste).
Werbeplakat für PKZ. Farblithografie von Herbert Matter, 1928 (Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, Zürcher Hochschule der Künste). […]

Bis zum Ersten Weltkrieg konnte die Konfektionsindustrie nur wenig vom wachsenden Bekleidungsmarkt profitieren. 1910 beschäftigte das Schneidergewerbe noch 62'400, die Konfektionsindustrie nur 5822 Arbeitskräfte. Bessere handelspolitische Rahmenbedingungen während und nach dem Krieg (Handelsbeschränkungen, Einfuhrkontingentierungen 1920-1923 und 1932, Zolltarifrevisionen 1920 und 1922) erlaubten die Substitution der Importe durch Eigenproduktion, wodurch der Markt die kritische Grösse für eine industrielle Produktion erlangte. Die Konfektionierung setzte sich in den Branchenzweigen unterschiedlich rasch durch. Besonders Wäscheartikel und Herrenkleider eigneten sich für die Massenproduktion, da sie der Mode wenig unterworfen waren und den Körpermassen kaum angepasst werden mussten. Die Wäscheindustrie war deshalb von Anfang an in Grossbetrieben konzentriert, die aber bis in die 1930er Jahre vorwiegend in Hausarbeit produzieren liessen. Die Herrenkonfektion stellte im 19. Jahrhundert vor allem einfache Hemden und Arbeiterkleider in nur sechs verschiedenen Grössen her. Anders als in den USA liess es der kleine Absatzmarkt nicht zu, eine breite Palette von Normgrössen anzubieten. Trotzdem wurden ab 1890 auch ganze Herrenanzüge konfektioniert. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb die Bekleidungsindustrie auf den städtischen Markt ausgerichtet, und die nur spärlich mechanisierten Grossbetriebe konkurrenzierten das Gewerbe kaum.

Mit anfänglich grösseren Schwierigkeiten hatte die Damenkonfektion zu kämpfen. Lediglich Mäntel, Blusen, Unterröcke und Schürzen liessen sich als Stapelwaren herstellen. Die anderen Kleidungsstücke erforderten eine Anprobe. Einer Serienproduktion standen auch die Artikelvielfalt, häufige Modewechsel und starke saisonale Absatzschwankungen im Weg. So entstanden nicht Gross-, sondern Mittelbetriebe, in denen nur die anspruchsvollen Tätigkeiten (Zuschneiderei, Flicknäherei, Muster- und Knopflochherstellung) zentralisiert wurden. Die Näharbeiten verrichteten Heimarbeiterinnen. Diese Arbeitsteilung bewährte sich, da die kleinen Stückzahlen den Einsatz von Nähmaschinen mit mehreren Nadeln nicht zuliessen. Bis in die 1940er Jahre blieb die Bekleidungsindustrie wenig mechanisiert. Da an Zuschneid- und Knopflochmaschinen in den Fabriken Männer beschäftigt wurden, sank der Frauenanteil auf ca. 95%. Das Verlagssystem ermöglichte auch die konfektionierte Herstellung von Kostümen, wodurch der Anteil der Konfektionsware an den produzierten Kleidern kontinuierlich stieg; 1940 betrug er 60-70%.

Betriebe und Personal in der Bekleidungsindustrie 1888-2005a

 Gewerbliche KonfektionsindustrieWirkerei und Strickerei
 BetriebePersonalHeimarbeitBetriebePersonalHeimarbeit
 BetriebszählungFabrikstatistik Fabrikstatistik BetriebszählungFabrikstatistik Fabrikstatistik 
1888   573    2 009 
1895 78 1 357  44 2 299 
1901 119 2 5381 773 48 2 8513 544
190528 819 47 662  665 4 885  
192914 60442849 54711 7136 5301 14816813 83610 9871 631
1937 567 16 9715 953 163 10 087967
193917 809 51 496  921 12 857  
195511 838 49 144  999 13 579  
1956 794 28 3198 542 212 10 8891 548
19655 93987547 05233 265 41323314 17712 854 
19752 63954725 87121 929 2081747 1509 587 
19851 40331715 46513 543 152764 9734 519 
19951 074 11 087  54 1 894  
2005739 4 860  25 511  

a Aufgrund wechselnder Erhebungspraxis sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar. Zeitweise wurden Zahlen zur Industriebranche sowohl über die Fabrikstatistik (ab 1882, nach 1965 Industriestatistik, letztmals 1989) als auch über die eidg. Betriebszählungen (ab 1905) erhoben.

Betriebe und Personal in der Bekleidungsindustrie 1888-1995 -  Historische Statistik der Schweiz; Bundesamt für Statistik

Betriebsorganisation

Nach 1910 setzte sich die in der Damenkonfektion bewährte Arbeitsteilung auch in den anderen Branchenzweigen (einschliesslich Masskonfektion) durch. Bis in die 1920er Jahre galten Maschinennähte als minderwertig und durften nur an unsichtbaren Stellen angewendet werden. Nach der Lockerung dieser Regel stieg der Frauenanteil auch in der zuvor von Männern dominierten Herrenkonfektion, bis er 1937 74% erreichte.

Kleiderherstellung war lange kaum rationalisierbar. Heimarbeit erlaubte die Senkung der Kosten. Heimarbeiterinnen konnten flexibel eingesetzt werden und waren dank tiefen Lohn- und Fixkosten (Maschinen, Arbeitsräume) ausgesprochen billig. Grössere Unternehmen arbeiteten mit Zwischenmeistern, die die Arbeit der Heimarbeiterinnen kontrollierten bzw. zentralisierten. Bei Zwischenmeistern Beschäftigte waren nicht den Schutzbestimmungen des Fabrikgesetzes unterstellt, und im Allgemeinen galten längere Arbeitszeiten bei tieferen Akkordsätzen. Die Verbreitung dieser Betriebsform (sweat-shop) ist schwer abschätzbar, dürfte aber geringer als in ausländischen Produktionszentren gewesen sein und ging seit dem Zweiten Weltkrieg zugunsten der Grossbetriebe zurück.

Um 1900 rekrutierte die Bekleidungsindustrie etwa ein Drittel der Heimarbeiterinnen aus dem unteren Mittelstand. Diese jungen Frauen waren in Frauenarbeitsschulen zu Näherinnen ausgebildet worden. Doch Nähen galt ihnen nicht nur als Erwerbsarbeit, sondern auch als Vorbereitung auf die künftigen Aufgaben als Hausfrau. Weniger auf den Lohn angewiesen, galten sie oft als Lohndrückerinnen und trugen zum tiefen Lohnniveau in der Bekleidungsindustrie bei. Ihren Platz als Billigarbeitskräfte nahmen nach dem Zweiten Weltkrieg die in überdurchschnittlich hoher Zahl beschäftigten Ausländerinnen ein (1995 66%).

Konkurrenzverhältnisse

Ende der 1930er Jahre erreichte die schweizerische Bekleidungsindustrie auf dem Binnenmarkt beinahe 100% Marktanteil, verlor ihre Dominanz nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch rasch. Trotz sinkender Marktanteile vermochte eine seit den 1960er Jahren abnehmende Zahl von Betrieben und Beschäftigten die Produktion bis 1978 zu steigern. Besonders die Zahl der Kleinstbetriebe und kleinen Produktionsstätten grosser Unternehmen nahm seit den 1960er Jahren ab. Weiterhin erfolgreich exportierten Ende des 20. Jahrhunderts die Damenkonfektions- und die Wäscheindustrie. Ein im internationalen Vergleich nur geringer Teil der Importe stammte direkt aus Niedriglohnländern. Hoch waren hingegen die Einfuhren von Unternehmen in EU-Ländern (v.a. Deutschland), die teilweise in Billiglohnländern produzieren liessen. Die mehrheitlich klein- und mittelbetrieblich strukturierte schweizerische Bekleidungsindustrie verzichtete lange darauf und verlor so an Konkurrenzfähigkeit. Erst in jüngster Zeit haben auch schweizerische Unternehmen begonnen, Teilproduktionen (Näharbeiten) in Niedriglohnländer auszulagern. 1995 trugen diese über 10% des Umsatzes der schweizerischen Bekleidungsindustrie bei. Wichtigster Partnerstaat in diesem sogenannten passiven Veredelungsverkehr war Ende der 1990er Jahre Ungarn, gefolgt von Russland.

Aussenhandel in Konfektion und Wirkerei/Strickerei (in Mio. Fr.) 1805-1995

JahrExporteImporte 
 Totalaus Deutschlandaus Frankreichaus Italienaus HongkongTotal
18052,7    9,1
19054,2    16,5
191524,820,15,30,8 29,3
192564,823,525,12,4 60,3
19358,016,14,21,7 32,2
194532,70,60,3  1,8
1955143,334,410,0  112,5
1965219,5119,659,156,211,1419,8
1975475,7311,8208,3206,8106,31'371,1
1985763,8877,3342,5654,8266,33'255,0
1995811,01'378,9403,7726,3139,84'242,0
Aussenhandel in Konfektion und Wirkerei/Strickerei (in Mio. Fr.) 1805-1995 -  Aussenhandelsstatistik

Regionale Verteilung

Auf den städtischen Markt ausgerichtet, konzentrierte sich die Bekleidungsindustrie ursprünglich vor allem in den Städten Zürich und St. Gallen. Um 1940 begannen Unternehmen Teilproduktionen in ländliche und grenznahe Regionen mit tiefen Lohnkosten zu verlagern. Mit der zunehmenden internationalen Konkurrenz in den 1960er Jahren verschärfte sich diese Tendenz. Vor allem die Zürcher Bekleidungsindustrie verlagerte die Produktion zunehmend in das Tessin, das inzwischen zum wichtigsten Standortkanton aufgestiegen ist. 1987 entfielen auf die sechs wichtigsten Kantone Tessin, St. Gallen, Aargau, Thurgau, Luzern und Zürich 76% der in der Bekleidungsindustrie Beschäftigten.

Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände

Seit ihren Anfängen stand die schweizerische Bekleidungsindustrie unter Druck der rationeller produzierenden ausländischen Konkurrenz. Wichtiges Ziel der zahlreichen Unternehmerverbände, unter anderem des Verbands schweizerischer Herrenkonfektions-Industrieller (gegründet 1899) und des Schweizerischen Verbands der Konfektions- und Wäscheindustrie (gegründet 1919) war daher die Durchsetzung ähnlich hoher Einfuhrzölle, wie sie die Nachbarstaaten kannten. 1943 gründeten diese beiden Verbände zusammen den Exportverband schweizerischer Bekleidungsindustrie (einschliesslich Wirkerei). Die Interessen der Branche vertrat ab 1972 der Gesamtverband der Schweizerischen Bekleidungsindustrie (swissfashion), der 1998 mit dem Textilverband zum Textilverband Schweiz, Gesamtverband der Schweizerischen Textil- und Bekleidungsindustrie fusionierte.

Auf Arbeitnehmerseite schloss sich der 1891 gegründete Schweizerische Schneider- und Schneiderinnenverband 1918 mit dem Schweizerischen Coiffeurgehilfenverband zusammen. Der daraus hervorgegangene Verband der Bekleidungsindustrie und verwandter Berufe der Schweiz fusionierte 1923 mit dem Schweizerischen Lederarbeiter-Verband zum Schweizerischen Bekleidungs- und Lederarbeiterverband. Dieser wurde 1930 aufgrund seiner kommunistischen Positionen aus dem SGB ausgeschlossen und 1938 aufgelöst. An seine Stelle trat der 1930 mit Hilfe des SGB gegründete Verband der Bekleidungs- und Ausrüstungsindustriearbeiter (ab 1939 Verband der Bekleidungs-, Leder- und Ausrüstungsarbeiter der Schweiz, VBLA), dem der 1904 gegründete Schweizerische Hut- und Mützenarbeiterverband und der 1942 gegründete Heimarbeiterverband der Konfektions- und Wäscheindustrie angeschlossen waren. 1992 wurde der VBLA in den Smuv integriert.

Quellen und Literatur

  • Bekleidungsindustrie-Dok., 1979-97 (Reihe)
  • Textil- und Bekleidungsindustrie 1997, 1998 (Reihe)
Bekleidungshandwerke vor 1800
  • A.-M. Dubler, Handwerk, Gewerbe und Zunft in Stadt und Landschaft Luzern, 1982
  • T. Meier, Handwerk, Hauswerk, Heimarbeit, 1986
Die Bekleidungsindustrie im 19. und 20. Jahrhundert
  • HWSVw 2, 752-766
  • Über die Lage in der schweiz. Herrenschneiderei, Massschneiderei und Konfektion, 1940 (Die Volkswirtschaft, Sonderh. 38)
  • A. Justitz, Die schweiz. Kleiderkonfektionsindustrie und Massschneiderei, 1943
  • E. Fahrländer, Die schweiz. Wirkerei- und Strickereiindustrie, 1946
  • HSVw 1, 213-219
  • W. Bodmer, Die Entwicklung der schweiz. Textilwirtschaft im Rahmen der übrigen Industrien und Wirtschaftszweige, 1960
  • K. Hausen, «Techn. Fortschritt und Frauenarbeit im 19. Jh.», in Gesch. und Gesellschaft 2, 1978, 148-169
  • J. Rohrer, Die Wettbewerbsfähigkeit der schweiz. Bekleidungsindustrie, 1982
  • Verflixt und zugenäht!, hg. von M.-L. Barben, E. Ryter, 1988
  • F.-W. Döring, Vom Konfektionsgewerbe zur Bekleidungsindustrie, 1992
Weblinks

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler; Niklaus Stettler: "Bekleidungsindustrie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.02.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013971/2011-02-25/, konsultiert am 29.03.2024.